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Über das berufliche Aufsteigen

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Es gibt Menschen, für die es nichts Wichtigeres als den beruflichen Aufstieg gibt. Diese Menschen fragen sich dann häufig nicht, ob ihnen der angestrebte Beruf überhaupt Spaß machte, oder ihnen Erfüllung gebe. Nein, ihnen geht es häufig nur um den „Status“ der mit dieser höheren Position verbunden ist. Doch wie gelingt es einem in der Firmenhierarchie aufzusteigen, bzw. wie werden die Vorgesetzten auf einen aufmerksam und bieten einem die Chance zum Aufstieg?

Wenn man mich fragte, wäre meine Antwort, dass es in vielen Firmen zwei typische Varianten, wie man in der Firmenhierarchie aufsteigt, gibt. Die erste Variante ist, allen möglichen Konkurrenten Steine in den Weg zu legen, sie zu denunzieren und diskreditieren. Die zweite Variante ist, den Vorgesetzten „Honig ums Maul zu schmieren“, sie in ihren, wenn auch manchmal fragwürdigen, Ideen zu bestärken und all das tun, was sie von einem erwarten, auch wenn man dann seine eigene Ideale und Überzeugungen verraten sollte.
Meine Überzeugung, dass diese zwei Varianten typische Varianten für den beruflichen Aufstieg sind, ist meiner persönlichen Beobachtungen der verschiedensten „Führungspersönlichkeiten“, in Firmen und ihrem Auftreten und Verhalten geschuldet. Oder um es präziser auszudrücken, viele Menschen, die in Firmen Führungspositionen innehaben, ermöglichen anderen nicht gerne den Aufstieg in Positionen, in denen sie ihnen selbst gefährlich werden könnten, z.B. da sie fachlich deutlich besser geeignet wären und ihnen Kontra gäben. Diese Führungspersönlichkeiten haben Angst, dass sie selbst verdrängt werden und dadurch ihren „Status“ verlören. Das trifft vor allem dann zu, wenn diese Führungspersönlichkeiten lange eine Führungsposition innehatten, auf der sie tagtäglich von Besprechung zu Besprechung jagten und vor lauter Besprechungen den Bezug zur Praxis und das technische Verständnis verloren. Durch diese vielen Sitzungen kommt es häufig vor, dass sie nach ein paar Jahren nicht mehr für einen praktischen Beruf geeignet sind und der Verlust, ihrer Position als Stuhlheizung, für sie i.d.R. das Ende ihrer beruflichen Kariere, wenn sie nicht einen neuen Platz als Sitzheizung finden, bedeutet.
Doch ich merke, dass meine Argumentation zu Abstrakt wird, weshalb ich vielleicht an dieser Stelle ein Gespräch, dem ich vor kurzem beiwohnen durfte, sinngemäß wiedergeben werde. Zu dem Gespräch kam es, als sich in einer Firma mal wieder das Positionskarussell drehte, und der eine dazu gezwungen wurde, eine „höhere“ Position anzunehmen, und der andere gar nicht gefragt wurde, ob wohl mehrere Personen ihn, da er fachlich besser geeignet schien, vorschlugen.

„Misst, ich will die Position nicht, da ich momentan noch genügend andere Dinge um die Ohren habe, die ich erst einmal zu einem Ende bringen möchte!“

„Warum nimmst du sie dann an? Warum weigerst du dich nicht einfach?“

„Ich habe es ja versucht, doch meine Vorgesetzten setzten mir mehr oder weniger die Pistole auf die Brust, indem sie zum Ausdruck brachten, dass ich an meine Zukunft denken solle. Du weißt ja, was unsere Chefs damit meinen. Sie meinen damit, dass ich nie wieder so ein Angebot bekomme, wenn ich diese Position jetzt ablehnte und dann auf ewig, auf meiner jetzigen Position versauerte. Doch nicht nur dass, darüber hinaus versuchten sie bestimmt auch, mir mein Leben zur Hölle zu machen, da sie in dieser Hinsicht einfach nachtragend sind.“

„Doch was bringt dir jetzt die Position, wenn du damit all das andere, was du gerade parallel zur Arbeit für deine Zukunft machst, vernachlässigst?“

„Ich weiß, dass mir das nicht wirklich nutzt, doch ich brauche die finanzielle Sicherheit. Und indirekt bist du auch daran Schuld, dass ich in dieser Misere bin. Schließlich hast du einen höheren Bildungsabschluss als ich und ich muss auch zugeben, dass du wahrscheinlich fachlich besser für diese Position geeignet wärst. Darum habe ich auch deinen Namen ins Spiel gebracht, doch sie wollten dich nicht für diese Position in Betracht ziehen. Sie brachten zum Ausdruck, dass du zwar fachlich gut seist, aber alles zu genau nähmest und darüber zu konfliktscheu und zurückhaltend wärst. Kurz gesagt, sie brachten zum Ausdruck, dass du menschlich noch nicht fit genug für solch eine Position wärst.“

„Ich muss sagen, das beschreibt mich ziemlich gut, und ich muss sagen, dass ich in dieser Hinsicht scheinbar alles richtig gemacht habe. Und mal ehrlich, ich möchte mich auch nicht selbst aufgeben, nur um beruflich aufzusteigen. Ich möchte lieber so sein, wie ich es für richtig erachte, und mich nicht verbiegen, nur um beruflich aufzusteigen. Darüber hinaus habe ich lieber eine Position, in der ich noch etwas mit der Praxis zu tun habe, und nicht tagein tagaus auf Besprechungen bin, mir meinen Hintern platt sitze und ja und armen sage.“

„Ich weiß auch, dass du den Job nie haben wolltest, doch meiner Meinung nach verkaufst du dich unter Wert. Mit dem was du im Kopf hast, bis du auf der Position, die du jetzt hast, doch eigentlich komplett unterfordert.“

„Da kann ich dir nicht so ganz zustimmen. Mit dem, was ich im Kopf habe, wäre ich auf einer Position, an der mein Alltag aus endlosen Besprechungsrunde bestünde, fehl am Platz, da es keine praktischen Probleme gäbe, die ich mit meinem Gehirnschmalz lösen könnte. Nein, stattdessen würde sich tagein tagaus wahrscheinlich alles um finanzielle Dinge, Kosteneinsparungen und wie man seine Position behauptet, drehen. Nein, so ein Job wäre nichts für mich. Ich löse lieber praktische Probleme und bleibe technisch fit. Darüber hinaus wird in bestimmten Positionen dann auch noch von einem erwartet, dass man 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, im Fall von Problemen, erreichbar ist, und mir ist ständige Erreichbarkeit zu anstrengend.“

„Warum hast du dann überhaupt so viele Jahre deines Lebens in deine Bildung investiert, wenn es dir dann egal ist, ob sie sich finanziell bezahlt machen?“

„Ich habe nie gesagt, dass mir die Bezahlung egal ist. Doch ich habe hauptsächlich so viele Jahre in meine Bildung investiert, da mich technische Zusammenhänge interessieren, und mir Bildung Spaß macht. Ich zähle nicht zu der wachsenden Anzahl von Menschen, die nur studieren, da sie sonst nicht wissen, was sie machen sollten. Ich zähle auch nicht zu denen, die sich nach einem abgeschlossenen Studium für bessere Menschen halten, als welche, die nicht studierten. Ich möchte nicht zu den studierten ‚Idioten‘ gehören, die sich durch ihr Studium mogelten, aber dann, wenn es an die Lösung von praktischen Problemen und dem Erkennen von logischen Zusammenhängen geht, gleich auf dem Zahnfleisch gehen, da sie sich während ihrer Studienzeit nur mit rein theoretischen Dingen beschäftigten und deren einziges Ziel es im Leben ist, schnellstmöglich eine Position zu erreichen, an der sie nur noch klug reden und nie etwas Praktisches tun müssen.“

„Ich verstehe dich echt nicht.“

„Das ist doch ganz einfach. Ich bin ein Idiot, der im Zeitalter der Aufklärung hängen geblieben ist, und dem Wissen, Wesensbildung und Vernunft wichtiger ist, als all die Ziele, die im Kapitalismus gemeinhin als erstrebenswert gelten.“

„Also mit dem Idiot hast du auf jedem Fall recht.“

Dann lachten die Beiden herzlich und das Gespräch endete.

Die Quintessenz des Gespräches, dem ich glücklicherweise beiwohnen durfte, war für mich, dass ich mir vornahm, mir, egal welche Aufstiegschancen sich mir vielleicht einmal böten, selbst treu zu bleiben, und nicht mich selbst, oder das, was mir wichtig ist, aufzugeben, nur um in irgendeiner Firmenhierarchie aufzusteigen. Denn das Wichtigste im Leben ist meiner Meinung nach, dass man sich immer selbst treu bleibt, und sich nicht für irgendwelche kapitalistischen oder falschen Ziele verbiegt.

Published inKolumne

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