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Monat: November 2024

Du lebst nur einmal – Teil 14: Kulturelle Aneignung und Cancel culture

Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

Gerädert stehe ich auf. Mein Kopf brummt. Die halbe Nacht lag ich wach und habe gehustet, und das an einem langen Wochenende. Ich trinke reichlich Tee und lege mich wieder in mein Bett, doch schlafen kann ich nicht. Ich möchte ein Hörspiel hören, wie ich es schon die halbe Nacht tat, in der ich seit Langem mal wieder angefangen habe, die Hörspielserie TKKG von Anfang an zu hören. Wobei ich feststellte, dass mir die alten Folgen besser gefallen, als die neuen, in denen sich die Protagonisten immer weniger in der Natur aufhalten und eigentlich überall ihre Handys und Smartphones dabeihaben. In den frühen Folgen sind sie durch Wälder und Moore gestrichen und mussten nach Telefonzellen suchen, um jemanden zu erreichen. Heute haben Sie ein Handy oder Smartphones und können sofort jemanden anrufen, wo bleibt denn da die Spannung? Als ich so die Hörspiele höre, komme ich zur Folge 19 „Der Schatz in der Drachenhöhle“. Doch sosehr ich auch suche, ich kann sie bei keinem der Streamingdienste finden. Es wundert mich, dass es das Hörspiel nicht mehr geben soll, denn in meiner Kindheit besaß ich sogar die Kassette und sie war eine meiner beliebtesten Hörspielfolgen. Ich recherchiere kurz, warum sie nicht online verfügbar ist und lese, dass sie nicht digital veröffentlicht wurde, da es Jugendschutzbedenken gäbe und bestimmte Bevölkerungsgruppen negativ dargestellt würden. Ich überlege, worum es in der Folge ging. Es ging um eine Kanufahrt und eine Schatzkarte. Um eine Gruppe „Biker“, die eine Gruppe „Zigeuner“ gegen TKKG aufhetzten und darum, die versteckte Beute eines Raubes in der sogenannten Drachenhöhle zu finden. Ja, ich muss zugeben, die sogenannten „Zigeuner“ wurden nicht besonders gut dargestellt und heute würde man solch ein Hörspiel wahrscheinlich nicht mehr produzieren. Es war halt ein Kind seiner Zeit. Doch hätte man nicht mit einem Vorwort arbeiten und an dem Hörspiel aufzeigen können, dass zum einen die Stigmatisierung von bestimmten Bevölkerungsgruppen nicht gut ist und die Kriminalisierung von ihnen eben häufig dazu führt, dass ebendiese Menschen in die Kriminalität getrieben werden? Aber es ist, wie so häufig, eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, ein Blick zurück in den Spiegel, ist nicht gewünscht. Lieber wird die Vergangenheit verdrängt, in der Hoffnung, dass sie für immer vorbei ist, doch wenn man die Vergangenheit vergisst, neigen leider die meisten Menschen dazu, sie und ihre Fehler zu wiederholen, da sie eben nicht mehr um die Konsequenzen bestimmten Handelns wissen.