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Ich Erdling 44: Von Prioritäten, Kompromissen und dem Weg des Herzens

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Wenn zwei Menschen sich kennen und lieben lernen, heißt es häufig zu versuchen, die beiden Leben ein Stück weit in Einklang zu bringen, ohne das sich einer der beiden gänzlich aufgeben muss. Es heißt Kompromisse einzugehen und die eigenen Prioritäten und Überzeugungen, zu denen man im Laufe seines Lebens gelangte, zu hinterfragen und zu überprüfen, ob sie mit denen des Partners kompatibel sind oder ob man sie anpassen muss und vor allem kann, ohne sich dabei selbst aufzugeben. Es heißt abzuklären, was man bereit ist, für die Liebe aufzugeben, ohne das man dadurch aufhört, man selbst zu sein.

Im Laufe meines Lebens begegnete ich einigen Paaren, bei denen man merkte, dass immer nur einer der Partner seine Interessen zurückstellte, sich und sein Leben dadurch aufgab und so zu einem Sklaven seiner „Gefühle“ und seines Partners wurde. Zum Sklaven eines Partners, der häufig alles tat, was er tun wollte, egal ob es seinem Partner gefiel oder nicht. Einige der Partner, die in diesen Beziehungen lebten und sich selbst aufgaben, taten dies, da sie Angst davor hatten, allein zu sein oder keinen neuen, besser zu ihnen passenden Partner zu finden. Sie gaben sich alleinig aus Angst vor einer ihnen unbekannten Zukunft, die ohne ihren momentanen Partner vor ihnen läge, gänzlich auf. Ob in diesen Beziehungen, die eher an Besitzverhältnisse, als an Liebespartnerschaften erinnern, noch die wirkliche Liebe wohnt, sei einmal dahingestellt.
Doch wie nun eine Liebesbeziehung und in ihr Kompromisse eingehen, ohne sich selbst aufzugeben? Meiner Meinung nach muss man, wenn man eine Partnerschaft eingeht und merkt, dass man nicht so weiter wie bisher leben kann, da man nicht alles auf der Welt haben kann, was man möchte, da u.a. Zeit, Aufmerksamkeit und schlussendlich auch die finanziellen Ressourcen begrenzt sind und zumindest die beiden erstgenannten Dinge wirklich kostbare Güter sind, sich fragen, was einem wirklich wichtig ist. Diese Frage bezieht sich dabei sowohl auf materielle, als auch auf immaterielle Dinge, z.B. ob man umzieht und seinen bisherigen Wohnort hinter sich lässt, seinen Arbeitsplatz wechselt oder ob man einen Teil seiner Überzeugung aufgibt, um das Konfliktpotential in der Beziehung niedrig zu halten.
Vielleicht horchte jetzt, an dieser Stelle, der ein oder andere auf, da ich schrieb, dass man überlegt einen Teil seiner Überzeugung aufzugeben. Der Grund dafür ist, dass man das eigentlich nie alleinig für einen Partner tun sollte. Man sollte nie seine eigene Überzeugung aufgeben, nur um das Konfliktpotential in einer Beziehung gering zu halten, stattdessen sollte man mit dem Partner über die verschiedenen Gesichtspunkte diskutieren und sich bewusst machen, woher die unterschiedlichen Ansichten bzgl. dieses Punktes kommen. Erst wenn man das gemacht hat und dabei vielleicht feststellte, dass man auf dem Holzweg mit seiner Überzeugung war, sollte man sie ändern bzw. an das neue Verständnis anpassen. Diese Änderung sollte dabei immer wohlüberlegt und aus den eigenen Überlegungen heraus geschehen und nicht extrinsisch, alleinig durch den Partner, motiviert. Der Grund, warum ich diesen Punkt trotzdem aufführe, ist, dass eben viele Menschen, trotz des Irrsinns, der darin liegt, in einer Partnerschaft ihre grundlegenden Überzeugungen aufgeben, um Konfliktfrei zu leben, wobei sie sich dann das ein ums andere mal von Tag zu Tag quälen, da sie in ihren Beziehungen nicht mehr so leben können, wie sie es für richtig halten.
Die beiden ersten Punkte, also den Wohnort und den Arbeitsplatz betreffend, sei gesagt, dass aus meiner Sicht wenig dagegen spricht, eine Änderung für die Partnerschaft vorzunehmen. Dabei sollte die Änderung aber auch wieder mit bedacht und in Absprache mit dem Partner erfolgen. Auch diese zwei Punkte betreffend sei gesagt, dass es gilt, Kompromisse einzugehen und nicht alleinig einem Partner die ganze Veränderung aufzuzwingen. Die Sache mit dem Arbeitsplatz und Wohnortswechsel fällt den Menschen, wenn sie wirklich verliebt sind, häufig leicht, da sich die meisten Menschen erst wirklich an einem Ort heimelig fühlen, an denen sich auch ihr Herz heimelig und wohlbehütet fühlt. In diesem Sinne spricht nichts dagegen, seine Wohnung bzw. sein Haus hinter sich zu lassen und näher zum Partner oder gar mit ihm zusammen zuziehen, wenn sich eben das eigene Herz bei ihm heimelig fühlt. Dabei sollte man wohlgemerkt beachten, dass es auch bei der Umsetzung dieses Punktes eine kleine Einschränkung gibt. Die Einschränkung ist, dass ein Partner den anderen niemals nötigen sollte, zu ihm oder mit ihm zusammen in den Stadtkern einer Großstadt oder auf das Land zu ziehen, obwohl der eine eher ein Dorfmensch ist und sich aufgrund dessen vielleicht in einer großen Stadt unwohl fühlt oder der andere ein Stadtmensch, der sich auf dem Land nicht wohlfühlt, da er dort so weit vom „Puls der Zeit“ entfernt lebte. In solch einer Situation heißt es, einen gangbaren Kompromiss für beide zu finden. Ein solcher Kompromiss könnte dabei so aussehen, dass die Partner vielleicht in eine ländliche oder idyllische Vorstadt ziehen, von der man zum einen schnell in der Stadt und zum anderen schnell in relativ unberührter Natur ist. Was den Punkt mit der Arbeit betrifft, so kann es sein, dass man, obwohl man sein Leben lang auf Kariere getrimmt war, beruflich kürzertreten oder gar den Job wechseln muss, um mehr Zeit mit dem Partner verbringen zu können oder Zeit für eine mögliche Familiengründung zu haben. Für eine Familiengründung, in der beide gleichermaßen die Hausarbeit verrichten und / oder sich ums Familienleben kümmern. Der Grund für diese, meine Aussage ist, dass ich schon häufig beobachtete, dass in Beziehung, in denen einer alleine den Broterwerb übernimmt, häufig ein, aus meiner Sicht, ungesundes Abhängigkeitsverhältnis entsteht und zum anderen sich das ein ums andere mal, einer der Partner gänzlich aufgibt, da er alleinig beruflich zurücktrat. In solch einer Situation kann das berufliche Zurücktreten von beider Partnern, im gleichen Maße, um Zeit für den Partner und eventuell die Familie zu haben, doch ein gangbarer Kompromiss sein, oder?
Und da ich jetzt schon bei den einzelnen Punkten bin, die man meiner Meinung nach für eine Partnerschaft nicht aufgeben oder bei denen Kompromisse gefunden werden sollten, so mache ich gleich bei dem Punkt Freundschaften weiter. Den Punkt Freundschaft betreffend sei gesagt, dass man seine Freunde nicht nur um einer Beziehung Willen aufgeben sollte, selbst dann nicht, wenn der Partner mit den Freunden nicht klarkommt. In diesem Fall heißt es dann ebenfalls, Kompromisse zu finden, z.B. indem man in der Partnerschaft nicht nur aneinander klebt, sondern sich bewusst Zeit für selbstständige Unternehmungen nimmt, in der man dann z.B. mit den eigenen, alten Freunden etwas unternimmt. Nicht das man mich jetzt falsch versteht, häufig bleiben alte Freundschaften, wenn man eine Partnerschaft eingeht, auf der Strecke, da sich die eigenen Prioritäten und die eigenen Interessen verschieben und man manchmal auch merkt, dass man mit den alten Freunden nur noch abhing, da man nichts Besseres mit sich anzufangen wusste und die Partnerschaft einem endlich die Möglichkeit bietet, dieser Situation zu entkommen. Soweit verständlich und kein Problem. Problematisch sehe ich es nur, wenn Menschen für ihren Partner wirklich gute Freundschaften aufgeben, weil sich der Partner an irgendetwas von den Freunden stört, was man selbst nicht als störend empfindet. Wie gesagt, in solchen Situationen heißt es Kompromisse zu finden, und nicht einfach alte Freundschaften über Bord zu werfen.

Schlussendlich bleibt mir als Quintessenz dieses Textes und der obig beschrieben einzelnen Beispiele eigentlich nur noch zu sagen, dass man, wenn man eine Partnerschaft eingeht und dem Weg des Herzens folgen möchte, häufig seine Prioritäten überdenken und Kompromisse eingehen muss. Dabei sollte aber jeder darauf achten, dass er sich und den Menschen, der er ist, nicht gänzlich aufgibt, sondern das er sich und seinen Überzeugungen, die er in seinem tiefsten Herzen für richtig hält, treu bleibt, denn eine Partnerschaft aus „Liebe“ in der man sich nur verbiegt, ist wahrscheinlich keine wirkliche Liebesbeziehung, sondern eine Unterwerfung des eigenen Lebens unter ängstliche Gedanken, die einen sich selbst, um des Fortbestehens der Beziehung Willens, aufgeben lassen.

Published inIch Erdling

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