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Expand your area! Expand your mind!

Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Das „Expand your area!“ in der Überschrift mag für den ein oder anderen Leser so klingen, als würde ich dazu auffordern, neue Gebiete zu erobern und damit lege er nicht mal allzu falsch. Doch fordere ich nicht dazu auf, neue Gebiete mit Gewalt zu erobern und seinem Besitz anzugliedern, sondern dazu, neue Gebiete kennenzulernen. Das Erkunden neuer Gebiete und das Bewegen in ihnen, wobei der Kontakt mit den Menschen, die in der jeweiligen Gegend wohnen, ein wichtiger Aspekt der Erweiterung des persönlichen Raums ist. Dabei sollte der persönliche Raum, den man kennen sollte, nicht an einer Stadt oder einem Land festgemacht werden, sondern an der Welt und den verschiedenen Kulturen die auf ihr leben. Man sollte die Welt erkunden, so dass man irgendwann sagen kann, die Welt ist mein Zuhause und auf ihr fühle ich mich wohl. Wobei wohlfühlen vielleicht etwas zu hoch gegriffen ist. Eine bessere Formulierung wäre, dass man um die Gegenden der Welt und den Menschen die in ihnen leben Bescheid weiß. An dieser Stelle des Bescheid wissen kommt der zweite Teil der Überschrift zur Geltung, der „Expand your mind!“ lautet. Dieser Teil der Überschrift steht dafür, dass man mit offenen Augen und ohne Vorurteile durch die verschiedenen Regionen der Welt, sei es ein Industrieland, ein Schwellenland oder gar ein Entwicklungsland, gehen und Erfahrungen sammeln soll. Erfahrungen die einem helfen die Welt mit anderen Augen zu sehen und einen dadurch gegen Vorurteilen und Stammtischparolen immunisieren.

Im Folgenden möchte ich mich den Gründen für meine in der Überschrift getätigten Aufforderung zuwenden. Wobei ich mich zuerst der Ausgangslage, die mich zu dieser Aussage veranlasste zuwenden möchte, um anschließend noch ein paar Sätze zur allgemeinen Situation, in der sich unsere Gesellschaft befindet, zu verlieren.

Der Grund dafür, dass ich mich genötigt sah, so eine Aufforderung wie ich sie in der Überschrift getätigt habe, von mir zugeben, ist die immer deutlicher zu Tage tretende Ignoranz vieler Menschen, denen ich tagtäglich begegne. Es sind Menschen, die jahrelang in einer Stadt wohnen, ohne überhaupt etwas von der Stadt, den verschiedenen Straßen und Gebieten, sowie den Menschen, die außer ihnen in ihr leben, zu wissen. Sie wohnen nur in dieser Stadt, leben aber nicht in ihr. Bei diesen Menschen handelt es sich um Menschen, die ihre Wohnung nur verlassen, um zur Arbeit oder zum nächsten Supermarkt zu gehen. Es handelt sich um Menschen, die keinen Entdeckungsdrang mehr haben, und die sich mit dem kleinen Gebiet, dass sie tagtäglich durchstreifen und zu kennen glauben, zufrieden geben. Diese Menschen begnügen sich damit, in jeder freien Minute, die ihnen zur Verfügung steht, den Fernseher anzuschalten, und sich von irgendwelchen hirnlosen Soapoperas das Gehirn zermatschen zu lassen. Sollte der Fernseher bei diesen Menschen mal aus sein, so wenden sie sich Computerspielen zu, in denen sie nach Lust und Laune virtuelle Figuren töten und manchmal auch quälen können. Sollte bei diesen Menschen sowohl der Fernseher als auch der Computer mal nicht zur Verfügung stehen, so besinnen sie sich vielleicht, dass es ja noch die Möglichkeit des Lesens gibt. Doch sie wenden sich dann nicht anspruchsvoller Literatur zu, die ihnen Informationen gebe, was gerade auf der Welt passiert, denn das würde sie ja deprimieren, nein, stattdessen wenden sie sich der Boulevardpresse zu. Der Boulevardpresse und deren stumpfsinnigen Geschichten und Stammtischparolen, die weder objektiv noch gut recherchiert sind, sondern nur stumpfsinnige Meinungsmache. Mit diesen, ihren Texten, schüren sie unbegründete Ängste und bringen Menschen dazu, einander zu hassen oder zu misstrauen. Sie arbeiten dabei mit einfachsten Schwarz-Weis-Bildern, da sie wissen, welches Klientel sie bedienen, und es halten wollen, so dass es zu einer Spirale der Stumpfsinnigkeit kommt, in der die Leser immer weniger Wissen wollen und aufgrund dessen auch immer weniger fundiertes Wissen serviert bekommen. Doch wie füllt man die Seiten eines Magazins, wenn man den Leser nicht überfordern darf bzw. möchte? Ganz einfach, mit großen nichtssagenden Bildern, Stammtischparolen und Themen die bestimmte „Celebrities“ betreffen. Darüber hinaus wird versucht den Leser, die Lektüre der Boulevardpresse über Sinnesreize, die das Tier ihn ihm ansprechen sollen, zusätzlich schmackhaft zu machen. Das merkt man daran, dass in vielen Boulevardblättern viele leicht bekleidete Menschen abbildet sind, an deren Aussehen sich der Leser ergötzen kann, ohne darüber nachdenken zu müssen, was das überhaupt für Menschen sind, die sich so leicht bekleidet abbilden lassen.

Diese Menschen, die aufgrund ihres stumpfsinnigen Medienkonsums nicht mehr dazu in der Lage sind, sich selbst eine eigene Meinung zu bilden, glauben aufgrund dessen alle stumpfsinnigen Parolen und Hetzreden von Prolls und Politikern, ohne sie zu hinterfragen. Doch als wenn das noch nicht schlimm genug wäre, so wissen diese Prolls und Politiker um die tiefsten Ängste dieser Menschen, nämlich den Ängsten, die ihren Status betreffen und einen Statusverlust zur Folge haben. Denn nichts fürchten diese Menschen mehr, als dass sie nicht mehr ihrer stumpfsinnigen Tätigkeit nachgehen können. Darin liegt auch der Grund, dass sie z.B. einen Politiker glauben, der da sagt, dass alle Immigranten, die einen Asylantrag stellen, Sozialschmarotzer sind, die nur ins Land kämen, um sich an Vater Staat zu laben und aus Konsequenz daraus irgendwann kein Geld mehr für die „hart arbeitende“ ursprüngliche Bevölkerung da wäre. Sie glauben dieses Geschwätz, obwohl jeder mit etwas Verstand wissen müsste, dass dem nicht so ist, und die Immigranten sowohl für das Land, als auch für die Kultur eine Bereicherung darstellen können, wenn sie willens sind sich zu integrieren und man ihnen die Möglichkeit zur Integration gibt. Doch diese stumpfsinnigen Menschen glauben diese haltlosen Parolen, da sie es nicht besser wissen, und manchmal auch nicht besser wissen wollen.

Diese oben beschrieben Menschen kann man grob in zwei Personengruppen einteilten. Eine Personengruppe der „Ignoranten“, die sagen, sie kennen alles, was in ihren Leben wichtig ist, und brauchen aufgrund dessen nichts Neues kennenlernen und eine Personengruppe der „Trägen und Faulen“, die einfach keine Lust haben, sich zu bilden oder neue Menschen kennenzulernen. Das Verhalten und die Lebensweise der Menschen, dieser beiden Gruppen, möchte ich nun folgend analysieren und den Leser ein paar Gründe dafür geben, warum man tunlichst vermeiden sollte, zu so einer traurigen Person zu werden.

Wenden wir uns zu erst der Gruppe der „Ignoranten“ zu. Diese Gruppe zeichnet sich dadurch aus, dass ihre Mitglieder denken, dass sie schon alles Interessante gesehen haben und kennen. Sie glauben, dass die Welt nichts Neues mehr für sie bereit hielte, so dass sie Tag für Tag auf den immer selben Wegen wandeln, ohne auch nur zu versuchen ihre ausgetretenen Pfade zu verlassen. Bei vielen Menschen dieser Gruppe kommt es vor, das sich in ihren Gehirnen ein Bild ihrer „schönen“ Heimat festigt, und alles was anders oder fremd ist, als Bedrohung wahrgenommen wird. Diese Menschen entwickeln nicht selten eine Abwehrhaltung, die sie zu Militanten werden lässt, die auch gegenüber Neuerungen, die notwendig und gerechtfertigt sind, vorgehen, wobei ihnen jedes Mittel recht ist, und dadurch auch nicht vor Gewalt zurückschrecken. Diese Menschen versuchen sich ihre eigene kleine Scheinwelt zu erschaffen. Eine Scheinwelt, in der alles bleibt wie es ist. Und worin liegt die Ursache für ihre Geisteshaltung? In der bereits genannten Annahme, dass diese Menschen glauben, dass sie alles was wichtig ist, schon kennen. Dabei weiß doch schon jedes Kleinkind, dass man nie alles wissen und kennen kann, und man darum ein Leben lang immer wieder neue Dinge lernen muss bzw. lernen sollte. Dabei ist der beste Weg, um zu lernen und seinen Horizont zu erweitern, die Begegnung mit anderen Menschen und Charakteren und das Sehen der Welt wie sie ist. Doch wie soll man neue Leute und Charaktere kennen lernen, und die Welt sehen wie sie ist, wenn man immer nur auf den altbekannten ausgetretenen Pfaden wandelt?

Kommen wir zur Gruppe der „Trägen und Faulen“. Die Menschen dieser Gruppe nehmen zwar nicht unbedingt an, dass sie alles Wissen, doch scheuen sie sich trotzdem davor, neue Wege zu beschreiten und neue Menschen kennenzulernen. Der Grund dafür ist, dass das Beschreiten neuer Wege und das Führen einer Konversation, die nicht nur auf den Austausch von Banalitäten beruht, mit geistiger Arbeit verbunden ist. Der Grund dafür ist, dass man bei einem nicht trivialen Gespräch den Argumenten des Gesprächspartners folgen und sie bewerten muss. Dabei erfolgt ständig eine Analyse und Abwägung der Argumente des Gesprächspartners, um eine fundierte Erwiderung geben zu können. Eine Erwiderung, die dazu beiträgt, das Gespräch am Laufen zu halten und seine Kenntnis bezüglich des Gesprächsthemas um die Gesichtspunkte anderer zu erweitern. Mit dieser Kenntnis der Argumente anderer ist es einem dann selbst möglich, seine eigene Weltanschauung zu überdenken, um sich anschließend von so manchen Gedanken zu trennen, in den man sich verrannt hatte, der aber nicht richtig oder wirklich gut begründet war. Kommt man dabei zu der Erkenntnis, dass man sein Leben lang auf Irrwegen gegangen ist, so wirkt das wie ein Schlag in die Magengrube und man ist zunächst einmal deprimiert, ob der falschen Lebensweise. Für die von dieser Erkenntnis betroffenen Person gibt es im Anschluss an den Schlag der Erkenntnis zwei Möglichkeiten der Handlung. Die erste Möglichkeit ist, sich in die einige Ignoranz zu flüchten, und dass was falsch läuft zu ignorieren. Die zweite Möglichkeit ist die, sein Leben an die neue Erkenntnis anzupassen, und nach ihr zu Leben, wobei der zweite Weg der anstrengendere Weg ist, da manch einer es schon schafft, sich mit einem kräftigen Schluck Schnaps in die Ignoranz zu flüchten, da ihm, wenn er betrunken ist, sowieso alles egal ist.

Doch soviel zu den zwei Typen, denen mein Rat gilt, das Gebiet, in dem sie sich bewegen, zu erweitern und neue Erkenntnisse zu sammeln. Doch wie sollte man jetzt vorgehen, wenn man zu einer der beiden Personengruppen gehört, und diesen Zustand ändern möchte? Zuerst einmal verlasse deine Komfortzone und durchstreife deine Nachbarschaft, besuche Vereine, Podiumsdiskussionen und bereise die Welt, wobei du beim Reisen, die Touristenzentren meiden und stattdessen dort hin gehen solltest, wo du die Menschen triffst, die ihr Leben lang dort leben, wo die Touristen nur die Strände blockieren, aber nie das Hinterland erkunden.

Dort wird dir vielleicht auch bewusst, dass du nur durch Zufall in das Land geboren wurdest, in dem du lebst, oder dessen Staatsbürgerschaft du trägst. Du wirst vielleicht erkennen, dass es Menschen gibt, die in anderen Ländern Zuflucht suchen, da sie sich bedroht fühlen oder aufgrund von Repressalien bezüglich ihres Glaubens bzw. ihrer Einstellung nicht die Möglichkeit haben, sich so zu entfalten, wie du die Möglichkeit aufgrund deiner Geburt hattest. Dir wird vielleicht klar, dass man diesen Menschen die Möglichkeit geben muss, sich in ein Land zu integrieren, in denen sie sich entfalten und frei von Ängsten leben können. Denn wir sind alles Menschen, und Menschen, die nur in Frieden leben wollen, haben meiner Meinung nach auch das Recht auf Unterstützung durch Menschen, die dieses Recht tagtäglich leben, solange sie anderen nicht das selbe Recht aberkennen wollen. Anderen das Recht zur Selbstverwirklichung und Selbstentfaltung absprechen zu wollen, nur weil sie im falschen Land geboren wurden, ist anmaßend, da man selbst keinen Einfluss darauf hat, wer seine Eltern sind und dadurch auch nicht darauf, in welches Land man geboren wird.

Zum Schluss bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich von der tagtäglichen Gewalt gegenüber Menschen, die von einem Teil unserer Gesellschaft als anders aufgefasst werden, nur weil sie aus einem anderen Kulturkreis oder Land stammen, einfach nur angewidert bin. Von dieser Gewalt gegenüber Menschen, die einem selbst nichts getan haben und auch nicht planen einem Leid zuzufügen, von Menschen, die nur in Frieden ihr Leben leben wollen. Diese Menschen, die Gewalt gegen über den Menschen, die ihre Heimat verließen um ein besseres Leben zu führe, anwenden, sie diskriminieren und diskreditieren, sollten meiner Meinung nach mal in die Gebiete gehen, woher die von ihnen gepeinigten Menschen herkommen. Sie sollten mal die Diskriminierung, den Hunger oder den Krieg kennenlernen, also das machen, was ich in der Überschrift geschrieben habe. Sollten sie nach dieser Erfahrung immer noch der Meinung sein, dass diese Menschen dort ein gutes Leben hatten, und nur bei uns einwandern wollen, um sich an Vater Staat zu nähren, so sollten sie dort bleiben und den Auswanderern und Flüchtlingen vorleben, wie man gut in ihrer Ausgangslage leben und sich entfalten kann. Sollten sie das nicht können, so sollten sie schweigen, und sich darum bemühen, die Welt für alle Menschen zu einem besseren Ort zu machen.

Published inKolumne

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