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Timeout

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Verpflichtungen und Gedanken stürzen tagtäglich auf mich ein. Sie gieren nach meiner Zeit und Aufmerksamkeit. Es sind Verpflichtungen, denen ich meine Aufmerksamkeit schenken muss, da ein Ignorieren oder gar ein Aufschub, schlimme Konsequenzen für Personen, die mir wichtig sind, oder mich selbst haben könnte. Doch als wären die Verpflichtungen noch nicht genug, so kommen Gedanken und Ideen wie Hagelschauer über mich. Jeder Gedanke oder jede Idee wie ein Hagelkorn, das mich schmerzhaft an der Seele trifft und zu Worten, einer Geschichte oder einer Erzählung werden möchte.
Es sind Gedanken und Ideen, die ihren Ursprung in dem tagtäglichen Irrsinn unserer Welt haben. Im Irrsinn, vor dem ich meine Augen einfach nicht verschließen kann, wenn sie einmal auf diesen oder jenen Missstand gefallen sind. Es sind viele, viel zu viele, Gedanken, die mich plagen und nach meiner Aufmerksamkeit gieren, da tagtäglich so viel passiert und so viel einfach irrsinnig und wieder der Vernunft ist. So viel geschieht! Es gibt so viel, das falsch läuft! Doch mir bleibt zu wenig Zeit und Muße, um allen Gedanken und Ideen nachzugehen, sie zu verfolgen und in Worte zu fassen. Zu wenige Zeit alles „zu Papier zu bringen“, um dadurch mit den jeweiligen Thema abzuschließen, bevor neue Gedanken die Alten stören, sie verdrängen und selbst nach meiner ganzen Aufmerksamkeit gieren. Jahre durchlebte und überlebte ich diesen Zustand. Ich lebte immer auf der Grenze zwischen Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, Lust am Schreiben, ein klein wenig Wahnsinn und Burnout. Doch langsam schwinden meine Kräfte, langsam geht es nicht mehr. Egal wie viel ich auch schreibe, egal wie viel ich auch sage, der tagtägliche Irrsinn wird nicht weniger, sondern gefühlt mehr und mehr, kurz: „Eine Auszeit muss her.“
Eine Auszeit, um mich und meine Zeit den wichtigen Dingen in meinem Leben zu widmen. Den Dingen, die essenziell für mich sind. Ich brauche etwas Zeit, in der nicht der weltliche Wahnsinn tagtäglich auf allen Kanälen auf mich einschlägt. Ich brauche mal wieder ein paar Tage, in denen ich nicht jeden Tag Selbstdarstellern (virtuell) begegne. Vielleicht ein paar Wochen, in denen mir keine Verschwörungstheorien, von Menschen, die nicht selbst denken und immer nur die Meinung anderer unreflektiert wiedergeben, da sie gerade in ihr Weltbild passt, zu Ohren kommen. Vielleicht eins, zwei Monate, um die Dinge in meinem Leben neu zu beurteilen und vielleicht alte „Leidenschaften“, wie das Lesen von Büchern, wieder aufleben lassen. Ich brauche Zeit, um mal in Ruhe, ohne das ständige Abschweifen meiner Gedanken, wichtigen und / oder erfreulichen Dingen nachzugehen. Zeit, um vielleicht einfach mal wieder ungestört in Fantasiewelten einzutauchen oder über Felder und durch Wälder zu wandern, nur um des Laufens und der Ruhe willen.

Doch wie soll ich jetzt meinen Kopf und meine Zeit freibekommen? Wie nicht mehr die (virtuelle) Welt mit all ihrem Irrsinn und Schlechten sehen? Ich weiß es nicht! Und doch muss ich etwas tun. Ich muss etwas tun, damit meine Gedanken zur Ruhe kommen und ich wieder Zeit für mich und das Wichtige in meinem Leben habe, egal, was das Wichtige auch sein mag. Ich überlege und überlege. Ich martere mir mein Gehirn und alles, was mir einfällt, ist, zu versuchen, die negativen und überwältigen Einflüsse der Welt, die tagtäglich auf mich einwirken, zu reduzieren. Vielleicht einfach eine Weile offline vom Internet sein? Vielleicht eine Weile keine sozialen Netzwerke mehr besuchen? Vielleicht kein Radio mehr hören und kein Fernsehen mehr schauen, da sie den weltlichen Irrsinn tagtäglich in unsere „heimischen“ vier Wände tragen?
Der Gedanke reizt mich, doch ein kompletter Verzicht auf alle weltliche Einflüsse und das Internet wäre falsch. Es wäre ein Problem, da heute einfach alles online abläuft. Was also kann ich tun? Soziale Netzwerke meiden? Kein Problem! Messanger-Dienste meiden? Problematisch, da in unserer heutigen Zeit doch alles über sie läuft! Also die Nutzungszeit von Messanger-Diensten reduzieren! Auf meiner Arbeit mag mir das zwar nicht gelingen, doch in meiner Freizeit. In meiner Freizeit höchstens noch eine viertel Stunde täglich zum E-Mails lesen und schreiben und zum Überprüfen, ob es wirklich wichtige Nachrichten von Bekannten oder Freunden gibt. Das müsste doch reichen! Doch halt, was ist mit dem Internet an sich? Was mit meinem privaten Smartphone, dass doch mein Notfalltelefon ist? Das Internet kann ich ohne Sorge auf eine halbe Stunde täglich reduzieren. Einfach im Router einstellen und schon herrscht Ruhe. Was mein Smartphone betrifft, so ist die Problematik auch relativ schnell und leicht gelöst. Ich kann es ja schließlich zum „reinen Telefon“ werden lassen! Einfach alle installierten Messanger-Dienste löschen, das mobile Internet deaktivieren und es während der Nacht und meiner Arbeitszeit in den Flugmodus versetzen.
Mit all diesen Maßnahmen könnte es mir gelingen, dem Griff der digitalen Welt, in meiner Freizeit, zu entkommen! So könnte es mir gelingen, nicht tagtäglich dem weltlichen Irrsinn 24/7 ausgesetzt zu sein. Mir könnte es vielleicht endlich mal wieder gelingen, dem Irrsinn zu entfliehen, der tagtäglich nach meiner Aufmerksamkeit und Zeit giert, um endlich mal wieder zur Ruhe, wirklichen Ruhe, zu kommen.
Ich werde es wagen und mir eine Auszeit von einigen Dinge gönnen. Ich werde den Abschied und die Reduktion wagen, denn wer nicht wagt, der nicht gewinnt und eine Besinnung und Neubewertung des eigenen Lebens und von dem, was man tagtäglich tut, kann nicht das falscheste sein, was man in seinem Leben in Angriff nimmt.

Zum Schluss bleibt mir nur noch zu schreiben, dass alles seine Zeit hat. Alles kommt und geht und so hat auch das „Sich eine Auszeit nehmen“ seine Zeit im Leben. Zumindest dann, wenn sich das „Auszeit nehmen“ auf die nicht wirklich wichtigen Dinge im Leben bezieht und man die freigewordene Zeit anschließend auf das wirklich wichtige im Leben verwendet, anstatt dass man sie sinnlos vergeudet.

So komme ich zum Abschied und sage: „Auf Wiedersehen. Vielleicht sieht man sich mal in der wirklichen Welt, hoffentlich in einem ruhigen Moment ohne Selbstdarstellungssucht und ohne das die Menschen mal wieder ihre Gehirne ausgeschaltet haben und Falschheiten und Verschwörungstheorien propagieren. Auf Wiedersehen, vielleicht trifft man sich einmal auf ruhigen Wegen, die einem durch die besinnliche Natur führen. Durch die Natur, die einem erlaubt, sich auf das Wichtige im Leben zu besinnen. Bis dahin, macht es gut.“

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