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Ich Erdling 11: Was bringen Dokumentarfilme?

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Ab und an schaue ich mir im Kino, online oder im Fernsehen Dokumentarfilme an. Das mache ich immer, wenn mich das Thema des betreffenden Dokumentarfilms interessiert und ich mir weitergehende Informationen durch den Film verspreche. Doch immer häufiger beschleicht mich, wenn ich mir Dokumentarfilme anschaue, vor allem wenn es sich um gesellschaftskritische Dokumentarfilme handelt, der Gedanke, dass die Menschen, die es am nötigsten hätten, sich solche Filme anzuschauen, dies nicht tun.
Der Grund für diesen Gedanken ist, dass selbst ich mir ja nur Dokumentarfilme anschaue, deren Thema mich interessiert. Dokumentarfilme, deren Themen mir uninteressant erscheinen, schaue ich mir nicht an. Der Grund dafür ist, dass ich mir denke, dass ich meine Zeit besser nutzen kann. Mit dieser Einschätzung im Hinterkopf stellt sich mir unweigerlich die Frage: „Was bringen Dokumentarfilme im Generellen, wenn sie üblicherweise nur von den Menschen angeschaut werden, die sich bereits für das Thema interessieren und sich eventuell auch schon eingehend mit ihm beschäftigten?“
Betrachte ich mich und mein kleines Leben, so muss ich sagen, dass mir das Anschauen von Dokumentarfilmen, subjektiv betrachtet, nichts bringt. Die Ursache ist, dass ich mit neuen Themen häufig über das Lesen von Zeitungen und / oder Newsfeeds in Kontakt komme. Ich stoße auf diese für mich neuen Themengebiete, da ich mir zur Gewohnheit gemacht habe, auch viele Artikel zu lesen oder anzulesen, deren Thema mich nicht sofort anspricht. Dieses Lesen von vordergründig für mich uninteressante Artikel, liegt darin begründet, dass ich gerne darüber Bescheid weiß, was alles in der Welt passiert, die verschiedensten Menschen denken und tun und was es für neue wissenschaftliche Erkenntnisse in den verschiedensten Bereichen gibt.
Stoße ich bei der Lektüre einer Zeitung oder eines Newsfeeds auf ein neues Thema, das mein Interesse weckt, so beginne ich mich i.d.R. in das Thema einzulesen. Das geschieht, indem ich noch andere Quellen, sein es Zeitungsartikel oder gar ein Buch, lese. Erst im Anschluss an diese Quellenlektüre schaue ich mir ab und an noch einen oder mehrere Dokumentarfilme zum Thema an. Erst zu diesem Zeitpunkt könnten die Dokumentarfilme einen Nutzen für mich haben. Doch häufig stelle ich fest, dass dem nicht so ist. Stattdessen wird mir häufig bewusst, dass ein Film nie an eine gute Literaturrecherche heranreicht, da Filme meistens vereinfachen und nicht das ganze Spektrum der Informationen wiedergeben. Ein Grund dafür mag sein, dass Dokumentarfilme häufig in die üblichen 45, 60 oder 90 Minuten Zeitfenster gepresst werden, die die Standardlänge einer Sendung oder eines Films sind. Doch sollte man sich auf diese Zeitbegrenzung berufen, um im betreffenden Dokumentarfilm gefährliche Vereinfachungen treffen zu können?
Ein Beispiel, für eine solche gefährliche Vereinfachung ist, dass in einigen Dokumentarfilmen über Tierhaltung und Ernährung, behauptet wird, dass man sich problemlos rein pflanzlich mit allen Vitaminen, Mineralstoffen und Nährstoffen versorgen kann, wobei die Problematik mit dem Vitamin B12, dass man über angereicherte Lebensmittel oder als Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen sollte, da es in Pflanzen kaum bis gar nicht vorkommt, nicht adressiert wird. Dieses Vereinfachung kann dazu führen, dass bestimmte Menschen, ohne sich weitergehend mit einer gesunden Ernährung zu beschäftigen, einfach bestimmte Lebensmittel von ihrem Speiseplan streichen, und dann Gefahr einer Mangelernährung laufen.
Abgesehen von der Vereinfachungen bestimmter Sachverhalte, ist mir bei einigen Dokumentarfilmen aufgefallen, dass sie bei bestimmten Studien und Zahlen „Rosinenpickerei“ betreiben, in dem sie Zahlen und Studien in ihrem Film wiedergeben, die nicht wissenschaftlichen Standards entsprechen, nur um „einen Punkt zu machen.“ Durch dieses Verhalten machen sich die betreffenden Dokumentarfilme, in meinen Augen, unglaubwürdig und angreifbar.
Manch ein Mensch mag jetzt sagen, dass „ein Bild mehr als tausend Worte sagt“ und deshalb die Dokumentarfilme gut sind, um das Bewusstsein der Menschen auf eine bestimmte Sache zu lenken. Doch ist dem wirklich so? Meiner Meinung nach: „Nein!“ Der Grund für diese Einschätzung ist, dass viele Menschen, wie bereits oben erwähnt, nur Dokumentarfilme schauen, deren Themen sie interessieren und darüber hinaus verstörende Bilder, die in einigen Dokumentarfilmen Verwendung finden, dazu führen können, dass viele Menschen weg- bzw. abschalten, da sie das dargestellt nicht mit ihrer Realität vereinbaren können oder wollen und es deswegen ausblenden.

Was also bringen Dokumentarfilme? Wenn es sich um gesellschaftskritische Dokumentarfilme handelt, bringen sie meiner Meinung nach nicht viel, da Zeitungsartikel und Bücher eine bessere und eingehender Beschäftigung mit einem Thema erlauben. Selbst zur Erregung von Aufmerksamkeit sind Dokumentarfilme nur sehr begrenzt geeignet, da sie häufig eben nur von den Menschen angeschaut werden, die sich bereits für das betreffende Thema interessieren. Aus diesem Grund eignet sich, um Aufmerksamkeit auf ein Thema zu lenken, meines Erachtens nur, das Thema in Massenmedien und Sendungen, wie Zeitungen, Magazinen und / oder der Tagesschau zu adressieren oder die aktive „Konfrontation“ mit anderen Menschen zu suchen, indem man ihnen z.B. durch Aktionen zeigt, was sie nicht wissen wollen.

Zum Schluss möchte ich den Blick von gesellschaftskritischen Dokumentarfilmen auf Dokumentarfilme lenken, die nur Fakten und Zeitzeugenberichte wiedergeben. Diese Dokumentarfilme haben meiner Meinung nach ihre Berechtigung, wenn es sich bei ihnen um gut recherchierte geschichtliche oder umwelttechnische Dokumentarfilme handelt, die einen Appell an den Betrachter aussparen und sich reinweg auf die Fakten konzentrieren. Diese Dokumentarfilme schauen sich zwar auch nur die Menschen an, die sich bereits für das Thema interessieren, aber wenn es sich um historische Filmaufzeichnungen oder Aufnahmen der Natur handelt, können sie Eindrücke wirklich besser vermitteln, als es ein Text je könnte.

Published inIch Erdling

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