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Momente – Teil 16: Auf einem Spaziergang

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

„Hörst du dich eigentlich manchmal selbst reden? Ich glaube nicht, bei dem Müll, der in letzter Zeit ständig deinen Mund verlässt.“, war das, was ich zu meiner Freundin, auf einem gemeinsamen Spaziergang, vor einer Minute, sagte. Als diese Worte meinen Mund verließen, bereute ich sie sofort, denn Tränen traten in die Augen meiner Freundin und sie rannte weg. Ich blieb stehen und wusste nicht, was passiert war. Ich wusste nicht, warum ich das zu ihr gesagt hatte.

Jetzt stehe ich da, etwa auf der Hälfte unserer üblichen Runde, die wir tagtäglich spazieren gehen und frage mich, was nur in mich gefahren ist. Was brachte mich nur dazu, so aufbrausend zu reagieren? Was brachte mich dazu, meine Ruhe, auf die ich doch sonst immer so stolz gewesen bin, zu verlieren? Ich denke zurück und versuche mir ins Gedächtnis zu rufen, was meine Freundin sagte. Ich gehe zurück und überlege, was mich so reagieren ließ. Mir fällt es nicht ein! Wie kann das nur sein? Wie kann ich nur so schnell etwas vergessen, das mich so aus der Haut fahren ließ? Ich weiß es nicht und das macht mir Angst.
Da ich nicht weiß, was ich sonst tun soll, setze ich den Spaziergang fort. Während ich so gehe, gräbt sich immer stärker Schmerz und Trauer in mein Herz hinein. Schmerz, da ich einen Menschen, den ich wirklich liebe, angeschrien habe und nicht einmal genau weiß, warum. Trauer, weil ich von mir und dem, was scheinbar aus mir geworden ist, enttäuscht bin. Wie konnte nur ein Mensch aus mir werden, der so aufbrausend reagiert? Wo, auf meinem Lebensweg, habe ich nur meine Ruhe, Besonnenheit und Bedächtigkeit verloren? Wo verlor ich mich selbst?
Während mich meine Füße auf den üblichen Wegen in Richtung Zuhause tragen, denke ich zurück. Mir fällt kein genauer Augenblick ein, ab dem ich sagen könnte, dass das Aufbrausende plötzlich da war, nein, es hat sich langsam in mein Leben geschlichen. Es kam mit der Unzufriedenheit über mein Leben und über mich selbst. Diese Unzufriedenheit war es auch, die sich jetzt ihre Bahn gebrochen hat, wodurch ich einen Menschen, den ich über alles liebe, nämlich meine Freundin, anschrie und verletzte.
Ich bleibe wieder stehen und bin von mir selbst entsetzt. Nein, dass darf nicht sein! Und doch ist es so. Ich bin zu einem Menschen geworden, der die Unzufriedenheit über sich selbst, an anderen Menschen auslässt. Doch was kann ich jetzt tun? Wohl nur, versuchen, diese Unzufriedenheit, die mich zu solch einem Wahnsinn treibt, aus meinem Leben zu verbannen, um wieder ausgeglichen und ruhig zu werden. Doch, nicht nur das, zuallererst muss ich mich auch bei meiner Freundin entschuldigen und sie um Verzeihung für mein Verhalten bitten, denn sie konnte ja nichts für meine explodierenden Gefühlswallungen, die sie jetzt verletzten.

Ich muss mich aufrichtig bei ihr entschuldigen, wobei ich mir nicht sicher bin, dass sie mir diesen grundlosen Gefühlsausbruch, der sie offensichtlich tief verletzte, jemals verzeihen wird.

Published inMomente

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