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Vom Versuch nicht „verrückt“ zu werden – Teil 27: Träume

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

In dieser Nacht träume ich viel. Es sind einige gute Träume, aber auch einige Albträume dabei, und ich wache regelmäßig auf. Die Träume, die ich habe, handeln von möglichen Zukünften für mich. Von Zukünften, in denen ich mich selbst und meinen Weg gefunden habe und glücklich durch mein Leben gehe. Glücklich und in der Hoffnung, etwas Positives zu hinterlassen. Doch dann sind da auch noch die Albträume, oder sollte ich sie eher als negative Träume bezeichnen? Es sind Träume, die von Verrat und Missgunst künden. Träume, in denen ich meinen Weg verliere und nicht glücklich durch mein Leben gehe, sondern eher planlos durch es stolpere.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, bin ich nassgeschwitzt. Ich stehe auf, dusche mich und ziehe mich an. Da heute Sonntag ist, beschließe ich, einfach einmal einen faulen Tag einzulegen, ein paar Schallplatten anzuhören und mich, einen ganzen Tag, nur einmal mit mir selbst zu beschäftigen. Mich mit mir selbst zu beschäftigen und mich zu fragen, wo ich eigentlich stehe, wohin ich möchte, und ob ich meine positiven Träume überhaupt noch erreichen kann, oder ob ich mich schon unweigerlich auf der Wendeltreppe zur Hölle befinde, wie es mir meine Albträume zeigten.

Ich hole die alten Schallplatten raus und spiele sie ab. Punkrock klingt in meinen Ohren. Lieder von Gleichheit, Freiheit und Umweltschutz. Es sind Lieder, die die Ideale meines Lebens einst beeinflussten und die immer noch einen Widerhall in meiner Seele finden. Von der Band „Dritte Wahl“ das Lied „Urlaub in der Bredouille“ und von der Gruppe „Betontod“ das Lied „Traum von Freiheit“, sind einige dieser Lieder.
Das waren die Hymnen meines Lebens, und ich stelle fest, dass ich immer noch so leben möchte, dass ich die Idealbilder erfülle und die aufgezeigten Missstände bekämpfe. Ich stelle fest, dass mein Traum ist, etwas Positives zu der Welt beizutragen. Gleichgesinnte zu finden, die auch so denken wie ich, und vielleicht eine Partnerin, mit der ich gemeinsam durch die Zeit gehen und versuchen kann, die Welt besser zu machen.
Mir wird bei diesen Gedanken aber auch bewusst, dass es keinen Sinn hat, vor seinen Albträumen davonzulaufen, denn wenn man immer und immer schneller vor ihnen davonrennt, hat man keine Zeit, etwas zu ändern und sich anzupassen, da man alleinig mit dem Rennen beschäftigt ist.
Also innehalten, gegen die Albträume kämpfen und dabei die Grundsteine für die guten Träume legen. Auf dass man die Albträume besiegt oder zumindest wegsperrt und schließlich mehr Zeit hat, sich seinen positiven Träumen zu widmen.

Ich höre in mich hinein und stelle fest, dass ich das nicht alleine schaffe. Dass ich Hilfe und ein soziales Gefüge brauche, das mir dabei hilft. Das mir hilft, auch mit etwaigen Fehlschlägen umzugehen. Mir wird bewusst, dass die Verwirklichung positiver Träume meist daran scheitert, dass wir in einer hyperindividualistischen Gesellschaft leben, in der jeder häufig nur an seinen eigenen Vorteil denkt und er deswegen keine Gemeinschaft, keine Kompromisse, sucht, sondern alleine auf dem Weg scheitert und in seine Albträume abrutscht.
Vielleicht ist ja der beste Weg, um seine Träume zu erreichen, Zwischenschritte zu definieren. Schritte, die noch ein Kompromiss sein können, aber schon einen Teil des Traums erfüllen und etwas bewegen, als sich große und immer größere Ziele zu setzen, keine Kompromisse einzugehen, und dann grandios zu scheitern.
Ja, das ist der Weg. Sich kleine Ziele zu setzen, sich auch an diesen zu erfreuen und positiv in die Zukunft zu schauen.

Das erste Mal seit Langem fühle ich mich wieder beschwingt, etwas Neues, Positives in Angriff zu nehmen. Jetzt gilt es nur noch, den Moment nicht verstreichen zu lassen, sondern ihn zu nutzen.

Published inVom Versuch nicht „verrückt“ zu werden