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Ich Erdling 32: Das Googeln von Bekannten

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Eine gute Bekannte fragte mich einmal, als ich sie nach einem geselligen Abend, auf dem wir einige neue Leute kennengelernt hatten, traf: „Hast du sie mal gegoogelt?“ Von dieser Frage war ich etwas verblüfft, warum sollte ich Personen, die ich gerade kennengelernt hatte bzw. überhaupt Personen, die ich kannte, googeln? Warum sollte ich meine kostbare Zeit investieren, um Beiträge, Bilder, etc. der betreffenden Personen im Internet zu suchen und eventuell zu finden, wenn es mir doch keinen Nutzen verspricht? Darauf angesprochen meinte meine Bekannte: „Interessiert es dich denn gar nicht, was sie so tun oder was sie gar mal taten?“ Ich verneinte die Aussage und wir wechselten das Thema.

Damit könnte das Thema „googeln von Bekanntschaften“ für mich erledigt sein, doch auch wenn meine Bekannte und ich nur kurz über das Thema sprachen, so ließ es mich nicht mehr los. Der Grund dafür war, dass ich einfach nicht verstehen konnte, was Menschen dazu bewegte, Menschen, die sie doch persönlich kannten und persönlich immer besser kennenlernen könnten, zu googeln. Warum sollte sie oder ich, wenn wir neue Menschen kennenlernten, irgendetwas darauf geben, was wir über die betreffenden Personen im Internet finden könnten? Warum sollte es mich interessieren, was die betreffenden Personen vielleicht einmal in der Vergangenheit taten? Es sollte mich eigentlich gar nicht interessieren! Es sollte eigentlich nur der persönliche Eindruck zählen, den man gewinnt, wenn man die Menschen persönlich kennenlernt. Man muss doch wissen oder sich zumindest bewusst sein, dass sich Menschen ändern, und dadurch das Vergangene eben vergangen und nicht mehr aktuell ist. Darüber hinaus kann es auch sein, dass Menschen andere Menschen, aus welchen Gründen auch immer, in ein schlechtes Licht rücken möchten und aufgrund dessen kompromittierende Beiträge über sie im Internet veröffentlichen. So ist es im Internet ganz leicht, andere Menschen zu diskreditieren, sei es durch unvorteilhafte Bilder oder Textbeiträge. Was eine mögliche Richtigstellung, nach einer Diskreditierung im Internet, betrifft, so geht sie meist in der allgemeinen Wahrnehmung unter und erreicht häufig nie die Verbreitung, die der ursprüngliche diffamierende Beitrag erreichte.
Vielleicht mag ja jetzt einer erwidern, dass man im Internet vielleicht eher merkt bzw. feststellen kann, ob die betreffende Person ein „falscher Fünfziger“ ist, bei dem mehr Schein als Sein herrscht und vor dem man sich in Acht nehmen sollte? Doch geht man beim Googeln der betreffenden Person nicht auch das Risiko ein, falschen Informationen aufzusitzen? Sein es falsche Informationen, z.B. Aussagen, Bilder, etc., die die betreffende Person in ein besonders gutes Licht rücken, da sie z.B. sehr viel Zeit darauf investiert, dass ihr „virtuelles Ich“ mehr glänzt, als sie es im wirklichen Leben je könnte? Oder sein es Aussagen, die die Personen unbegründet in Misskredit bringen?
Also warum Bekannte googeln, wenn das, was man findet, alles und auch nichts sein bzw. bedeuten kann?

Was mich betrifft, so habe ich schon vor etlichen Jahren entschieden, nicht einfach irgendwelche Bekannten oder Menschen, die ich kennenlerne, zu googeln. Ich entschied das für mich, aus den eben genannten Gründen, nämlich, dass das Googeln aus meiner Sicht keinen sinnvollen Nutzen hat. Stattdessen verlasse ich mich lieber, wenn ich Menschen kennenlerne, auf meinen Verstand und meine Gefühle, bei der Einschätzung ihrer Wesensarten. Mit der Zeit öffnet sich vielleicht auch ein Fenster, in die von der betreffenden Person nicht zur Schau gestellten Ecken der Seele oder der Vergangenheit. Ist das der Fall, so hat man dann direkt die Möglichkeit über diese Seiten und Zeiten zu reden. Erst so bietet sich einem die Möglichkeit direkt festzustellen, ob man die betreffenden negativen Seiten akzeptieren oder zumindest tolerieren kann, bzw. ob diese Seiten noch in der Gegenwart von Bedeutung, weil eigentlich nicht mehr vorhanden, sind. Dahingegen gibt es nicht wenige Leute, die Menschen online googeln und wenn sie etwas finden, das ihnen nicht passt, den Kontakt zu ihnen abbrechen, ohne auch nur zu fragen, ob sich diese Menschen geändert haben oder ob das, was man online gefunden hat, überhaupt stimmt.
Kurz könnte man auch sagen, dass das Googeln von Personen, die man kennt, eigentlich zutiefst asozial ist, da es losgelöst von jeglicher sozialen Interaktion stattfindet und nicht selten asoziale, unbegründete Folgen haben kann.

Doch zum Schluss muss ich doch noch eine Sachlage beschreiben, bei der das Googeln von Bekannten bzw. ehemaligen Bekannten nützlich und aus meiner Sicht nicht verwerflich ist, nämlich dann, wenn der Kontakt zum betreffenden Menschen eingeschlafen ist bzw. war und man versucht ihn wieder aufbauen. Hat man in diesem Fall keine Kontaktdaten der betreffenden Personen mehr, ist das Googeln legitim. Nur in diesem einen Fall und nur für diesen einen Zweck ist das Googeln von Bekannten meines Erachtens gut und legitim. Dabei ist aber zu beachten, dass man sich dann wirklich nur auf die Kontaktdaten konzentrieren sollte, und sich nicht zum „Herumschnüffeln“ in den Leben der betreffenden Personen, via Internet, verleiten lassen sollte.

In diesem Sinne, vertraut euren Gefühlen und lernt die Menschen im wirklichen Leben, durch persönliche Interaktion kennen und nicht durch irgendwelche Suchen im Internet.

Published inIch Erdling

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