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Momente – Teil 1: Beim Kochen

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Ich stehe am Herd. Vor mir in der Pfanne brutzeln Zwiebeln und Räuchertofu in Kokosöl. Ich gehe meinen Gedanken nach. Plötzlich merke ich, wie sich ein Gesicht an meinen Rücken legt. Zwei mir wohlbekannte Arme umgreifen mich sanft, zwischen Bauch und Brust, und zwei zarte Hände fassen vor meinem Körper ineinander. Ich merke der Person ihren sanften Atem an meinem Rücken und höre sie leise ein „Guten Morgen“ flüstern, obwohl es doch schon Mittag ist.
Schließlich löst sie ihre Hände voneinander und von mir, nur um sich im nächsten Moment unter meinem linken Arm hindurch, zum Herd hin, vor mich zu drücken. „Was möchtest du denn mit den Zwiebeln und dem Räuchertofu anfangen?“, fragt sie mich, während sie mir den Löffel aus der Hand nimmt und weiter umrührt. „Ich dachte an eine Bohnenpfanne.“, antworte ich ihr, während ich meine Arme um sie lege und sie ihren Kopf gegen meine Brust. Ihre Haare kitzeln meine Nase und ich nehme ihren angenehmen Duft und ihre wohltuende Körperwärme wahr. Ich finde es einfach schön, sie in meinen Armen zuhalten und ihre Gegenwart zu genießen. Es ist einfach schön, jemanden zu haben, mit dem man den Alltag zusammen verleben, sowie gute als auch schlechte Zeiten bestreiten kann.
Bei diesem Gedanken beuge ich mich vor, um sie sanft am Hals zu küssen. Ihr durch meinen Kuss, meine Liebe und Zuneigung zu zeigen. Doch als ich mich vorbeuge, höre ich es auf einmal klappern und mache meine Augen auf.

Ich stehe wieder allein vorm Herd. Vor mir die Pfanne mit den Zwiebeln und dem Räuchertofu, beides gut braun gebraten und halb über das Kochfeld verteilt, anstatt in der Pfanne. Ich muss einen Moment geträumt haben. Einen Moment mit meinen Gedanken abgeschweift sein und vielleicht, aber nur vielleicht, ein anderes, glücklicheres Leben gesehen haben. Ein Leben, in dem ich an einer Weggablung mal anders abgebogen bin, als in dieser Zeitlinie. Doch wer weiß das schon. Fest steht nur, dass ich wieder allein am Herd stehe und mir, wie schon zu oft, allein das Mittagessen zubereite.
Ein Mittagessen für mich allein, anstatt für zwei, die ihr Leben und ihre Zeit miteinander teilen.

Published inMomente

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