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Monat: Oktober 2024

Du lebst nur einmal – Teil 13: Sperrmüll

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Mit Beginn der Arbeitswoche nimmt mich wieder die Arbeit so in Beschlag, dass ich kaum Zeit habe, meine Gedanken frei schweifen zu lassen. Sie sind voll und ganz damit beschäftigt, auf der Arbeit Probleme zu lösen. Die Zeit abseits meiner Arbeit und meine übrig gebliebene Gedankenkapazität verwende ich dafür, die häuslichen Pflichten zu erfüllen, bevor ich gegen acht Uhr abends übermüdet ins Bett falle.
Doch diese Routine wird unterbrochen, als ich Mittwochnachmittag nach Hause komme und in meinem Wohngebiet überall kubikmeterweise Sperrmüll stehen sehe. Als ich diese Reste unserer Wohlstandsgesellschaft sehe, beginnen meine Gedanken zu rumoren und selbst meine Alltagsroutine, die mich unter der Woche funktionieren lässt, schafft es nicht mehr, sie zum Verstummen zu bringen. Der Grund dafür ist, dass etliche Dinge, die dort auf den vielen Haufen liegen, noch nutzbar wären, aber aussortiert wurden, da sie scheinbar den Geschmack der Besitzer nicht mehr treffen. Doch nicht nur das, bei vielen Dingen, die sich auf den Haufen befinden, sieht man, dass sie aus einer Laune oder einem Trend heraus gekauft wurden und nicht mit der Absicht, sie über einen längeren Zeitraum zu nutzen. Es sind teilweise Möbel mit kurzer Lebensdauer, die möglichst billig produziert und bei deren Konstruktion bereits der schnelle Verschleiß eingeplant wurde. Es sind Dinge, die die Menschen immer und immer wieder kaufen sollen, um so den Konsum hochzuhalten.

Du lebst nur einmal – Teil 12: Der Kater

Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Auf dem Rückweg von meiner Wanderung beschließe ich noch meinen Eltern und dem Haus, in dem ich eineinhalb Dekaden meines Lebens verbrachte, einen Besuch abzustatten. Als ich das Haus erreiche, ist es bereits später Nachmittag, und als ich klinge und mir die Haustür geöffnet wird, sitzt schon der Kater in der Tür und schaut mich missmutig an. Er hat mir scheinbar immer noch nicht verziehen, dass ich vor vier Jahren ausgezogen bin und ihn hier zurückließ, aber eine Wohnung in der Stadt, ohne Freigang, wäre für ihn, der immer Freigänger war und seinen eigenen Kopf hatte, nichts gewesen.

Du lebst nur einmal – Teil 11: Auf einer Aussichtsplattform

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Es ist Sonntag und nachdem ich in aller Herrgottsfrühe zu einer Wanderung aufgebrochen bin, stehe ich jetzt auf einer Aussichtsplattform am Rande eines Braunkohletagebaus und schaue in eine grün-schwarze Grube, die so weit reicht, wie mein Blick. Es ist ein Tagebau, in dem seit Jahrzehnten Braunkohle abgebaut wird und in dem sich selbst jetzt noch, Jahr für Jahr, weiter Bagger durch die Erde graben und die Kohle auf große Förderbänder werfen, die direkt ins Kraftwerk führen. Der Tagebau sieht aus, wie ein lebensbedrohlicher Ort, wobei sich an den Stellen, wo schon lange keine Bagger mehr fuhren, die Natur langsam den Raum zurückerobert, wobei sie das nur temporär schaffen wird, bevor schließlich der Tagebau, sollte Deutschland tatsächlich aus der Kohleverstromung aussteigen, geflutet wird.

Du lebst nur einmal – Teil 10: Der Spieleabend

Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Es ist Freitagabend und ein paar Freunde und ich haben uns zum Spieleabend getroffen. Jetzt sitzen wir zu viert am Tisch und spielen EXIT-Games und Wizard. Die zwei Arten von Gesellschaftsspielen spielen wir, da einige von uns nicht tagtäglich in Wettstreit treten möchten, sondern gemeinsam Rätsel und Aufgaben lösen und einige andere von uns nicht gerne als Teil einer Gruppe um einen gemeinsamen Sieg spielen, sondern gerne sich mit den andern messen möchten. Dadurch sind die Spiele ein Stück weit der Spiegel unserer Gesellschaft, in der einige zusammenarbeiten, um Probleme und Aufgaben zu lösen, während andere wiederum sich nur messen möchten, um zu zeigen, wie gut sie im Vergleich zu anderen sind.
Mir persönlich gefallen die kooperativen Spiele besser, da man da zusammen an der Lösung arbeitet und nicht nur für sich überlegt, wie man andere übertrumpfen kann. Dass Menschen andere Menschen übertrumpfen und zum Teil schlecht da stehen lassen möchten, begegnet mir schon im Alltag genug, in dem sich Menschen auf Kosten anderer bereichern und sich zum Teil mit fremden Federn schmücken, um gut dazustehen, gelobt oder befördert zu werden. Sie sind sich selbst die nächsten, während andere nur Mittel zum Zweck sind und dieses Verhalten soll ich dann noch in meiner Freizeit, beim Spielen, ertragen? Wohl eher nicht.
Aber so wie es in der Demokratie sein sollte, so ist es auch bei unseren Spieleabenden, wir stimmten ab und spielten dann meistens je zur Hälfte, kooperative Spiele und Spiele, in denen man im Wettstreit zueinander steht.