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Ich Erdling 18: Von der Stadt

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Betonschluchten, die keinen Sonnenstrahl den Boden erreichen lassen, bilden den Horizont. Bäume tragen einen Ring aus Asphalt oder Pflastersteinen um ihren Stamm, der ihnen das ein ums andere mal die Lebensadern abschnürt. Viele der Stadtbewohner leben Wand an Wand und kennen doch einander nicht. Der Menschen lebt so unter seines gleichen und ist doch nicht selten allein. Sein primäres Ziel ist es häufig, sich in seiner Wohnung bequem einzurichten und sein Leben bis zur Ekstase zu zelebrieren. Doch kommt es dabei nicht selten vor, dass der Städter mit der Zeit beginnt, in seiner Bequemlichkeit dahinzuvegetieren?
Hat der Städter nicht schon den Bezug zur Natur verloren, falls er ihn jemals besessen hat, so beginnt er ihn häufig langsam, Stück für Stück, zu verlieren. So schreitet mit der Zeit die Entfremdung von der Natur voran, bis er sich von ihr soweit entfremdet hat, dass er sie entweder beginnt zu romantisieren oder zu fürchten. Dabei ist seine Einstellung zur Natur häufig davon abhängig, welche Nachrichten und Medien er konsumiert und wie in ihnen über die Natur, Wildtiere und mögliche Chancen oder Gefahren berichtet wird.

Aufgrund der Entkopplung des Umweltbewusstseins der Städter von dem, was die Umwelt tatsächlich ist, und dem, was ihr wirklich nutzt oder schadet, wird die Stadt zur Geburtsstätte vieler „Umweltschützer“, die sich häufiger striktere, in Gesetzen verankerte Umweltstandards wünschen. Doch auch wenn sie höhere Umweltstandards fordern, so leben sie sie häufig nicht selbst. Sie propagieren eine nachhaltigere Gesellschaft und verlangen von vielen, dass sie sich und ihr Handeln ändern, aber sich selbst und ihr Verhalten klammern sie bei der Forderung nach einer Verhaltensveränderung nur allzu gerne aus. Diese Entwicklung führt nicht selten dazu, dass städtische „Umweltschützer“ kein Problem damit haben, regelmäßig in den Urlaub zu fliegen, da sie sich als Weltbürger sehen und aufgrund dessen die Welt bereisen möchten. Sie dabei aber nur allzu gerne ausblenden, dass schon häufig ein Flug, einen solch hohen Kohlenstoffdioxidausstoß verursacht, wie ihnen als Jahresbudget in einer gerechten Welt zustünde. Doch solange es ihren Zielen und ihrer Bequemlichkeit dient, rechtfertigen sie ihre klimapolitischen Verfehlungen, wenn sie ihnen denn doch einmal auffallen, vor sich selbst. Ach, wie scheinheilig ist doch die Welt.
Das Ausblenden der eigenen Verantwortung setzt sich bei vielen Städtern auch in den eigenen vier Wänden fort. In den Städten kommt es dann nicht selten dazu, dass der Müll schlechter getrennt wird, als in den Dörfern. So landet in vielen Städten nicht nur jeglicher Müll, der in den Fußgängerzonen anfällt, einfach in den Restmüllbehältern oder auf der Straße, nein, auch bei den Städtern zuhause wird der Mülltrennung und Müllvermeidung wenig Liebe entgegengebracht. In vielen Städten werden dadurch Wertstoffe nur unzureichend nach Papier und anderen Wertstoff getrennt und entsorgt, wodurch sich die Bilanz der wiederverwertbaren Wertstoffe, im sogenannten Wertstoffkreislauf, noch schlechter als ohnehin ausnimmt. Ähnliches gilt auch für den Ökomüll, so landet er bei Städtern nicht selten samt Plastiktüte, in der ihn viele Wohnungsbesitzer sammeln, in der Biomülltonne, auf das die Plastiktüte schließlich im Kompost, in der Biogasanlage oder in den Flüssen lande, da sie meist nicht gänzlich aus dem Biomüll aussortiert wird bzw. werden kann. Man stelle sich vor, die Städter hätten einen Komposthaufen, auf dem sie ihren Biomüll samt Plastiktüten schmissen, wahrscheinlich würden sie bei dem Anblick schnell begreifen, dass Plastik nicht in den Biomüll gehört. Doch viele Städter kennen Komposthaufen nur aus Büchern und Erzählungen. Sie haben die Auswirkungen ihres Handelns nicht mehr direkt vor Augen und so ist die Plastiktüte für sie eine Lebenseinstellung und nicht einmal mehr ein Fehlwurf. Man sieht bei einigen, wenn nicht gar bei vielen Städtern, das ihr Verhalten und ihr Verstehen der Auswirkungen ihres Handelns, von der Wirklichkeit entkoppelt ist. Man sieht, dass viele einfache Verhaltensweisen und einfachste kausale Zusammenhänge hinter einem Mantel der Ignoranz verschwinden und häufig nur die Bequemlichkeit lebt.

Doch verlassen wir einmal die eigenen vier Wände der Städter und begeben uns in die Innenstädte. Durch die Innenstädte schieben sich nicht selten Blechlawinen und Menschenmassen. Die Blechlawinen bestehen dabei aus Autos, die sich durch die Straßen schieben und dabei die Luft verpesten und großzügig Flächen verbrauchen. Sie verpesten die Luft und verbrauchen Flächen, die eigentlich den Bewohnern zum Leben und Erholen zur Verfügung stehen sollten. Man stelle sich einmal eine autofreie Stadt vor und all die Straßen, die man schmaler, nachhaltiger und menschenfreundlicher gestalten könnte. Eine Stadt, in der es in jeder Straße grünt und Bäume und Büsche die Luft erfrischen. Doch eine solche Stadt ist leider, zumindest in Deutschland, ein ferner Traum. Sie ist eine Utopie.
Was die Menschenmassen betrifft, so schieben sie sich in den Innenstädten häufig an Geschäften vorbei und in diese hinein. Betrachtet man sich diese Menschenmassen merkt man schnell, dass der Materialismus die Städte beherrscht, auch wenn einige Tempel des Konsums durch Onlinehändler z.T. in starke Bedrängnis gerieten. Doch Gelegenheit macht Käufer und so begegnen einem mit Einkaufstüten bepackte Menschen, die sich mit „Fast-Fashion“ und anderen Schnickschnack eindecken.
Mit jeder Stunde, die ein Tag älter wird, wachsen auch die Müllberge in den Straßen der Stadt. Der Grund dafür ist häufig, dass die Menschen keine Ruhe mehr haben bzw. sich gönnen, um in einem Restaurant von Mehrweggeschirr zu essen und aus Gläsern zu trinken. Nein, das tun sie nur noch selten. Stattdessen nehmen sie alles „to go“ mit. Den Einwegkaffeebecher in der einen und eine halb verpackte Speise in der anderen Hand, zelebrieren sie so die städtische Bequemlichkeit und lassen die Reste entweder fallen oder stopfen sie in die Restmüllbehälter, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass man den Müll leicht vermeiden oder wenigstens sortieren und dadurch zumindest teilweise wiederverwerten könnte. Aber es wird nichts getan. So wachsen die Müllberge immer weiter und die Umweltverschmutzung nimmt immer größere Ausmaße an.
Normalerweise müssten jetzt die „umweltbewussten Städter“ aufschreien und lautstark eine Änderung des Verhaltens fordern, doch sie nehmen all das meist gar nicht bewusst wahr. Sie nehmen es nicht wahr, da dieses Verhalten in ihren Augen normal und allgegenwärtig ist, und deshalb bestimmt kein größeres, umweltrelevantes Problem. Doch die Masse der Städter macht den Unterschied.

Ist schließlich der Städter nach einem anstrengenden Tag von seiner Arbeit oder seiner Tour durch die Stadt nachhause gekehrt, ist er nicht selten zu erschöpft, um sich selbst noch eine Speise zuzubereiten. Doch für ihn ist das kein Problem, denn ganz schnell und einfach kann er sich über einen von vielen Lieferdiensten sein Essen bestellen und zur Haustür bringen lassen. Er wählt bequem via Smartphone eine von hunderten Speisen aus, die ein Restaurant im Umkreis anbietet, und lässt sie sich, „schön hergerichtet“ in einer Einwegverpackung, liefern. Während er die gelieferten Speisen vertilgt schaut er dann häufig fern. Laufen dann wieder Berichte über den Klimawandel und Umweltverschmutzung, denkt er: „Dagegen muss man was machen! Am besten alle Kohlekraftwerke abschalten und den Schwellenländern mit Nachdruck eine ressourcenschonende Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik nahelegen. Vielleicht auch ein Wertstoffkreislaufsystem, wie wir es haben?“

Und das tote Land breitet sich weiter aus. Warum nur?

Natürlich bietet die Stadt viele Möglichkeiten ein nachhaltiges Leben zu führen. In ihr sind die Wege kurz und häufig kann man alle Strecken des Alltags zu Fuß, mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen. Darüber hinaus kann der ökologische Fußabdruck von Menschen, die in der Stadt leben, deutlich besser sein, als der von im Dorf lebenden Menschen. Der Grund dafür ist, dass Städter häufig Mieter sind und als eine Mietpartei in Häusern mit mehreren Wohnungen leben. Durch diese Wohnungsstruktur sparen sie i.d.R. beim Energieverbrauch für Heizung, etc., da ihre Wohnung über eine geringere Außenwandfläche verfügt, als der gemeine Dorfbewohner, der meistens im eigenen Haus oder in Häusern mit wenigen Mietparteien wohnt. Darüber hinaus ist pro Individuum weniger Infrastruktur zu installieren und instand zuhalten, was sich wiederum auch positiv auf den ökologischen Fußabdruck auswirkt. Doch all das gute und positive Potential bringt der Umwelt nichts, wenn man diese Vorzüge überkompensiert, indem man seine Bequemlichkeit zelebriert und / oder regelmäßig mit dem Flugzeug irgendwohin fliegt.
Wie bei allem gilt: „Nur klug reden ändert nichts auf dieser Welt. Erst das Ablegen der eigenen Bequemlichkeit und ein dauerhaftes nachhaltiges Handeln kann etwas bewegen und am Ende einen Unterschied machen.“

Published inIch Erdling

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