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Diese Person – Eine Liebesgeschichte? – Teil 7: Die gemeinsame Nacht

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Ich liege neben der Person. Sie ist eng an mich gekuschelt und ich streichle ihren Körper. Es ist ein schönes, angenehmes Gefühl das ich verspüre. Das Spüren ihres sanften Atems an meiner Haut. Die Wärme ihres Körpers an meiner Haut. Es ist einfach schön.
Bevor wir uns hinlegten, hörten wir noch Musik und quatschten etwas. Es war eine schöne und entspannte Atmosphäre. Es war eine Atmosphäre, in der es meinem „Ich“ gelang, dass „Es“ wieder in seinen Zwinger zu sperren und nichts zu überstürzen. So kam es, dass wir einfach, als wir beide müde waren, uns unserer Straßenkleidung entledigten und in Unterwäsche gemeinsam im Bett lagen und kuschelten. Ich hatte zwar den Eindruck, dass die Person mehr wollte, doch sagte sie es nicht direkt. Sie lag einfach nur da, an mich gekuschelt und meinte mit einem leicht schelmischen Lächeln: „Wenn du magst, kannst du mich überall berühren und mit mir fast alles machen, was du möchtest.“ Worauf ich der Person schlicht und einfach antwortete, dass Kuscheln erst einmal schön genug sei.
Jetzt schläft die Person und ich frage mich, wo das alles nur hinführen soll. Eigentlich möchte ich nur den Moment und ihre Nähe genießen, doch kann ich es nicht. Ich merke, dass ich die Person, die da an mich gekuschelt liegt, nicht verletzen möchte. Aber ich merke auch, dass ich keine Liebe für sie empfinde. Selbst das körperliche Begehren ist gänzlich gewichen. Das einzige, was ich verspüre, ist, der Wunsch das sie ihr Glück findet und wir, egal was auch passieren mag, befreundet bleiben können. Ich möchte, dass die Person ihr Glück findet, doch ich weiß, dass sie es nicht mit mir finden wird, da wir zum einen zu verschieden sind und zum anderen ich keine Liebe für sie empfinde. Keine wirkliche Liebe, sondern nur etwas Geheucheltes.
Liebe, ach, was ist die Liebe denn schon? Die Liebe, nach der ich mein ganzes bisherige Leben suchte und jetzt, da ich dachte sie endlich gefunden zu haben, sie sich doch nur als eine Illusion herausstellt. Ich stelle fest, dass es etwas surreales an sich hat, hier neben der Person zu liegen und sanft ihren Körper zu streicheln. Surreal, neben einer mir doch eigentlich fremden Person zu liegen. Surreal, was die Liebe oder besser, die Suche nach ihr uns alles tun lässt. Ich denke: „Vielleicht sollte ich doch alles auf eine Karte setzen und eine Partnerschaft, zu dieser Person aufbauen.“ Doch ich verwerfe den Gedanken gleich wieder, denn es wäre falsch. Es wäre falsch, da wir dann auch nur eine leere Beziehung führten. Eine lieblose Beziehung, wie ich sie häufig bei anderen Menschen beobachtete. Eine Beziehung, in der nicht die wirkliche Liebe wohnt, sondern nur die Gewöhnung und vielleicht auch die Angst davor, ohne den, wenn auch nicht geliebten Partner, allein auf dieser Welt zu sein. Die Angst, allein durch die Zeit zu schreiten und mit allen Schicksalsschlägen allein klarkommen zu müssen.
Mir fröstelt es bei den Gedanken und ich kuschle mich enger an die Person. Es wäre echt schön einen Partner zu haben, mit dem man durch die Zeit gehen kann. Einen Partner, mit dem man gute und schlechte Zeiten durchstehen kann. Doch, um welchen Preis?
Sollte man sich selbst und die Suche nach der wahren Liebe aufgeben, nur um nicht mehr allein zu sein? Sollte man ein Stück weit eine Lüge leben, in dem man vielleicht den Schein einer perfekten Partnerschaft vortäuscht? Nein, das wäre falsch und dem Partner, wenn man ihn den wirklich mag, unfair gegenüber. Also einen Schlussstrich ziehen, aber wann? Wann ist der Zeitpunkt sich einzugestehen, dass sich das Gefühl von Liebe in einer Beziehung nicht mehr einstellen wird? Wann sich eingestehen, dass man zwar miteinander super klarkommt, aber es eher eine Freundschaft, anstatt einer Liebesbeziehung ist?
Das ist die schwere Frage, die mich nicht schlafen lässt. Doch, nicht nur das. In meinem Inneren höre ich auch ein kleines Teufelchen mir ins Gewissen reden, dass ich mich mal nicht so haben soll. Ein Teufelchen, dass mir einflüstert, dass ich vielleicht nie einen besseren Partner in meinem Leben finden werde, als die Person, die da gerade neben mir liegt. Ein Teufelchen, dass mir sagt, dass ich doch die Zeit voll auskosten soll, bis sie irgendwann den Schlussstrich zieht.
Aber ich kann es nicht. Ich kann nicht etwas Leben, was ich nicht bin. Ich kann und will die Person, die ich doch sehr mag, obwohl ich sie nicht liebe, nicht ausnutzen, indem ich ihr „Liebe“ vorgaukele. Also was tun? Was kann und sollte ich tun, um auf einen Stand zukommen, auf dem wir noch Freunde sein können, aber uns beiden klar ist, dass zwischen uns nie eine Liebesbeziehung herrschen wird?
Ich finde keine Antwort. Die Minuten werden zu Stunden und ich finde einfach keine Antwort auf diese doch so wichtige und dringende Frage. Über das Nachdenken beginnen meine Gedanken zu verblassen. Mein Körper fordert eine Regenerationspause und ich gleite in den Schlaf ab. In einen Schlaf, der unruhig und wenig erholsam ist, da ich in ihm mit dem Teufel Zwiesprache halte.

Published inDiese Person - Eine Liebesgeschichte?

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