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Ein Eichhörnchen philosophiert – Teil 3 – „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Viele Menschen kennen eine goldene Regel, die da lautet: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“ Lebten alle Menschen nach dieser golden Regel wäre die Welt sicher eine schönere. Doch betrachtet man sich die Menschen aus einer von ihnen losgelösten Perspektive, so fällt einem auf, dass selbst viele, die diese goldene Regel von sich geben, nicht nach ihr leben. Beispiele dafür findet man täglich im Alltag. Es sind die kleinen Lügen, die die Menschen benutzen, um für sich einen Vorteil herauszuschlagen. Es ist die „Geiz ist geil“-Mentalität, in der die Menschen immer das Billigste kaufen, obwohl sie dadurch die Ausbeutung anderer Menschen und Lebewesen unterstützen. Um auf die goldene Regel zurückzukommen, so kann ich mir nicht vorstellen, dass sich diese Menschen selbst gern belügen oder ausbeuten ließen. Also warum verhalten sie sich dann so, wie sie es tun?
Eine Erklärung, die aber nicht alles umfassen kann, wäre, dass sie ignorant gegenüber ihrer Umwelt sind, und in ihren Egoismus vergessen, das sie eine Umwelt haben. Eine Umwelt, die sie mit ihrem Handeln beeinflussen, sei es im Guten oder im Schlechten. Eine andere Erklärung, die bestimmt auf einige Menschen, aber nicht auf alle zutrifft, wäre, dass sie sich besser fühlen, wenn sie wissen, dass es noch Menschen gibt, denen es noch schlechter als ihnen selbst geht. Eine dritte Möglichkeit wäre, dass einige Menschen versuchen, unglückliche Gedanken zu vertreiben oder ein trauriges verletztes Herz zu betäuben. Für diese dritte Möglichkeit spricht, dass viele Menschen anderen Menschen etwas bewusst tun, wenn sie sich einen Nutzen davon versprechen oder die Ausbeutung von anderen Menschen und ihrer Umwelt billigend in kauf nehmen, wenn sie sich dadurch Dinge leisten können, die meistens nicht zwingend notwendig sind und einfach nur eine Frönung des unnötigen Materialismus sind.

Diese dritte Möglichkeit möchte ich an dieser Stelle etwas eingehender betrachten. Es gibt Menschen, in verschiedenen Ländern, die unterschiedliche Ausgangslagen haben. Bei den ärmsten Menschen beschränkt sich der Materialismus meistens darauf, sich Dinge zu erwerben, die zwingend zum Überleben wichtig sind. Um das Geld zu verdienen, dass sie für diesen existenziellen Materialismus benötigen, sind sie meistens gezwungen Arbeiten nachzugehen, in denen sie ausgebeutet werden, nur um am Ende genügend Geld fürs Nötigste zu haben. Diesen Menschen ist es meistens nicht möglich etwas an ihrer Situation zu ändern, und sie zählen häufig zu den Ausgebeuteten. Am anderen Ende der Kette, sind die Menschen in den reichen entwickelten Ländern. Es sind meist Menschen, die über ihren Verhältnissen leben und einem ungezügelten, Menschen und Umwelt verschlingenden Materialismus frönen. Einem Materialismus, der unnötig ist, und irgendwo auf der Welt Verlierer und ausgebeutete erzeugt. Diese Menschen leben im Überfluss und nehmen billigend in Kauf, dass für ihren unnötigen Materialismus Menschen und Umwelt ausgebeutet werden, obwohl sie selbst bestimmt nicht ausgebeutet werden wollen. Für viele dieser Menschen dient der Materialismus und der mit ihm einhergehende Konsum, zum einen zur Selbstdarstellung und der Darstellung ihres Status, zum anderen um ihre Zeit auszufüllen oder gar zu verschwenden. Gar häufig habe ich den Eindruck, dass vielen Menschen der Materialismus und der ausbeuterische Konsum von Luxusgütern dazu dient, ein Gefühl der Unzufriedenheit und Leere zu verdrängen. Der ausbeuterische Konsum entstünde somit aus dem Gefühl der Menschen, dass ihnen etwas im Leben fehlt. Doch in den reichen Gesellschaften ist es meistens nichts Materielles was ihnen fehlt, sondern ein Sinn in ihren Leben und das Gefühl, mit sich im Reinen zu sein, und seinen Platz auf dieser Welt gefunden zu haben. Einen Platz, an dem sie als Menschen, ohne den ausbeuterischen Materialismus glücklich und im Reinen mit sich selbst leben können.
Um an dieser Stelle noch einmal auf den Spruch „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“ zurückzukommen. So sollte jeder Mensch, andere Menschen, Tiere und seine Umwelt so behandeln, wie er selbst gern behandelt werden würde, denn meist behandelt einen anderen Menschen schlecht, wenn er sich daraus einen Nutzen verspricht. Einen Nutzen, für ein leeres oder betäubtes Herz. In diesem Sinn sollte jeder versuchen einen Platz zu finden an dem er sich heimisch fühlt und einer Tätigkeit nachgehen, bei der er ohne die Ausbeutung und Ungleichbehandlung seiner Umwelt, glücklich leben kann.
In diesem Sinne möchte ich Ihnen, werter Leser, noch mit auf den Weg geben, dass sich ein erfülltes Leben nicht daran bemessen lässt, welche Güter und auf wessen Kosten man sie sich aneignete, oder gar mit welchen Luxusgegenständen man seine Zeit verschwendete. Nein, ein erfülltes Leben bemisst sich daran, dass man in ihm seine Zeit nicht verschwendete, sondern sie dafür nutzte, mit sich selbst und seiner Umwelt im reinen zu sein und einen Ort und eine Tätigkeit zu finden, die einem eine Heimat und Glück spenden, ohne dadurch anderen Menschen und Lebewesen eben dieses Glück zu verwehren.

Published inAus dem Leben eines EichhörnchenEin Eichhörnchen philosophiert

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