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Diese Person – Eine Liebesgeschichte? – Teil 2: Die Frage nach einem Date

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Ich sitze mit einigen Freunden in einem Restaurant. Wir sitzen gemütlich da, essen etwas und quatschen über Gott und die Welt. Die Zeit vergeht. Plötzlich höre ich hinter mir eine Stimme fröhlich „Guten Abend“ rufen. Ich erkenne die Stimme und erstarre. Die Stimme gehört der Person, an die ich viele Nächte denken musste. Es ist die Person, die mein Herz und meinen Verstand miteinander streiten ließ. Meine Gedanken verlassen die Unterhaltung, an der ich bis gerade eben noch aktiv beteiligt gewesen bin. Meine Gedanken beginnen sich wieder mit dieser Person zu beschäftigen. Nein! Ich will das nicht! Nein, nicht schon wieder!
Die Person setzt sich zu uns an den Tisch und steigt gleich ins Gespräch ein. Mir wird Bange. Was soll ich nur tun? Was soll ich nur sagen? Alles könnte doch falsch verstanden werden?
Ich sitze einfach da, esse ständig etwas Kleines oder nippe an meinem Glas, um ein Alibi zu haben. Ein Alibi dafür, dass ich mich nicht mehr an der Unterhaltung beteilige.
Die Zeit wird mir lang. Minuten werden zu Stunden und meine Gedanken entrücken mehr und mehr der Gesellschaft, in der ich mich gerade physisch befinde. Plötzlich höre ich meinen Namen. Ich kehre aus meiner Gedankenwelt zurück. Die Person schaut mich fragend an. Hat sie etwa etwas gefragt? Ich versuche meine Gedanken zu sammeln. Ich versuche mich daran zu erinnern, was sie sagte. Ich kann es nicht. Ich frage: „Schuldige, was wolltest du?“ Sie sieht mich kritisch an und sagt: „Ich wollte wissen, ob mit dir alles in Ordnung ist.“ „Ach so. Ja, ja! Mit mir ist alles in Ordnung! Was sollte denn auch nicht mit mir stimmen?“ „Vielleicht, dass du die ganze Zeit einfach nur dasitzt und nichts sagst? Vielleicht die Tatsache, dass du nicht mal ‚Hallo‘ zu mir sagtest, als ich kam?“ „Habe ich dich nicht begrüßt?“ „Nein! Du saßt einfach nur da, wie der Welt entrückt und starrtest ins Nichts.“ „Tat ich das?“ Ich fange an mir dumm vorzukommen. Nicht einmal richtige Sätze kann ich mehr bilden. Warum kann ich bloß noch Satzfragmente von mir geben? Was ist nur mit mir los?
„Jetzt sag doch mal, was mit dir los ist!“ hörte ich da die Person energisch sagen. Die Person, die doch der Grund für meinen Zustand ist. Doch kann ich es ihr sagen? Sie vielleicht nach einem Date fragen? Nein, dass kann ich sicherlich nicht! Ich sehe der Person, die da mit mir spricht, zum ersten Mal seitdem sie gekommen ist, bewusst ins Gesicht. In ihrem Gesicht sehe ich Skepsis. Vielleicht, aber nur vielleicht, auch eine Spur von Traurigkeit. Warum ist sie wohl traurig? Soll ich sie danach fragen? Nein, so gut kennen wir uns nun auch wieder nicht! Es ist doch erst das zweite Mal, das wir uns treffen. Da schickte es sich sicherlich nicht, nach solchen, bestimmt persönlichen Dingen, zu fragen, oder?
Aber was soll ich jetzt sagen? Vielleicht ein Teil der Wahrheit, denn belügen möchte ich diese Person nicht. Ich sage: „Mit mir ist so weit alles in Ordnung. Ich bin nur gerade meinen Gedanken nachgegangen. Meinen Gedanken, die sich gerade mal wieder auf eigenen, hier nicht her gehörenden Wegen, bewegten.“ „Na dann solltest du vielleicht einmal deinen Gedanken Beine machen und sie wieder ins hier und jetzt jagen. Tritt ihnen mal kräftig in den Hintern, auf dass sie sich mal wieder mit uns und unseren Diskussionen beschäftigen“, erwidert mir die Person grinsend. Ich muss lachen und sage: „Ja, du hast recht. Ich sollte meine Gedanken auf das hier und jetzt fokussieren, anstatt mit ihnen Wege zu gehen, die ins Nichts führen.“
Nach diesem Wortwechsel gelingt es mir tatsächlich besser, meine Gedanken im hier und jetzt zu halten und sogar am Gespräch teilzunehmen. Ich diskutiere mit meinen Freunden wieder über Gott und die Welt. Die Zeit vergeht wie im Flug.

Die Zeit des Abschiednehmens kommt. Nach und nach stehen meine Freunde auf und schließlich auch die Person. Sie kommt zu mir. Ich stehe auf. Sie umarmt mich. Ich erwidere die Umarmung. Ich muss an mich halten, um ihr nicht verträumt den Rücken zu tätscheln. Sie flüstert: „Es war schön dich wiedergesehen zu haben, auch wenn du am Anfang komisch warst.“ Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich stehe einfach nur da und umarme die Person, die ich doch an diesem Abend erst zum zweiten Mal gesehen habe. Sie löst sich aus der Umarmung und schaut mich skeptisch an. „Hast du dich schon wieder in deiner Gedankenwelt verloren?“, ist das, was sie auf einmal fragt. Ich nehme all meinen Mut zusammen und springe über meinen Schatten, wobei ich aber leider stolpere. „Ähm, es hat mir auch Spaß … ähm Freude bereitet, dich wiederzusehen. Ähm, vielleicht sieht man sich ja bald wieder, oder ähm, ja, ähm, hättest du, ich meine, wenn du mal Lust und Zeit hast, ähm, ja, vielleicht könnte man sich ja dann mal, ähm nun ja, einfach mal treffen und was unternehmen. Ähm, aber nur, wenn du wirklich Lust und Zeit hast, ähm. Wenn du nicht magst, dann ist das auch nicht weiter schlimm. Ähm, ich meine, es wäre zwar schade, aber du bräuchtest dir keine Gedanken zu machen, ähm, wenn du keine Lust hast. Ähm, ich meine …“ Ich verstumme, da ich einfach keinen vernünftigen Satz herausbekomme. Ich merke, wie mir das Blut in den Kopf steigt. Am liebsten versänke ich, gerade jetzt, an Ort und Stelle, in den Boden, denn was hatte ich mir nur dabei gedacht. Was dachte ich nur bei mir, als ich glaubte, sie das fragen zu können?

Ach, meine Schuhe müsste ich auch mal wieder putzen.

Halt! Warum denke ich jetzt an meine Schuhe? Warum schaue ich gerade auf meine Schuhe? Ich zwinge mich meinen Blick wieder zu heben. Erst ein Stück. Ich sehe die Schuhe der Person, der ich die Frage stellte. Mein Blick wandert weiter hoch, langsam, ganz langsam. Ich habe Angst ihr ins Gesicht zu schauen. Angst vor dem, was die Person sagen könnte. Schließlich blicke ich der Person ins Gesicht. Sie lächelt! Fast schelmisch lächelt sie! Als sie merkt, dass ich ihr ins Gesicht sehe, sagt sie: „Was hast du denn nur. Natürlich können wir mal was miteinander unternehmen. Warum so verstockt! Ich melde mich bei dir.“ Sie dreht sich um und geht. Sie geht, ohne noch eine Erwiderung abzuwarten. Ich bin verblüfft, dass sie so geantwortet hat. Ich stehe da und mein Herz klopft rasend schnell. Ich spüre in meiner Brust eine große Vorfreude auf das nächste Treffen mit ihr. Die Zeit vergeht, mein Herzschlag und meine Gedanken kommen zur Ruhe. Plötzlich stellt sich bei mir die Frage ein: „Wie möchte sie sich denn bei mir melden?“ Das frage ich mich, da diese Person bis jetzt noch keine Kontaktdaten von mir hat. Sie hat weder meine Handynummer, noch bisher über die sozialen Medien mit mir Kontakt geknüpft. War doch alles nur ein dummer Scherz?

Published inDiese Person - Eine Liebesgeschichte?

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