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Vom Versuch nicht „verrückt“ zu werden – Teil 29: Nachwort: Von den Monstern in uns und den Grenzen Zwischen Fiktion und Realität

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Nachdem ich den Roman fertiggestellt hatte, fragte ich mich, ob ich den Leser*innen vielleicht einen Blick aus der Sicht des Autors auf den Roman geben oder ob ich sie mit ihren Gedanken und Interpretationen alleinlassen sollte. Ich kam zu der Überzeugung, dass ich das Werk eigentlich für sich stehen lassen könnte, doch dann gab es da einige Begegnungen mit vermeintlichen Leser*innen, die begannen, das lyrische Ich mit dem Autor, also mir, gleichzustellen, wobei ich es immer wieder faszinierend finde, dass sie immer wieder Anspielungen auf das lyrische Ich machen, aber nicht zugeben wollen, den Roman gelesen zu haben.
Um diesen Menschen nicht die Blöße zu geben, sich absichtlich oder unabsichtlich outen zu müssen, hier ein kurzes Nachwort.

Das lyrische Ich und ich, der Autor, sind zwei verschiedene Wesen, das eine, aus Fleisch und Blut und das andere der Imagination entsprungen. Es mag sein, dass Gedanken, Beobachtungen und Erlebnisse, die ich machte, Einzug in das lyrische Ich hielten und mich die Entwicklung des lyrischen Ichs in meinem Denken beeinflusste, aber trotzdem sind und bleiben wir zwei getrennte Wesen.
Was die Monster, Dämonen und Kobolde betrifft, so sind es Personifizierungen von Eigenschaften, die jeder von uns in sich trägt. Sie machen unsere Gedanken und Gefühle greifbar und helfen uns, uns mit ihnen auseinanderzusetzen, oder sie lenken uns und bestimmen unser Leben. Sicherlich gibt es auch regenbogenfarbige Einhörner und andere Wesen, die für Glück und Zufriedenheit stehen und in uns leben, doch hätten sie nicht in die von mir niedergeschriebene Geschichte gepasst.

Ferner möchte ich noch etwas zu der Grenze zwischen Fiktion und Realität schreiben. Je mehr wir uns in digitalen Welten bewegen, desto anfälliger werden wir für Missinformationen, da die eigenen Erfahrungen fehlen und die persönliche Auseinandersetzung mit der Welt. Jeden Tag finden im Internet bewusst oder unbewusst kleine Verschiebungen der Grenze statt, die sich mit der Zeit aufsummieren und unseren Blick auf die Welt prägen. Unseren Blick, der uns das Erwartete, aber nicht das Wirkliche zeigt und uns Trugbilder bekämpfen oder falschen Idealen hinterherstreben lässt. Wir verlernen, die Welt mit klaren Augen zu sehen und sie so wahrzunehmen, wie sie ist, und das macht mir Angst, da ich bei vielen Bekannten erlebte, wie sie sich nach und nach in Scheinwelten flüchteten, besonders dann, wenn sie eine schwierige Phase durchmachten. Es wurden Feinde gesucht und gefunden, egal ob reale oder eingebildete, denn es musste ja etwas da sein, das einen herunterzog.
In diesem Zusammenhang erlebte ich auch häufig, dass sich die Menschen zurückzogen und selbst ihren Freunden und Familienangehörigen nicht mehr trauten, da sie ihre Probleme oder sollte ich sagen, ihre Welt, nicht wie sie sahen. Verbitterung machte sich dann nicht selten breit und diese Menschen stürzten in eine Spirale der Misanthropie, in der sie jegliches Angebot der Hilfe ablehnten. Nicht selten meinten sie, dass sie die Welt ja noch klar sähen und alle anderen sich gegen sie verschworen hätten.
Mit diesen Erfahrungen im Hinterkopf und mit der Geschichte, die ich schrieb, bleibt mir nur den Leser*innen meines Romans zu wünschen, dass sie die Welt so sehen, wie sie ist. Dass sie Freunde finden und ihnen auch vertrauen, wenn sie ihnen unbequeme Wahrheiten sagen. Dass sie sich trotz allem, an der Gesellschaft ihrer Freunde und Familienangehörigen erfreuen, denn eins ist gewiss, ein Leben in nicht selbst gewählter Einsamkeit und mit Dämonen, die einen stetig begleiten, ist kein schönes Leben.

Damit wünsche ich euch, werte Leser*innen, ein gutes und schönes Leben, auf dass ihr die Welt zu einem besseren Ort macht und auf eure Nächsten achtet.

Published inVom Versuch nicht „verrückt“ zu werden