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Ich Erdling 07: Freundschaft zwischen Männern und Frauen

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Ein Thema beschäftigt mich schon seit Jahren. Einst dachte ich, dass das Thema nur einzelne Individuen betrifft, doch ich irrte mich. Dass ich mich irrte, merkte ich mit jedem Jahr, das ich auf dieser Erde verlebte, mehr und mehr. Das Thema, bei dem ich mich irrte, ist, ob Männer und Frauen in unserer Gesellschaft einfach nur befreundet sein können, oder ob sie, wenn sie gemeinsam, alleine Zeit miteinander verbringen, gezwungen sind, übereinander herzufallen, um sich körperlich zu vereinigen.
Früher, in meinen jungen Jahren, hatte ich an dieses Thema, oder sollte ich besser sagen, an diese Problematik, keine Gedanken verschwenden. Der Grund dafür war, dass Frauen für mich, der ich ein Mann bin, auch einfach normale Menschen waren, mit denen man ganz normal befreundet sein konnte. Doch als ich in meinen späten Zwanzigern war, hörte ich auf einmal von einer Frau den Spruch „Männer und Frauen in unserem Alter können keine Freunde sein.“ Gegenüber dieser Frau brachte ich zum Ausdruck, dass sie mir leidtäte, wenn sie wirklich so dächte, und verbannte sie danach aus meinem Leben, da das Höchste an sozialer Bindung, was ich bereit war mit ihr einzugehen, eine einfache Freundschaft war und ich dachte, dass aufgrund dessen alle in eine mögliche Freundschaft investierte Zeit, vergebene Liebesmüh sei.
Nachdem ich mit dieser Bekannten abgeschlossen hatte, herrschte erst einmal Ruhe bzgl. des Themas in meinem Leben. Es herrschte so lange Ruhe, bis ich um die dreißig Jahre alt war. Mit den Jahren, die ich älter wurde, wurde auch mein Bekanntenkreis älter und auf einmal wurden auch einige Frauen, die ich als Kumpels oder gar als Freunde betrachtete, sonderbar. Einige von ihnen brachten auf einmal zum Ausdruck, dass sie mit einem nichts mehr allein unternehmen könnten, obwohl sie eigentlich Lust hätten, denn was sollte der Freund denken, wenn sie etwas allein mit anderen Männern unternähme? Frauen, wie diese ehemalige Freundin bzw. Bekannte, begannen sich mit dem Übergang in eine Beziehung selbst zu zensieren und ihren gesellschaftlichen Umgang einzuschränken.
Die betreffende Bekannte brachte zwar auch zum Ausdruck, dass man ja zusammen mit anderen etwas unternehmen könnte, aber bei sich wusste man doch, dass der Anfang ihrer Liebesbeziehung, das Ende der Freundschaft bedeutete. Es bedeutete das Ende der Freundschaft, da man schon zuvor kaum einen Termin fand, an denen man etwas gemeinsam unternehmen konnte und jetzt müsste man noch einen Dritten als „Anstandsdame“ finden, der auch Zeit und Lust hätte, das gleiche zu unternehmen. Nein, das konnte über kurz oder lang nicht klappen. Und tatsächlich sah man sich kaum noch und schließlich war man sich so fremd, als dass man noch von einer Freundschaft hätte sprechen können.

Immer wenn ich solche Geschehnisse erlebe, frage ich mich, ob wir in Europa nie die Epoche der Aufklärung hatten. Ich frage mich, ob wir uns im Laufe der Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende soweit gesellschaftlich entwickelt haben, dass man auch über Geschlechtergrenzen hinweg befreundet sein kann. Warum sollte es denn nicht klappen, dass Menschen mit x- und y-Chromosomen mit Menschen, die zwei x-Chromosome haben, befreundet sein können?
Ich weiß nicht, was dagegen sprechen könnte und so kann ich mich damit auch nicht abfinden. Da ich mich nicht damit abfinden kann, dass sich in unserer Gesellschaft Individuen so verhalten, versuche ich immer den Irrsinn dieser Einstellung aufzuzeigen, wenn er mir begegnet, auf das Männer und Frauen, wirklich irgendwann ohne Vorbehalte miteinander befreundet sein können.

Wenn ich ehrlich bin, muss ich zwar auch zugeben, dass es schwerfallen kann, mit einem potenziellen Partner, der auf einen klug und attraktiv wirkt, einfach nur befreundet zu sein. Doch wenn diese zwei betroffenen Menschen offen über ihre Gedanken und Gefühle reden und alle Fronten geklärt sind, dürfte in einer aufgeklärten Gesellschaft nichts dagegen sprechen, dass auch Männer und Frauen einfach nur miteinander befreundet sind.
Wichtig bei Freundschaften zwischen Männern und Frauen, wobei eigentlich bei Freundschaften im Generellen, ist, dass man seine Gedanken und Gefühle offen zum Ausdruck bringt, sowie die Dinge, sein es Gesten, Sprüche oder Witze, die einem Unbehagen bereiten, offen anspricht. Wenn dann alles auf dem Tisch ist, kann man nämlich eventuelle Missverständnisse, die zu einer Gefährdung der Freundschaft führten, ausräumen und auch die Grenzen formulieren, ab denen man sich unwohl fühlt. Der aufgeklärte Mensch akzeptiert diese Grenzen und versucht sie nicht zu verletzen, wenn ihm die Freundschaft zur besagten Person wirklich wichtig ist.
Was mich, der ich ein Mann bin, betrifft, so bin ich lieber einfach nur mit einer Frau, die mir sympathisch ist und mit der ich gut klarkomme, befreundet, als krampfhaft zu versuchen, sie für mich zu gewinnen oder sie ins Bett zu bekommen und dadurch die Freundschaft zu gefährden. Darüber hinaus bin ich auch der Meinung, dass jeder aufgeklärte Mensch nicht von vornherein ausschließen sollte, dass Männer und Frauen einfach nur miteinander befreundet sein können. Möglichen Partnern / Partnerinnen von Menschen, die Freunde des anderen Geschlechts haben, sei gesagt, dass sie ihren Partnerinnen und Partnern genügend Vertrauen entgegenbringen sollten, dass diese nicht gleich fremdgehen, wenn sie mit Menschen des anderen Geschlechts befreundet sind und etwas alleine mit ihnen unternehmen. Soviel Vertrauen sollte meiner Meinung nach nämlich in jeder Partnerschaft herrschen, die diese Bezeichnung verdient.

Published inIch Erdling

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