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Ein Stadtspaziergang durch Karlsruhe zum 300. Geburtstag

Geschätzte Lesezeit: 20 Minuten

Wir schreiben das Jahr 2015 und die nicht mehr allzu junge Stadt Karlsruhe feiert ihren 300 Geburtstag. Aus diesem Anlass denke ich bei mir, dass es ja nicht schaden könne, die Stadt, die sich aufgrund ihres Jubiläums versucht mit verschiedene Veranstaltungen und Kunstwerken ins rechte Licht zu rücken, etwas genauer zu Fuß zu erkunden.

Mein Spaziergang durch die Stadt beginnt am Hauptbahnhof, und in dem Moment, in dem ich die Bahnhofshalle verlasse, wird mir bewusst, warum ich Städte nicht wirklich mag. Der Grund dafür ist, dass mich beim Verlassen der Bahnhofshalle von Rauch geschwängerte Luft begrüßt. Die Ursache für den Rauch liegt in einer Masse von Raucher, die sich aufgrund des fallenden Regens unter das Vordach der Bahnhofshalle zurückgezogen haben, um dort ihrer Sucht zu frönen. Mein respiratorisches System beginnt mit Husten und der Absonderung von Mukus auf den Rauch zu reagieren, so dass ich schnell meinen Regenschirm aufspanne, und in den Regen hinaustrete. Der Regen wäscht den Rauch aus der Luft und schon nach kurzer Zeit kann ich wieder frei und unbeschwert atmen. Ich überquere den Bahnhofsplatz und mir wird ein weiterer Grund gewahr, warum ich Städte nicht mag. Dieser weitere Grund ist, dass überall Zigarettenstummel, Plastik und Papier, dass sich im Regen langsam auflöst, herumliegt und durch die Passanten noch vermehrt wird. Aus Erfahrung weiß ich, dass der Bahnhofsvorplatz jeden Morgen mit Kehrmaschinen gereinigt wird, doch wie ich deutlich sehen kann, so ist dieser Aufwand nicht ausreichend. Das liegt daran, dass viele Menschen rücksichtslos mit ihrer Umwelt umgehen, was sich darin äußert, dass sie einfach dort wo sie stehen, alles was sie nicht mehr benötigen fallen und liegen lassen. So sieht der Vorplatz schon wenige Stunden nach einer Reinigung wieder aus, als würde er nie gereinigt werden, da einfach alles voller Müll und Abfällen liegt.

Vorplatz Karlsruhe Hbf.

Doch da ich nicht nach Karlsruhe gekommen bin um mich über die Umweltverschmutzung auszulassen, reiße ich meine Gedanken von den Menschen, die den Bahnhofsvorplatz verschmutzen los und lasse meinen Blick schweifen, wobei ich mir überlege, welchen Weg ich am besten für meinen Stadtspaziergang wählen soll. Als mein Blick so umherschweift erblicke ich den Südeingang des „Zoologischen Gartens Karlsruhe“, der direkt am Bahnhofsvorplatz liegt. Über den Eingang prangert das Banner einer namhaften Kaufhauskette, die für ihre Familientage im besagten Zoologischen Garten wirbt. Als ich das sehe, kommen mir ein paar sarkastische Gedanken über die Menschen und Unternehmen, die so einen Familientag im Zoologischen Garten veranstalten, auf. Gedanken die ihren Ursprung darin haben, dass es sich bei dem Zoologischen Garten um ein Gelände von minimalistischer Abmessung handelt, das meiner Meinung nach nicht ausreichend ist, um irgendeinen Tier ausreichend Lebensraum zu bieten. Doch Trotz dieser Größe hält der Zoologische Garten mehrere Elefanten, was meiner Meinung nach an Tierquälerei grenzt. Doch das ist nicht das Schlimmste was mir bei der Betrachtung des Zoologischen Gartens durch den Kopf schießt. Das Schlimmste ist die Erkenntnis, dass erst die Familien, die diesen Zoologischen Garten besuchen, die Ausbeutung der Tiere ermöglichen, indem sie mit ihren Eintrittsgeldern dieses Gefängnis subventionieren. Darüber hinaus leben die Eltern, die mit ihren Kindern den Zoologischen Garten besuchen, ihren Kindern vor, dass die Gefangenschaft für die Tiere nichts Schlimmes, sondern vollkommen normal sei. Es ist diese Ignoranz, die ich bei den Menschen, die diesen Zoologischen Garten besuchen, erkenne, die mich am meisten schockiert. Doch als wenn die Ausbeutung der Tiere zur Unterhaltung der Familien noch nicht schlimm genug wäre, so kommt noch ein kapitalistisches Unternehmen und veranstaltete einen Familientag, der noch mehr Familien als an normalen Wochentage in den zoologischen Garten lockt. Familien, die sich ebenfalls an den eingesperrten Tieren ergötzen und denen sich ins Gehirn brennt, das nichts Schlimmes an der Ausbeutung von Lebewesen zum Zeitvertreib sei. Man könnte glatt auf den Gedanken kommen, dass diese Förderung der Ignoranz sogar im Sinne des Unternehmens ist. Im Sinne des Unternehmens, da es direkt aus der Ignoranz der Familien und deren Kindern profitiert, die entweder schon seine Kunden sind oder später mal seine zahlungsfähigen Kunden werden. Das liegt daran, dass die Familien und Kinder, die das Unternehmen mit diesem Familientag dazu bringt, das Unrecht gegenüber den Tieren zu ignorieren, auch gegenüber anderen Unrecht blind werden und dadurch später im Leben nicht mehr die Bedingungen hinterfragen, unter denen bestimmte Produkte erzeugt bzw. gewonnen werden. Daraus resultierend braucht das Unternehmen nicht mehr soviel Wert auf gerechte und nachhaltige Bedingungen bei der Erzeugung des Produktes zu legen, da den ignoranten Kunden das sowieso egal ist, und somit aus dieser Richtung kein Umsatzverlust droht.

Zoologischer Garten Karlsruhe: Südeingang

Ich reiße meinen Blick von dem Südeingang des Zoologischen Garten los, versuche meine Gedanken zu beruhigen und mache mich auf meinen Weg in die Innenstadt. Mein Weg führte mich westlich am Zoologischen Garten vorbei bis zur Karl-Birkmann-Brücke, die über den Zoologischen Garten führt. Die Brücke überquere ich, wobei ich sehe, wie die ein oder andere Person anhält und verweilt, während ihr Blick auf den Elefanten ruht, die ihr Gehege direkte südlich der Brücke haben. Doch ich will die Elefanten in ihren viel zu kleinen Gehege nicht sehen und so schreite ich schnellen Schrittes voran, um den Zoo nur möglichst schnell hinter mir zu lassen. Als die Brücke hinter mir liegt folge ich den Fußweg in nördliche Richtung, Richtung Kongresszentrum.

Auf meinen Weg in nördliche Richtung, sehe ich das, für was Karlsruhe im Moment berühmt ist, nämlich seine Baustellen. Baustellen, die die Innenstadt von Süd nach Nord und von Ost nach West durchziehen, und für mich schon seit vielen Jahren einfach zum Stadtbild gehören. Ich passiere ein Schwimmbad und erreiche schließlich den Platz vor dem Kongresszentrum. Im Kongresszentrum werden hin und wieder mal „interessante“ Veranstaltungen abgehalten, von den ich aber bis jetzt nur eine besucht habe, da die anderen nicht wirklich mein Interesse trafen. Den Vorplatz des Kongresszentrums überquere ich in westliche Richtung, bis zu meiner Linken der Nordeingang des Zoologischen Garten erscheint, worauf ich mich nach rechts, also in nördliche Richtung, wende, um meinen Weg in die Innenstadt fortzusetzen.

Mein Weg kreuzt eine Straße mit Straßenbahnschienen und führt mich über eine Fußgängerbrücke, die die Kriegsstraße überbrückt und südlich des Naturkundemuseums in einen kleinen Park endet. Nach Überquerung der Brücke sehe ich das erste wirkliche Grün in Karlsruhe. Der grüne Fleck ist ein kleiner Park bzw. eine kleine Grünfläche, die sich südlich vom Naturkundemuseum befindet, und bei der ich einen Moment überlege, eine kleine Rast einzulegen. Doch obwohl es ein schöner Platz ist, ist er mir zu laut, da der Verkehrslärm, der von den Blechlawinen auf der Kriegsstraße stammt, in den Park dringt und das in einer Lautstärke, die einen nicht zur Ruhe kommen lässt. Aufgrund dieses Lärms setze ich meinen Weg fort, der mich am Naturkundemuseum vorbei führt. Nördlich des Naturkundemuseums finde ich ein weiter Platz, der ebenfalls etwas grün bietet, aber für meinen Geschmack nicht so schön wie der südliche Park ist. Auf diesen Platz ist dafür der Verkehrslärm der Kriegsstraße nicht mehr zu hören und auch sonst gibt es kaum Verkehrslärm. Ich suche Unterstand bei einem Baum, schließe meinen Regenschirm, lehne mich an und genieße einfach einen Moment der Ruhe. Mit geschlossenen Augen gehe ich in mich, atme ein paar mal kräftig ein und aus, um meine Sinne wieder zu schärfen und ihnen ein paar Minuten Ruhe zu gönnen, bevor ich meinen Weg fortsetze.

Park südlich des Naturkundemuseums

Mein weiterer Weg führt mich vom Platz, an dem ich mich ausruhte, in östliche Richtung am Ettlinger-Tor-Center vorbei, in dass sich die Menschenmassen schieben, um sich ihren Konsumrausch hinzugeben. Einem Rausch, der den Kapitalismus befeuert, die Umwelt zerstört und die Einkäufer trotz allem am Ende des Tages unzufrieden sein lässt. All das, weil sie den Versprechungen kapitalistischer Unternehmen glauben, die versprechen, dass ihre Produkte das Leben der Kunden besser oder einfacher machen. Doch was sind Werbeversprechen schon anderes als leere Worthülsen, die nur dazu dienen, den Konsum zu befeuern? Was die Käufer betrifft, so stellen sie meistens ziemlich schnell fest, dass sie nur unnützen Schund erwarben. Die Konsequenz aus dieser Erkenntnis ist dann meistens nicht, doch noch das Beste aus dem gekauften Schund zu machen, sondern das Produkt still und heimlich in kürzester Zeit zu entsorgen, denn was würden denn die Bekannten denken, wenn sie erführen, was man sich hat aufschwatzen lassen. Aufgrund dieses Ablaufes besteht der Lebenszyklus eines eigentlich nicht benötigten Produktes nur aus Umweltzerstörung. Einer Umweltzerstörung die mit der Produktion des Konsumgutes beginnt, sich über den Transport und die Lagerung bis hin zu seiner Zerstörung zieht. Dieser Produktzyklus, in dem zu keinem Moment dem Konsumenten ein Nutzen erbracht wird, dient einzig und allein dem kapitalistischen System dazu, Geld aus den Taschen der Kunden zu ziehen. Geld mit der sie noch mehr Schund erzeugen und das Verlangen danach erwecken können, um schließlich noch mehr Geld aus den Taschen der Kunden zu ziehen. Diesen Kreislauf könnte man auch als Teufelskreis bezeichnen, da er sich immer schneller dreht, wodurch immer mehr Geld in ihm floriert, bis er irgendwann so groß ist, das er an sich selbst zu Grunde geht, da der Brennstoff, d.h. das Geld ausgeht, das man den Kunden aus der Tasche ziehen kann. Doch was machte der Konsument als Teil des Kreislaufes? Er lässt sich sein Geld aus der Tasche ziehen, eventuell auch Schulden machen, und am Ende bleibt er unzufrieden und unglücklich, aufgrund des verschwendeten Geldes, zurück, wobei man auch wegen der sinnlosen Umweltzerstörung unzufrieden sein könnte, doch leider ist sie nun mal den meisten Konsumenten vollkommen egal.

Doch zurück zu meinem Stadtspaziergang. Nach passieren des Ettlinger-Tor-Center biege ich links, in nördliche Richtung, in Richtung Marktplatz, ab. Auch der Marktplatz ist eine einzige Baustelle und die Pyramide, die doch eigentlich das Wahrzeichen des Karlsruher Marktplatzes ist, ist von der Baustelle komplett umschlossen und zum Schutz vor Beschädigung und Schmutz in Planen gehüllt. Doch was meinen Blick fängt, ist ein an einem Kran über den Marktplatz schwebendes Haus. Das schwebende Haus ist ein Kunstprojekt, das anlässlich des Stadtgeburtstags präsentiert wird. Ich verweile einen Moment und lasse das Haus auf mich wirken. Während ich das Haus betrachte kommen mir Gedanken und Assoziationen bezüglich des Zustandes unserer Zivilisation. Gedanken darüber wo wir uns als Zivilisation befinden und darüber, wo uns noch unser Weg hinführte.

Schwebendes Haus über den Marktplatz mit verhüllter Pyramide

Ich verweile einige Minuten, wobei ich ganz in meine Gedanken versunken bin, doch schließlich reiße ich mich wieder von ihnen und dem schwebenden Haus los und setze meinen Weg fort. Ich verlasse den Marktplatz durch eine Seitenstraße in nördliche Richtung und schon nach wenigen Metern stehe ich vor dem Karlsruher Schloss. Das Karlsruher Schloss mit seinem Vorplatz bietet mir einen schönen Anblick. Diesen Anblick, den ich eigentlich schon etliche Male gesehen habe, und nie als besonders schön empfand kommt mir in dem Moment doch besonders schön vor, da der sanft fallende Regen, scheinbar alle scharfen Kanten glättet. Darüber hinaus hat der sonst schon fast weiße Bodenbelag aufgrund des Regens einen trüberen Farbton, der viel angenehmer für die Augen ist, als der sonst grelle Farbton, der einen normalerweise an sonnigen Tagen schmerzhaft blendet.

Ich überquere den Vorplatz und umschreite das Schloss, um zum Schlossgarten zu gelangen. Der Schlossgarten, der normalerweise der Stadtbevölkerung einen Fleck der Entspannung bietet, ist mit allen möglichen Waagen und Hütten, sowie einem Holzpavillon verunstaltet. Der Grund dafür ist die 300. Jahrfeier, für den der Schlossgarten, und der auf ihn für mehr als eine Million Euro errichtete Pavillon, der Hauptveranstaltungsort ist. Ich betrachte den Pavillon ausgiebig und stelle für mich fest, was er doch für ein überflüssiges temporäres Bauwerk ist. Ein Bauwerk, das nur für die Dauer des Stadtgeburtstages existieren soll, nur um im Anschluss an die Festlichkeiten wieder abgerissen zu werden. Ich denke an die mehr als eine Million Euro, die für den Pavillon investiert wurden und daran, was man alles für gute Dinge mit dem Geld hätte tun können. Doch das Geld war nun mal für den Pavillon ausgegeben worden, und steht damit nicht mehr für die andere, vielleicht sogar wichtigeren Dinge zur Verfügung. Während ich den Pavillon betrachte, beginne ich zu hoffen, dass die Natur die Spuren des Pavillons nach dessen Abriss schnell tilge. Das die Pflanzen sich die Fläche zurückeroberten, so dass wenigstens zukünftig der Schlossgarten wieder ein schöner Ort zum Entspannen wäre.

Pavillon im Schlossgarten zur 300. Jahr Feier in Karlsruhe

Ich setze meinen Spaziergang fort, indem ich dem kleinen blauen Pfad aus Steinplatten folge, der vom Schloss aus in nördliche Richtung führt. Ich lasse den Schlossgarten hinter mir und halte mich östlich, um dem Campus Süd des KIT einen Besuch abzustatten. Der Weg zum Campus führt mich durch ein Wäldchen, welches nördlich des Schlossgarten liegt und an einer Weggabelung sehe ich, als ich an ihr in nördliche Richtung blicke, die Flutlichter des Wildparkstadions, wie sie die Bäume um etliche Meter überragen. Da mich Fußball und aufgrund dessen das Stadion wenig interessiert, setzte ich meinen Weg in östlicher Richtung fort.

Meine Schritte tragen mich weiter durch das Wäldchen und ich erreiche einen Weg, der vom Schloss zum Fasanengarten führt und folge ihm bis ich das Campusgelände erreiche. Auch das Gelände des KIT-Campus bildet das typische Karlsruher Bild. Das Bild aus Baustellen und Müll, der vom Regen und vom sanft wehenden Winden überall verteilt wird. Einen großen Anteil am Müll, den ich sehe, haben Flugblätter, die von verschiedenen Veranstaltungen kündigen und aufgrund deren schieren Menge man glauben könnte, dass der Campus des KIT regelmäßig mit Flugblättern gepflastert würde. Gepflastert von Studenten, die einen kurzen Blick auf das jeweilige Flugblatt warfen, bevor sie es aus Desinteresse einfach an Ort und Stelle fallen ließen, anstatt es wenigstens den Recyclingkreislauf zuzuführen. Auf meinen weiteren Weg erblicke ich zu meiner Rechten das Audimax und biege in die folgende Straße nach rechts, also in Richtung Süden, ab. Da der Tag schon stark vorangeschritten ist und sich ein leichtes Hungergefühl in meiner Magengegend einstellt, lasse ich mich von meinen Beinen zur Mensa tragen. Zur Mensa des KIT-Campus-Süd, um in ihr eine Kleinigkeit zu mir zu nehmen und darüber hinaus meiner klammen Kleidung die Chance zu geben, etwas zu trocknen.

In der Mensa treffe ich einige Bekannte, mit denen ich zusammen ein recht preiswertes Essen zu mir nehme, was heißt, dass ich für den Preis schon an vielen anderen Orten schlechter gegessen habe. Nach dem Essen machen wir uns auf den Weg zum AKK. Das AKK liegt von der Mensa aus gesehen in südwestlicher Richtung. Das AKK hat seine Türen geöffnet und so holen wir uns Kaffee. Mit den Kaffeetassen in der Hand suchen wir uns einen leeren Tisch, den wir in Beschlag nehmen. Am Tisch sitzend, holt ein Bekannter seine Skatkarten heraus und wir fangen an Skat zu spielen. Runde um Runde werden die Karten ausgeteilt, es wird gereizt, es wird gelacht, doch schließlich ist es so weit, dass wir uns wieder unseren individuellen Tagesabläufen zuwenden müssen und sich unsere Wege für diesen Tag trennen. Ich verlasse das AKK und mit einen Blick in den Himmel stelle ich fest, dass die Wolkendecke während unserer Skatrunden aufgerissen ist und die Sonne die Welt in ihr liebliches Licht taucht. Die Tische und Bänke, die außerhalb des AKK stehen, hatten sich schon etwas gefüllt und immer mehr Studenten strebten zu ihnen, um einen Platz zu ergattern. Sie setzten sich an die Tische, tranken Kaffee aus den Tassen des AKK und aßen etwas, wobei viele, wenn sie mit Trinken und Essen fertig waren, einfach ihre Tassen und den von ihnen verursachten Müll liegen ließen. Sie ließen alles liegen, obwohl explizit auf Schildern gebeten wurde, die leeren Tassen wieder ins AKK zu bringen und für den Müll im Umkreis von fünf Metern mehr als ein Mülleimer zur Entsorgung bereit stand.

Als ich diese Menschen, die ihr Zeug einfach liegen ließen, sehe, wird mir wieder bewusst, was mich schon seit Jahren an so manchen Menschen und darunter besonders vielen Studenten störte. Nämlich, dass sie überheblich waren, und Tassen und Müll, z.B. Verpackungen, einfach dort fallen und liegen ließen, wo sie sich befanden. Diese Menschen kümmerte es nicht, das ihr Müll vom nächsten Windhauch durch die Gegend geweht würde, dadurch die Umweltverschmutzung zunehme und es infolgedessen zu einer Gefährdung für das Wohl von Tieren und schlussendlich auch den Menschen käme. Doch diese Menschen machen sich über das alles keine Gedanken, da sie entweder nicht in der Lage sind, ihren Verstand zu benutzen, die Folgen ihres verantwortungslosen Handelns zu sehen und zu verstehen, oder weil es schlicht und einfach ignorante Idioten sind, denen es vollkommen egal ist. Idioten, die zum Teil denken, dass schon ein anderer komme, der ihre Dummheit und Verantwortungslosigkeit ausbügele. Und warum dachten sie das? Weil sie sich für etwas Besseres hielten und das Zurückbringen von Tassen und das Entsorgen von Müll für unter ihrer Würde. Hass auf diese Art von Mensch beginnt in meiner Brust zu kochen. Hass der noch zusätzlich dadurch befeuert wird, dass sie große Reden halten, sich aufspielen und sich über andere Menschen lustig machen. Ich höre ihre Reden und erkenne die Versuche, sich mit diesen Reden aufzuspielen und Eindruck auf die anderen Anwesenden zu machen. Ich sehe, wie ihnen der ein oder andere an den Lippen hängt, so als wäre der Sprecher der schlauste Mensch auf Erden, wobei Menschen wie er doch eigentlich nur Parasiten sind, die sich an der Umwelt und der Gesellschaft laben, ohne ihr im Gegenzug irgendeinen Mehrwert zurückzugeben. Wörter beginnen sich in meinen Kopf zu formen. Wörter die ich mir vorgenommen habe nie zu sagen, und da ich diesen Vorsatz nicht brechen möchte, reiße ich mich von dem Anblick der Ignoranten los und setze meinen Spaziergang fort.

Mein weiterer Weg führt mich in westliche Richtung zum Kronenplatz. Am Kronenplatz gehe ich in die Buchhandlung um mir frische Lektüre zu besorgen, da ich meine Lektüre, die ich für den Tag dabei hatte, bereits auf der Fahrt nach Karlsruhe ausgelesen hatte. In der Buchhandlung stehe ich vor den Regalen mit Büchern und kann mich zwischen den ganzen Büchern, die mein Interesse wecken nicht entscheiden. So schlag ich das ein oder andere auf, lese es an, finde es gut, nur um kurz darauf auf ein ebenso gutes Buch zu stoßen, wodurch ich mich nicht entscheiden kann, welches ich nun kaufen soll. Als mich eine nette Verkäuferin anspricht und fragt, ob sie mir helfen kann, erwiderte ich, das ich eine Lektüre suche, die sowohl unterhalte, als auch bilde. Nach einem Moment des Überlegens empfiehlt sie mir ein kleines philosophisches Buch, ich lese es an, und es trifft wirklich meinen Literaturgeschmack. Es verspricht mir einen unterhaltsamen und bildenden Zeitvertreib, so das ich mit dem Buch in der Hand zur Kasse gehe, und es kaufe. Nach dem Erwerb des Buches verlasse ich die Buchhandlung und mache mich auf den Weg zum Weltladen, der ebenfalls am Kronenplatz liegt. Im Weltladen sehe ich mich ausgiebig um und kaufe mir eine Packung rotes Quinoa und Matetee zum Aufgießen, da mein heimischer Vorrat der beiden Lebensmittel zur Neige geht. Ich verlasse den Weltladen und folge der Seitenstraßen in westliche Richtung, in Richtung Marktplatz. Die Straße, die ich entlang schreite, liegt parallel zur Fußgängerzone und bietet ein paar interessante Läden, die nicht nur die Mainstream Produkte führen. Ich sehe Läden mit asiatischen Spezialitäten, Elektronikläden für gebrauchte Geräte, von denen das ein oder andere echte Raritäten und Sammlerstücke führt, und ein Comicbuchladen. Beim Comicbuchladen verweile ich einige Minuten und schaue mir die Hefte und Figuren an. Ich entdecke die Helden meiner Kindheit und mein Herz beginnt vor Freude schneller zu schlagen. Ich beginne mich wieder wie ein Kind zu fühlen und möchte den Laden gar nicht mehr verlassen. Schließlich ringe ich mich doch durch, den Laden zu verlassen, doch nicht ohne mir eine kleine One Piece Actionfigur zu kaufen, die mir noch in meiner Sammlung fehlte. Nach verlassen des Comicbuchladen folge ich weiter der Nebenstraße und erblicke, kurz bevor die Straße in den Marktplatz mündet, ein rotes gebogenes Auto, dessen Hinterändern an einer Hauswand verweilen. Wie ich auf einen Schild lese, ist das Auto auch ein Kunstwerk, das zum 300. Stadtgeburtstag aufgestellt wurde und Moderne Kunst sein soll. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten, aber ich finde das Auto einfach nur hässlich. An dieser Stelle wäre es meiner Meinung nach viel sinnvoller gewesen, „Stadtgärten“, also Boxen mit Pflanzen wie Tomaten, etc. aufzustellen, wie sie sich auch auf dem Berliner Platz befinden. Ich vertrete die Meinung, dass die „Stadtgärten“ besser als dieses Kunststück sind, da sie ein Bild der Nachhaltigkeit vermitteln und darüber hinaus ein erfrischendes Grün in die Betonschluchten der Stadt bringen.

Wurm 2011 – Gebogenes Auto in Karlsruhe, welches an der Wand parkt

Als ich am Marktplatz ankomme halte ich mich links, Richtung Süden, bis zur Polizeiwache. Bei der Polizeiwache folge ich der Straße in westliche Richtung, bis die Straße endet. Am Ende der Straße gehe ich ein Stück südlich, bevor ich meinen Weg in westliche Richtung fortsetze, bis ich schließlich über die Nebenstraßen, an denen das ein oder andere interessante Geschäft liegt, dessen Schaufenster ich mir eingehender betrachte, die Postgalerie bzw. den Europaplatz erreiche.

Auf dem Weg zur Postgalerie kommen mir schon lauter Menschen mit Papiertüten entgegen, auf denen groß „Primarkt“ steht und als ich schließlich die Postgalerie erreiche, entdecke ich auch das Nest der „Primarkt“-Tütenträger. Wobei ich bei mir denke, dass die Papiertüten, die die Käufer mit sich herumtragen, noch das Umweltfreundlichste an den „Primarkt“ Käufern ist. Das liegt daran, dass ich „Primarkt“ Käufer für Menschen halte, die die gleichen Charakterzüge wie eine Bekannte von mir haben. Diese Bekannte von mir kauft sich nämlich für jede Saison neue Kleidung und zieht sie auch nur eben diese eine Saison an. Aufgrund dieses Kaufverhaltens sollte die Kleidung, die sie kauft, möglichst billig sein. Der Grund dafür ist, dass sie keine Lust verspürt, jede Saison für mehrere hundert Euro neue Kleidung zu kaufen, nur um sie nach zwei-dreimal tragen zu entsorgt oder für einen Bruchteil des Einkaufspreises weiter zu verkaufen. So nahm sie billigend in kauf, dass die Sachen, die sie für wenige Euro kaufte, eben auch nur diese eine Saison hielten und sie verschwendete keinen Gedanken daran, unter welchen Bedingungen und aus welchen Rohstoffen die Kleidung, die sie trug, gefertigt ist. Sie kümmerte sich nicht um den umwelttechnischen Fußabdruck der Kleidung. Sie kümmerte sich nicht um die Fertigungsbedingungen, sondern sie kümmerte sich nur darum, dass die Kleidung möglichst billig, und in der aktuellen Saison gerade in Mode ist. Und solche Personen, wie meine Bekannte eine ist, kommen mir aus der Postgalerie in Massen entgegen. „Ach was sind das doch für ignorante und bemitleidenswerte Gestalten“, wobei dieser Gedanke bald von dem Gedanken: „Ach wie bemitleidenswert ist doch unsere Gesellschaft aufgrund dieser Gestalten“ verdrängt wird.

Vom Europaplatz aus folge ich der Straße in westliche Richtung, vorbei am Kaiserplatz um danach links, also in südliche Richtung, in die Reinhold-Frank-Straße. Meine Füße tragen mich entlang der Straße, bis ich am Gebäude der „Agentur für Arbeit“ vorbei bin und auf den Platz nördlich des „Filmpalast am ZKM“ zum Stehen komme. Der Platz erstreckt sich in westliche Richtung, und an seinem Ende sehe ich das ZKM. Nahe des Eingangs des ZKM sehe ich ein Kunstwerk aus Metall, das in eine bestimmte Form gebracht wurde, wobei ich nicht weiß, was das Kunstwerk aussagen bzw. zum Ausdruck bringen soll. Doch irgendetwas in der Form des Kunstwerkes spricht mich an und ich fühle die Versuchung, mich mal wieder dazu hinreisen zu lassen, dem ZKM mit seinen Ausstellungen einen Besuch abzustatten. Einen Besuch, bei dem ich langsam an den Kunstwerken und Ausstellungsstücken entlangbummeln und mich darüber lustig machen könnte, was doch die Menschen alles für Kunst hielten. Doch dann erinnere ich mich daran, wie öde mir die Ausstellungsbesuche die letzten Male vorgekommen sind, und so schiebe ich den Gedanken an einen Ausstellungsbesuch beiseite und setzte meinen Weg fort. Mein weiterer Weg führt mich in südöstliche Richtung, vorbei an Wohnhäusern, einen Spielplatz und am Albtalbahnhof, bis ich schließlich den Vorplatz des Karlsruher Hauptbahnhofes erreiche.

Vorplatz des ZKM mit Kunstwerk

Am Hauptbahnhof angekommen informierte ich mich, wann der nächste Zug, den ich nehmen kann, um nachhause zu kommen, fährt. Ich stelle fest, das ich noch reichlich Zeit bis zu dessen Abfahrt habe und so suche ich mir einen leeren Sitzplatz auf dem Bahnsteig, schließe meine Augen und lasse meinen Stadtspaziergang Revue passieren. Während ich meine Augen geschlossen habe, beginnen die Bilder des Stadtspazierganges vor meinem inneren Auge vorbeizustreichen. Jedes Bild, dass ich vor meinem inneren Auge sehe analysiere ich gründlich und gelange zu der Überzeugung, das durch die ganzen Baustellen und die nicht unbedingte ansehnlichen Kunstwerke zum Stadtgeburtstag, die Stadt doch ganz schön verunstaltet ist. Doch mir wird auch bewusst, das Karlsruhe, sollten mal die ganzen Bauarbeiten beendet sein, eine wirklich schöne Innenstadt hätte. Ich denke an die ganzen kleinen Läden in den Seitenstraßen, die die ein oder andere Rarität bzw. Spezialität führen und daran, wie viele Menschen tagtäglich durch die Stadt gingen, die Hauptwege verstopften, ohne überhaupt etwas von der Existenz dieser Geschäfte zu ahnen, geschweige denn ihnen jemals einen Besuch abzustatten. Ich denke an die vielen Menschen, die einfach nur ihre Konsumlust befriedigen und sich zu Käufen verführen lassen, die sie eigentlich nicht tätigen wollen. Meine Gedanken wandern zu den Müllbergen, die von so manchen Menschen ohne Sinn und Verstand auf ihren Wegen hinterlassen werden. Ich denke daran, wie schön Karlsruhe sein könnte, wäre es mehr eine Stadt der Begegnung und der rücksichtsvollen Menschen, als eine Stadt des Kommerzes und der Ignoranten.

Während dieser Gedanken verstreicht die Zeit und mein Zug fährt ein. Ich lasse die Fahrgäste aussteigen, wobei ich ein paar Jugendliche und ein paar Rentner dabei beobachte, wie sie sich versuchen, trotz der noch aussteigenden Menschen, schon in den Zug hineinzuquetschen, damit sie auch ja noch einen Sitzplatz bekämen. Bei diesen Anblick schüttle ich meinen Kopf und denke bei mir, was nur passieren müsste, damit wir Menschen endlich mal unseren Verstand benutzten und rücksichtsvoll durchs Leben gingen, anstatt nur an uns selbst und unsere kurzfristigen Ziele zu denken.

Schließlich sitze ich im Zug, denn wer hätte das gedacht, ich habe auch ohne drängeln noch einen Sitzplatz bekommen. Von meinem Sitzplatz aus sehe ich noch weitere leere Sitzplätze, und denke bei mir, dass damit wohl mal wieder bewiesen sei, dass das ganze Gedrängel beim Einstieg für alle vollkommen unnütz ist und nur zu Chaos und Unzufriedenheit bei den Aussteigenden führt. Schließlich fährt der Zug los und mit seiner Abfahrt endet mein Karlsruher Stadtspaziergang.

Published in"Spaziergänge"

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