Reifen quietschen und wenige Zentimeter vor meinen Beinen bleibt ein Auto stehen, das gerade eben schon einmal stand, aber plötzlich mit Vollgas anfuhr. Mein Herz pocht rasend und ich schaue durch die Frontscheibe des Autos, das mich beinahe überfahren hätte. Die Frau, wobei es auch ein Mann sein könnte, denn ähnlich Situationen habe ich auch schon mit männlichen Autofahrern erlebt, zeigt mir einen Vogel und zeigt auf die Fußgänger Ampel in meinen Rücken, die rot anzeigt, worauf hin ich auf die Fußgängerampel zeige, auf die ich zulaufe und die immer noch grün ist, aber die Frau nimmt die grüne Ampel nicht wahr oder will sie nicht wahrnehmen und zeigt immer weiter auf die rote Fußgängerampel in meinem Rücken und ich denke bei mir: „Schon wieder ein Autofahrer, der viel zu wenig zu Fuß unterwegs ist, denn sonst wüsste er, dass bei breiten Straßen, die einen Mittelstreifen mit Ampeln haben, die Ampeln zwischen den Fahrspuren meistens eher auf Rot schalten als die außen liegenden. Der Grund dafür ist, dass dadurch nur in Ausnahmefällen, sehr langsame Menschen, auf dem Mittelstreifen stehen bleiben müssen, während die, die in normalem Tempo die Straße kreuzen, zügig über den Mittelstreifen auf die andere Straßenseite wechseln können.“
Doch da nichts passiert ist, stelle ich das Zeigen auf die grüne Ampel ein und gehe weiter, wobei ich denke, dass viel mehr Menschen mal die Perspektive wechseln sollten, sodass sie beispielsweise anstatt mit dem Auto auch mal mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen sollten. Einfach einmal die Perspektiven wechseln, um die Besonderheiten im Verkehr der anderen Teilnehmer kennenzulernen. Doch ich glaube, die Hoffnung ist vergebens, denn viele haben ihr Transportmittel der Wahl und legen fast jede, selbst die kleinste Strecke, damit zurück. So habe ich unter anderen Nachbarn, die bereits fünfzig Meter mit dem Auto fahren und gereizt reagieren, wenn sie einmal nicht einen Parkplatz direkt vor der Haustür bekommen, wobei zwanzig Meter weiter eigentlich immer ausreichend freie Parkplätze sind. Manch einmal habe ich gar den Eindruck, dass sie am liebsten mit ihren Autos bis in ihre Wohnzimmer führen, um ja nicht mehr per Fuß zu gehen. Meine Gedanken wandern weiter. Sie wandern zurück zu meinen Autofahrten, wobei die letzte auch schon wieder einige Monate her ist. Ich denke daran, dass ich da auch ein Hupkonzert anderer Autofahrer verursachte, weil ich an einer grünen Ampel nicht losfuhr. Als ich damals in den Rückspiegel sah, machte der andere Autofahrer „Scheuchbewegungen“ mit den Händen, worauf ich nur mit den Schultern zuckte und weiter stehen blieb. Ich blieb so lange stehen, bis die nächste Rotphase kam, worauf der Fahrer hinter mir noch aggressiver Hupte, scheinbar sah er nicht, wollte nicht sehen, oder es war im schlicht egal, dass es auf der anderen Seite der Kreuzung einen Rückstau gab, sodass ich, wenn ich losführe, mitten auf der Kreuzung oder auf dem Fußgängerüberweg auf der anderen Kreuzungsseite zum Stehen käme und somit den anderen Verkehr auf der Kreuzung blockierte, was man, wie man eigentlich in der Fahrschule lernt, nicht machen sollte und darf.
Als ich so zurückdenke, stiehlt sich ein Gedanke in meinen Kopf. Ich weiß nicht, woher er kommt, doch er bringt mich zum Schmunzeln.
Der Gedanke ist: „Meistens sind ja nicht die Ampeln im Straßenverkehr fehlgeschaltet, sondern nur die Ampeln in unseren Köpfen, die uns suggerieren, dass wir und nur wir allein immer Vorfahrt hätten.“