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Erkenntnis bzgl. meines Sprachgebrauchs

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Was mir diese Woche deutlich vor Augen geführt wurde, ist, dass ich, obwohl ich um viele Fallstricke der deutschen Sprache weiß, doch häufig die falschen Worte wähle. Durch die Wahl der falschen Wort kommt es schließlich dazu, dass ich kaum ein sprachliches Fettnäpfchen auslasse und dadurch Menschen verletzte oder vor den Kopf stoße, dir mir eigentlich verdammt wichtig sind.

Doch woran liegt es? In den letzten Tagen wurde mir einige Gründe dafür bewusst. Der erste Grund ist, dass ich entweder gar nicht darüber nachdenke, was ich von mir gebe, oder dass ich viele Dinge viel zu sehr überdenke. Der erste Punkt mag noch nachvollziehbar sein, doch der zweite Punkt, mit dem zu viel nachdenken, scheint ein Widerspruch in sich zu sein. Doch in meinem Fall ist es keiner. Der Grund dafür ist, dass ich aufgrund des viel zu starken Nachdenkens über die richtige Formulierung einer Aussage oder Antwort, das vier Ohrenmodell nach Schulz von Thun vergesse. Ich vergesse, dass das was ich meine, egal wie sehr ich mich auch bemühe, die richtigen Worte zu finden, nicht unbedingt von meinem Gesprächspartner so aufgefasst wird, bzw. dass ich mir Gedanken darüber mache, welche Formulierung mir persönlich gefiele, aber nicht, welche meinem Gesprächspartner, und damit komme ich zum zweiten Grund.

Der zweite Grund dafür, dass das was ich sage, nicht so aufgefasst wird, wie ich es meine. Der Grund ist, dass mein Sprachgebrauch für unsere Zeit und meine Generation eher untypisch ist. So verwende ich u.a. sprachliche Bilder, die wahrscheinlich schon im 19. Jahrhundert antiquiert gewirkt hätten, und heute, aufgrund der veränderten Umgangsformen und des sich ständig ändernden Sprachgebrauchs, eigentlich nur falsch verstanden werden können. Die von mir verwendeten Bilder haben dabei zu einem großen Teil ihren Ursprung, in den hunderten Büchern, die ich im Laufe meines bisherigen Lebens las, und von denen mir besonders die Romane der deutschen Romantik gefielen, und in meiner Vorstellung davon, wie eine ideale Gesellschaft sein sollte, nämlich frei von Begierde, Neid und anderen charakterlichen Lastern. Darüber hinaus gehe ich davon aus, dass wir in einer, nach Immanuel Kant, aufgeklärten Gesellschaft leben, auch wenn mir schon häufig das Gegenteil vor Augen geführt wurde. So ist unsere Gesellschaft nicht so, wie ich mir eine ideale Gesellschaft vorstelle, sondern von Neid, Missgunst, u.v.a. zweifelhaften Dingen geprägt. Diese, unsere Gesellschaft prägt wiederum die Menschen, die in ihr leben, auch wenn es sich um Menschen handelt, die nach den Idealen für eine gute und gerechte Gesellschaft zu leben versuchen. Diese Prägung schlägt sich wiederum auf das Verständnis von bestimmten Bildern nieder, die dann eher mit dem gesellschaftlichen Auge und Misstrauen im Hinterkopf analysiert und interpretiert werden.

Das obig Geschriebene kurz. Mein Sprachstil passt weder in unsere heutige Zeit noch in unsere Gesellschaft. Mit dieser Erkenntnis, für deren Erlangung ich dreißig Jahr leben musste, möchte ich mich bei all jenen entschuldigen, denen ich mit unbedachten oder falschen Worten vor den Kopf stieß. Ich möchte mich bei den Menschen entschuldigen, deren Gefühle ich verletzte, ohne dass mir das selbst bewusst war. In dieser Hinsicht kommt meine dritte Erkenntnis zum Tragen, nämlich die, dass ich mich häufig wie ein Trampeltier durch die Welt bewegte und auf meinen Weg Zerstörung und Scherben hinterließ. Ich hinterließ viel Zerstörtes, das häufig, trotz Reparaturversuchen, nicht mehr so wurde, wie es einmal war, sondern nur ein zerbrechliches Flickwerk.

Zum Schluss bleibt mir nur zu sagen, dass ich mich bemühen werde, meinen Wortschatz und meinen Syntax an die heutigen Gegebenheiten anzupassen, bestimmte Bilder zu meiden, nicht mehr wie ein Trampeltier durch die Welt zu gehen und den Menschen, die mir wichtig sind, ein guter Freund zu sein und nicht durch Unbedachtheit ihre Gefühle zu verletzen. Doch wie so häufig ist ein Vorsatz schnell gefasst, doch nur die Zeit kann zeigen, ob es einem gelingt, ihn umzusetzen.

Mich betreffend hoffe ich, dass mir die Umsetzung gelingt, da ich schon zu oft, die Gefühle von Menschen, die mir wichtig sind, verletzte und ich das absolut nicht mehr möchte.

Published inKolumne

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