Betrachtet man sich unsere Gesellschaft und die Menschen, die sie ausmachen, näher, so gewinnt man ab und an den Eindruck, dass einzelne Personen und manchmal unsere ganze Gesellschaft verdummt. Bei einigen Personen gewinnt man diesen Eindruck, da sie über Berichte, Reportagen und wissenschaftlichen Studien, sowie über mögliche zukünftige gesellschaftliche oder klimatechnische Zustände nur den Kopf schütteln und sie als Angstmache und Hirngespinste abtun. Doch nicht nur das, teilweise lachen sie auch über das, was ihnen da, in den Medien, an Erkenntnissen und Nachrichten präsentiert wird, selbst dann, wenn es sich um Live-Reportagen handelt, bei denen genau das gezeigt wird, was gerade passiert. Für sie ist vieles von dem, was in den Medien berichtet und gezeigt wird, häufig so weit von ihrem Lebensalter weg, dass sie all die Dinge, die auf unserer Welt passieren, mit ihrem begrenzten Horizont, nicht mehr verstehen können, wenn sie sie denn überhaupt noch verstehen wollen. Doch dadurch, dass sie sich nicht mehr mit der Realität auseinandersetzen und vieles, was auf der Welt passiert, als surreal abtun, wird die Welt für sie nach und nach immer komplexer, da sie einzelne Situationen und Geschehnisse nicht mehr ins Große ganze einordnen und dadurch vollumfänglich verstehen können. Diese Ignoranz gegenüber der Wirklichkeit führt nach und nach dazu, dass sie sich in ihren Blasen der Ignoranz und des beschränkten Wissens einigeln und vor alldem, was auf der Welt passiert und sie im Moment nicht akut betrifft, bzw. von dem sie nicht wahrhaben wollen, dass es sie betrifft, die Augen verschließen. Das tun sie selbst dann, wenn es sich um bittere Wahrheiten handelt, die auf unserer Welt geschehen oder mit Riesenschritten auf uns und unsere Leben zukommen.
Versucht man diesen Menschen, mit ihrem abwertenden Gelächter und Kopfschütteln, mit fundierten oder gut recherchierten Argumenten beizukommen, so hat man meist bereits verloren, bevor man überhaupt das erste Wort sagt. Ein Grund dafür ist, dass diese Menschen häufig keine logischen Zusammenhänge zwischen Aktion und Reaktion sehen oder verstehen, wie das eine aus dem anderen hervorgeht. Besonders arg wird es, wenn sie für das Verständnis von Sachverhalten gar ganze Kausalketten nachvollziehen und verstehen müssen. Kausalketten, die aufzeigen, wie aus einer bestimmten Situation und Ausgangslage eine neue Situation und Ausgangslage wird. Die Ursache dafür, dass viele Menschen keinen Kausalketten mehr folgen und sie verstehen können, liegt dabei in der Regel an der fehlenden Allgemeinbildung, dem fehlenden logischen Wissen bzw. Verständnis und der fehlenden Fantasie. Betrachte ich mir unsere Gesellschaft, so gewinne ich sogar den Eindruck, dass keine dieser drei Eigenschaften noch in ihr besonders hochgeschätzt, gefördert oder honoriert wird. Doch betrachtet wir uns die drei Eigenschaften bzw. Fähigkeiten etwas näher.
Was die Allgemeinbildung betrifft, so sind viele Menschen mittlerweile zu bequem, um sich mit tagesaktuellen Weltnachrichten auseinanderzusetzen, da für viele von ihnen zum einen die Zusammenhänge zwischen all den Entscheidungen, die weltweit getroffen werden, und den Taten bzw. Konsequenzen, die aus diesen Entscheidungen folgen, zu komplex sind. So können viele Menschen gar nicht mehr absehen und verstehen, welche Auswirkungen bestimmte Entscheidungen auf ihre Leben und ihre Zukunft bzw. die Zukunft der Welt haben. Liest und setzt man sich mit all den Nachrichten, die weltweit auftreten und eine Auswirkung auf das eigene Leben haben oder haben könnten, auseinander, so muss man zwangsläufig sein eigenes Leben überdenken und vielleicht auch seinen eigenen Lebensstil ändern. Doch diese Selbstreflexion, im Spiegel der Realität, empfinden viele Menschen als unbequem und so vermeiden sie sie, indem sie der Auseinandersetzung mit Nachrichten aus aller Welt, die Einfluss auf sie haben könnten, aus dem Weg gehen. Darüber hinaus sehen viele Menschen auch keinen persönlichen Nutzen darin, sich mit der Welt- oder Menschheitsgeschichte auseinandersetzen oder auch nur zu versuchen, die Natur und die Umwelt, sowie die in ihnen auftretenden Phänomene vollumfänglich zu verstehen. Der Grund dafür ist, dass sie in diesem Wissen keine Bereicherung für ihre Leben sehen, sondern nur die „Arbeit“, die sie in die Lektüre von Medien und das Verständnis von ihnen, investieren müssten. Was viele Menschen dabei aber nicht sehen, ist, dass der Mensch eigentlich ein grundlegendes Wissen dieser Themengebiete benötigt, um zum einen sich und zum anderen die menschliche Gesellschaft, sowie natürliche Phänomene zu verstehen und damit die Konsequenzen aus seinen Handlungen ableiten zu können. So dienen grundlegende geschichtliche Kenntnisse u.a. dazu, Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen und zum anderen zu verstehen, wie es zu manchen gesellschaftlichen oder kulturellen Konflikten kommt und woher der Zustand manch einer Gesellschaft rührt. Die grundlegenden Kenntnisse und das Verständnis von Natur- und Umweltphänomenen brauch man u.a. dafür, um im Einklang mit der Natur und nicht auf Kosten von ihr zu leben und darüber hinaus auch dazu, die Auswirkungen menschlicher Handlungsweisen auf die Welt und auf zukünftige Generationen abschätzen zu können.
Was das logische Wissen und die logischen Zusammenhänge betrifft, so mangelt es, meiner Meinung nach, vielen Menschen heutzutage an der Fähigkeit, Aktion und Reaktion in Bezug zu setzen und diesem Spiel zwischen Aktion und Reaktion über mehrere Schritte zu folgen. Um ein Beispiel dafür zu bringen, was ich mit meiner Behauptung meine, greife ich auf das häufig in der Technik verwendete ineinandergreifen von Zahnrädern zurück. Wir stellen uns vor, wir haben fünf Zahnräder, die in einer Reihe angeordnet sind und deren Zähne ineinandergreifen. Drehen wir jetzt das erste Zahnrad in Uhrzeigersinn, dreht sich das Zweite gegen den Uhrzeigersinn, das Dritte wieder im Uhrzeigersinn, das Vierte gegen den Uhrzeigersinn und schließlich das Letzte wieder im Uhrzeigersinn. Also hat sich an der Drehrichtung zwischen dem Ersten und dem letzten Zahnrad nichts geändert. Doch nehmen wir jetzt an, dass jedes Zahnrad doppelt so viele Zähne auf seinen Umfang sitzen hat, wie das Zahnrad zuvor. In diesem Fall verändert sich die Drehgeschwindigkeit vom Ersten zum letzten Zahnrad. Drehen wir jetzt wieder das erste Zahnrad mit einer Geschwindigkeit n, so dreht sich das Zweite mit n/2, das Dritte mit n/4, das Vierte mit n/8 und das fünfte Zahnrad mit n/16. An diesem Beispiel sieht man deutlich die Zusammenhänge zwischen Aktion und Reaktion und wie man dem Spiel der Wechselwirkungen logisch folgen kann. Darüber hinaus sieht man an diesem Beispiel auch, dass sich, je nachdem auf welchen Aspekt man sein Augenmerk legt, etwas zwischen Anfang und Ende der Abfolgenkette ändert oder eben nicht. An der Drehrichtung der Zahnräder sieht man, dass sich Änderungen über gewisse Zeiträume bzw. Schritte aufheben können und an den Übersetzungsverhältnissen der Zahnräder und damit der Geschwindigkeit dieser, dass sich etwas über mehrere Schritte aufmultiplizieren kann. Je nachdem, auf was man nun das Augenmerk legt, ändert es sich oder halt nicht, um beides zu sehen und zu verstehen braucht man das logische Denken bzw. Verständnis. Doch, wieder zurück zu den Menschen. Ich persönlich habe den Eindruck, dass heutzutage viele Menschen nur noch den ersten Schritt von solchen kausalen Zusammenhängen sehen und ihn gehen, sobald er ihnen einen Vorteil oder ein bequemeres Leben verspricht. Dabei betrachten aber die meisten Menschen nicht, welche Langzeitfolgen ihr Handeln hat und ob nicht am Ende der Kausalkette, die sie anstoßen, ihr eigener Untergang oder der Untergang ihrer und anderer Arten steht.
Die Fantasie betreffend, muss ich sagen, dass man sie benötigt, um sich Dinge bildhaft vorzustellen. Man braucht sie dafür, um sich vorstellen zu können, was alles auf der Welt und in der Zukunft überhaupt passieren könnte. Die Fantasie ist darüber hinaus auch eine nötige Voraussetzung, um im Leben wirkliche Empathie empfinden zu können. Der Grund dafür ist, dass man sie, also die Empathie, nur wirklich empfinden kann, wenn man sich, in seinem Geiste, bildhaft in das jeweilige Lebewesen und seine Situation hineinversetzen kann. Darüber hinaus benötigt man die Fantasie, um kausale Zusammenhänge wirklich zu verstehen, da man eben nur mit Hilfe der Fantasie sich das Wechselspiel zwischen Reaktionen und Aktion bildhaft vorstellen und dadurch verstehen kann. Doch als wäre das noch nicht genug, so braucht man die Fantasie auch noch dafür, sich mögliche Konzepte für die Zukunft, sei es die eigene, die der Gesellschaft oder gar die der gesamten Welt, zu überlegen, um anschließend mit Hilfe der Allgemeinbildung und dem logischen Denken Maßnahmen zu ergreifen, um ebendiese Zukunft zu erreichen oder wenn es sich um eine bedrohliche Zukunft handelt, sie zu verhindern.
Kurz, ohne Allgemeinbildung, logisches Wissen / Verständnis und Fantasie kann man die Welt nicht verstehen und wenn der Mensch diese notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse nicht bewusst fördert und fordert, verkümmern sie und dem betroffenen Menschen ist es nicht mehr möglich, wirklich intelligent zu handeln und zu leben. Doch, damit noch nicht genug. Verkümmern diese Eigenschaften vielleicht zuerst nur bei einzelnen Personen, so sind doch, wenn man keine Maßnahmen gegen das Voranschreiten dieser Trägheit des Geistes ergreift, bald immer mehr Menschen von ihr betroffen, da sie sich wie eine ansteckende Krankheit ausbreitet und schließlich die gesamte Gesellschaft ergreift und verdummt. Das Tückische an diesem gesellschaftlichen Verfall der Intelligenz ist dabei, dass einzelne Menschen, die intelligent sind und wirklich intelligent handeln wollen, ihn nicht aufhalten können, egal wie sehr sie sich auch anstrengen. Die Ursache dafür ist, dass diesen Menschen nie möglich sein wird, einer verdummten und bequemen Mehrheit der Menschen, die Welt so zu erklären, dass diese geistig träge Mehrheit zukunftsfähige Entscheidungen trifft und das gerade dann, wenn die Entscheidungen auch mal unbequem für sie und ihre eigenen Leben sind. Stattdessen wird die dumme und bequeme Mehrheit der Menschen fast immer Entscheidungen treffen, die sie in ihrer Dummheit und Bequemlichkeit bestärken, auf das sie zukünftig noch bequemer im Körper und im Geiste leben können.
In diesem Sinne kann ich schlussendlich nur sagen, dass es aus meiner Sicht lange her ist, dass die Deutschen, von denen ich einer bin, ihr Land im ehrlichen Glauben, „das Land der Dichter und Denker“, nennen konnten, denn mittlerweile ist dieses Deutschland hauptsächlich „das Land der Faulen, Trägen und Bequemen; die auf gestrigen geistigen Wegen gehen.“