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Ich Erdling 36: Von Idolen

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Als Kind hörte ich viele meiner Altersgefährten von ihren Idolen schwärmen. Ich hörte und sah, wie sie in Sprache und Tat bestimmte Menschen vergötterten und versuchten ihnen nachzueifern. Sie versuchten sich so zu geben, zu kleiden und zu leben, wie diese Idole, ihre Vorbilder, es taten. Doch dieses Nacheifern machte sie meistens nicht zu besseren Menschen, nein, das wurden sie wahrlich nicht. Meistens wurden sie durch das Vergöttern und Nachahmen ihrer Idole zu Marionetten der Konsumindustrie, die die Idole von uns Kindern gezielt aufbaute. Sie baute gezielt die Idole auf, damit sie mit ihren freundlichen Marketinggesichtern, Konsumgüter zielgruppengerecht bewerben und so den Umsatz der Unternehmen steigern konnte. Aufgrund dessen handelt es sich bei den Idolen, denen man als Kind häufig begegnete, um Menschen, die gezielt aufgebaut wurden und immer noch werden, um das kindliche Herz anzusprechen und zu verführen. Dabei verführen sie es seltenst mit Weisheit und Lebenserkenntnissen. Nein, das tun sie nicht. Stattdessen verführten sie es, indem sie materielle Wünsche wecken und so die Lust der Kinder nach bestimmten Produkten fördern. Nach Produkten, denen sie mit ihrem Namen und ihren „Storys“ ein positives Image geben. Ein Image, das verspricht, dass die Kinder durch den Besitz und die Nutzung eben jener Produkte, genau so wie ihre Idole werden können. Die Idole verführen, um nicht zu sagen erziehen, ihre jungen Anhänger häufig zu kleinen Materialisten, deren Leben einzig dem Nutzen und dem Wohlergehen der Konsumindustrie dient bzw. dienen soll. Sie tun es, obwohl Kinder und auch wir Erwachsene, eigentlich viel eher nach Wissen und Bildung, anstelle des allgegenwärtigen materiellen Schunds, streben sollten. Doch meistens streben die Kinder dann nicht nur nach den beworbenen materiellen Gütern, nein, sie grenzen auch andere Kinder aus, die nicht den gleichen Idolen, wie sie, hinterher eifern und auch nicht nach den gleichen Produkten streben. So erziehen die Idole die Kinder nicht nur zu kleinen Materialisten, sondern treiben auch einen Keil in die Gesellschaft. Einen Keil, der selbst schon Kinder in bestimmte Gruppierungen, bei Kindern auch Cliquen genannt, unterteilt, zu Streit und Ab- und Ausgrenzung führt und unserer Gesellschaft zu einer schlechteren macht.

Als ich meiner Kindheit schließlich entwuchs, hoffte ich, dass meine Altersgefährten sich vielleicht von ihren Idolen lossagen und nach Wissen und Vernunft strebten. Doch das taten sie nicht wirklich. Zwar sagten sich viele von ihnen, von den Idolen ihrer Kindheit los, doch tauschten sie sie häufig nur gegen neue Idole aus. So wurde aus dem Sänger / der Sängerin der Motorsportfahrer / die Motorsportfahrerin oder das Model. Sie tauschten die Werbeidole ihrer Kindheit gegen neue, die ihnen zeigten, wie man sich „geil“ gibt und „geil“ aussieht und das natürlich nur mit den richtigen Produkten, sein es technische, modische oder kosmetische.
Das mit den Idolen ging immer weiter und weiter, bis wir schließlich erwachsen wurden. Als wir erwachsen waren, sagte sich nämlich tatsächlich ein Teil meiner Altersgefährten von ihren Idolen los. Doch dieser Teil tauschte seine Idole häufig nicht gegen das Streben nach Wissen und Vernunft, sondern gegen Ignoranz und Stumpfsinn. Sie begannen nur noch sich und ihre Leben zu sehen und wollten einfach nur noch ihren Materialismus, den ihnen ihre Idole in jungen Jahren vorgelebt hatten, losgelöst von ihnen, da sie ja jetzt erwachsen waren und das auch zeigen wollten, leben. So wurden sie, durch die Idole ihrer Kindheit, zu willigen Konsumenten, die weder ihren Konsum noch sich selbst je hinterfragten. Der Teil meiner Bekannten, der sich nicht von seinen Idolen lossagte, war aber auch nicht für die Konsumindustrie verloren. Er war nur ein etwas anspruchsvolleres Klientel. Er war ein spezielles Konsumerklientel, das man nur mit sehr spezifischen Konsumgütern locken konnte, nämlich mit den Merchandisingprodukten ihrer Idole.

Was mich betrifft, so muss ich rückblickend sagen, dass ich nie wirklich ein Idol hatte, obwohl auch ich Merchandisingprodukte von einigen Musikgruppen, nämlich Bandshirts, besaß und noch besitze. Ich kaufte sie mir in jungen Jahren, hauptsächlich auf Konzerten, um entweder zu zeigen, dass ich die Band schon live gesehen hatte, wenn es sich um ein Tour-T-Shirt handelte, oder aber, dass ich die Musik der besagten Band hörte und mich mit ihr identifizierte. Doch betrieb bzw. frönte ich nie einen Personenkult um andere Menschen, auch nicht um die Bands oder Sänger, da mir dieses stumpfsinnige Folgen und das Stilisieren von Menschen zu Idolen schon damals zuwider war. Was mein Konsumverhalten von Merchandisingprodukten betrifft, so ließ es auch im Laufe meines Lebens nach. Ich besitze und trage zwar noch heute einige von den Bandshirts, die ich damals kaufte, doch tue ich das nur noch solange, bis sie kaputt sind und von mir zwangsläufig entsorgt werden. Neue Merchandisingprodukte habe ich aufgrund dieser, meiner Überzeugung, schon seit etlichen Jahren nicht mehr erworben und ich habe auch nicht vor, sie zukünftig je wieder zu erwerben, denn ehrlich betrachtet, was bringen sie einem schon?

Was jetzt Idole im Allgemein betrifft, so finde ich es äußerst problematisch, das in unserer Gesellschaft gezielt Idole aufgebaut werden, wozu ich in unserer heutigen Zeit auch all die Influencer, in den sozialen Medien, zähle. Sie werden aufgebaut und ihr Leben, ihr Aussehen und ihr Wesen als Ziel eines glücklichen Lebens stilisiert. Dabei wird zum einen häufig nur dem bereits erwähnten Materialismus gefrönt und zum anderen dem Narzissmus, im Sinne der Selbstverliebtheit und der Selbstherrlichkeit. Dabei sollte man doch eigentlich bestrebt sein, alle Menschen unserer Gesellschaft, wenn nicht gar der ganzen Welt, dazu zu erziehen, dass sie keinen Idolen nachstreben, sondern sich auf ihr Wissen und ihren Verstand verlassen und ihr ganzes Streben darauf ausrichten, die Welt zu einem besseren Ort für alle, sein es Menschen, Tiere oder Pflanzen, zu machen. Der Weg dazu kann für jede Person unterschiedlich aussehen, da jeder Menschen vom Charakter und Wesen her unterschiedlich ist. Keinesfalls findet man aber allein oder als Teil der Gesellschaft, einen Weg in eine bessere Zukunft, wenn man nur blind Idolen folgt und versucht, ihnen immer ähnlicher zu werden. Eine Gesellschaft, in der Menschen Idolen statt ihren Verstand folgen, wird zwangsläufig nur scheitern können, da für viele Menschen das, was das Idol verkörpert, nicht oder nur schwer erreichbar ist. Darüber hinaus liegt das Augenmerk derer, die ihren Idolen nachstreben, häufig nur auf materiellen Zielen, da man sie mit Geld und häufig ohne Wesensänderung erreichen kann. So ist das Folgen von Idolen der Weg, der die Menschheit in eine tiefe Depression stürzen kann und einzelne Menschen immer wieder stürzt, da sie eben nie wie ihre Idole sein werden.
Sagt man sich nicht von der Ideologie der Idole los, so breitet sich irgendwann eine nicht mehr einzugrenzende Schwermut und ein zerstörerisches Selbstmitleid in unserer Gesellschaft aus. Diese negativen Eindrücke führen dann über kurz oder lang in eine gesellschaftliche Schockstarre, die in ihrem weiteren Verlauf zu einer schweren gesellschaftlichen Depression wird. So herrscht schließlich eine gesellschaftliche Schockstarre und Depression, der große Teile unserer Gesellschaft nie werden entfliehen können. Doch damit nicht genug. Nach der Schockstare und Depression folgt schließlich das Sterben unserer Gesellschaft, da aufgrund der gesellschaftlichen Lethargie notwendige Änderungen nicht in Angriff genommen werden und so die drängenden Probleme unserer Zeit nicht gelöst werden. Durch diese Entwicklung, die sich aus dem blinden Folgen von Idolen ergeben kann, sind die Idole, die uns Menschen tagtäglich begegnen und präsentiert werden, meistens keine Heilsbringer, sondern Wölfe im Schafspelz, die die Menschheit und schlussendlich die ganze Welt, an den Rand der Verdammnis führen!

In diesem Sinne sagt allen Idolen „Lebt wohl!“ und strebt mit eurem Herzen und eurem Verstand nach einer besseren Welt. Strebt mit Herz, Hand und Verstand nach einer Welt, in der alle Lebewesen glücklich, frei und zufrieden leben können. Eine Welt, in der nicht irgendwelche Idole im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, sondern die jeweilige Sache und das Wohl der ganzen Welt.

Published inIch Erdling

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