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Ein Eichhörnchen ist verliebt – Teil 2 – Wie ich mich in einen Menschen verliebte

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Ich sah sie das erste mal in einem Biergarten sitzen. In der einen Hand hielt sie eine selbstgedrehte, glimmende Zigarette, in der andere den Kern einer Walnuss. Sie hatte blondes langes Haar und spielte, während sie scheinbar nachdachte, mit der Walnuss. Ich saß über ihr, auf einen Ast und betrachtete die Nuss, mit der sie spielte. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Mein Magen knurrte.
Der letzte Winter war lang und hart gewesen und hatte von mir seinen Tribut gefordert. Ich war nur noch ein Schatten meiner selbst. So ließ ich meine natürliche Vorsicht schleifen, und stieg vom Baum. Erst langsam, dann immer schneller näherte ich mich der Nuss, doch dann verschwand sie in der Hand der Frau. Ich blieb vor ihr auf dem Tisch der Biergarnitur stehen und sah ihr ins Gesicht. Sie lächelte. Ach, was für ein schönes und freundliches Lächeln sie hatte. Ich verlor mich in ihm und vergaß meinen Hunger fast.
Nach einem Moment des gegenseitigen Betrachtens gab sie mir die Walnuss, die ich danken annahm. Während ich die Walnuss vor ihr stehend verspeiste, kraulte sie mir meinen Kopf. Es war ein schönes Gefühl. Schließlich hatte ich die Walnuss aufgegessen und mit einem letzten, mit dem Finger, über meinen Kopf streicheln, ging die Frau von dannen.
Den Rest des Tages verbrachte ich mit arbeiten, denn schließlich muss ich mich für den Frühling rüsten. So fiel ich abends ins Bett, ohne auch noch einmal an die Frau gedacht zu haben. Ich dachte erst wieder an die Frau, als ich sie am nächsten Tag erneut im Biergarten sah. Sie saß in ihm und spielte wieder mit einer Walnuss. Ich ging wieder zu ihr hin, und sie gab mir wieder die Walnuss, die ich aß, während sie mir den Kopf kraulte.
So ging es viele Tage, und es war immer das selbe Spiel. Doch eines Tages, als ich mich witzig gebarte, meinte sie plötzlich: „Mit uns kann das nichts werden. Wir sind einfach zu verschieden!“ Worauf ich sie verständnislos ansah, denn ich wollte doch nur mit ihr befreundet sein.
Doch es kommt, wie es nun einmal kommt und so änderte sich unser Verhältnis nach ihrem Kommentar. Wir gingen vorsichtiger miteinander um, denn wir wollten keinen falschen Eindruck erwecken, und zumindest ich, wollte einfach nur mit ihr, die ein netter Mensch war, befreundet sein.
Die Zeit verging. Wir hatten viele kleine Streitereien, aber uns doch immer wieder vertragen. Doch schließlich kam ein großer Streit, der unsere Freundschaft drohte endgültig zu sprengen. Es war ein Streit, in dem sich ein Wort dem anderen gab. Und so folgte die Kündigung der Freundschaft meinerseits.
Die nächsten Tage fühlte ich mich schlecht. Ich fragte mich, warum ich so reagierte und die Freundschaft aufkündigte und mir wurde bewusst, dass sich im Laufe der letzten Monate eine tiefe Zuneigung, und vielleicht sogar eine Spur von Liebe, in meinem Herz ausgebreitet hatte. Es war genau das geschehen, von dem ich hoffte, dass es nie geschieht. Dieses Gefühl von tiefer Zuneigung zu ihr war auch der Grund, dass ich von ihren Worten so verletzt war, denn die Worte eines geliebten Menschen können einen viel stärker verletzen, als die Worte eines Feindes oder auch eines einfachen Freundes, über die man schnell hinweg geht, da sie einem, abgesehen von guten Freunden, einfach nichts bedeuten.
Doch was sollte ich nun tun? Zuerst einmal die Wogen glätten, wäre ein erster Schritt. So suchte ich das Gespräch mit ihr. Doch bevor es zum Gespräch kam, dachte ich bei mir, dass ich bestimmt nicht die richtigen Worte fände. In diesem Moment tat ich dann das, was ich häufig in solchen Situation tue. Ich nahm ein Blatt von einem Baum, um mit ihm meine Gefühle zu zeigen. Dazu machte ich aus dem Blatt ein Piktogramm und gab es ihr. Das Blatt tat seine Arbeit und wir versöhnten uns wieder.
Damit könnte eigentlich auch diese Geschichte enden, doch das tat sie nicht. Nach dem Streit war es irgendwie anders zwischen uns. Es war alles bekannt und vertraut, und trotzdem ganz anders. Immer wenn ich sie und ihr Lächeln sah, machte mein Herz ein Sprung. Doch was sollte ich schon tun? Sie hatte ja bereits gesagt, dass wir zu verschieden sind, und unsere Freundschaft wollte ich nicht erneut gefährden.
Mir fiel in diesen Moment keine Lösung ein, und so stürzte ich mich in die verschiedensten Projekte. Ich wollte meine Gedanken beschäftigen, damit sie nicht ständig zu ihr wanderten. Doch es wollte mir nicht gelingen. So war ich ständig hin und her gerissen, denn sie war mir echt ein guter Freund, den ich auch nicht mehr missen wollte. Doch ein Eichhörnchen wie ich, passt nicht zu einem Menschen. So bleibt mir nur, ihre Freundschaft zu genießen, und zu hoffen, dass sich meine Gefühle für sie bald wieder in geordneten Bahnen bewegen.

Published inEin Eichhörnchen ist verliebt

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