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Ich Erdling 46: Über das Aufregen und das Nachtragend sein

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Ihre Halsschlagader pulsiert. Ihr Kopf wird knallrot und sie fängt an zu schreien und zu lamentieren. Jeden, der ihr zu nahe kommt, schreit sie an, ebenso jene, die versuchen sie zu beruhigen, da sie der Meinung sind, dass ihr inhaltsloses, nicht zielorientiertes Schreien, keinem etwas bringt.
Anderer Ort. Seit einer Dekade hält er ihr jedes Jahr zu ihrem Hochzeitstag vor, dass sie ihn einmal vergessen hat. Jedes Jahr, wenn der Tag näher kommt, fängt er an zu sticheln, ob sie denn dieses Jahr dran dächte und wie fast jedes Jahr artet diese Stichelei in Streit aus, obwohl sie sich sonst eigentlich immer gut verstehen und sogar lieben.

Solche Situationen, wie die oben beschriebenen oder ähnliche, kennt bestimmt jeder. Jeder kennt die Momente, in denen sich Menschen aufregen, obwohl sie eigentlich wissen müssten, dass das nichts bringt, da am Ende der Aufregung häufig keine Lösung für das Ausgangsproblem, über das sich die betreffende Person echauffierte, steht. Stattdessen macht die sich ereifernde Person häufig in der Zeit, in der sie sich aufregt, zusätzliche Fehler, da sie sich nicht mehr voll auf das, was sie aktuell tut, konzentriert. Statt all ihre Aufmerksamkeit und Kraft für die Lösung des ursächlichen Problems aufzuwenden, verschwendet sie einen Teil von ihr, auf das „sich aufregen“. Darüber hinaus hält sie andere Personen, die eventuell zusammen mit ihr am besagten Problem arbeiten, vom konzentrierten, zielorientierten Arbeiten ab. Die sich aufregende Person sorgt dafür, dass am Ende gar keiner mehr ruhig und besonnen arbeiten kann. Dabei sei einmal dahingestellt, ob die Ablenkung der anderen durch die Art, wie sich die betreffende Person aufregt, entsteht oder dadurch, dass diese Person die Schuld für diese unangenehme Situation den anderen Personen gibt, anstatt erst einmal konzentriert und ruhig nach einer Lösung für das Ausgangsproblem, das ihr Gemüt in Wallung bringt, zu suchen.
Was das Nachtragendsein betrifft, so bringt es auch keinem etwas, denn ist es nicht so, dass man durch das Nachtragendsein nur immer wieder Konflikte heraufbeschwört und dadurch teilweise ein Leben lang keine endgültige Lösung für ein Problem findet? Ist es denn nicht unmenschlich und gemein, einem anderen Menschen immer und immer wieder einen alten Fehltritt vorzuhalten? Wäre es denn nicht besser, einmal, wenn etwas passiert bzw. vorkommt, was einem nicht passt oder verletzt, gleich, im Moment des Entstehens bzw. kurz danach, endgültige Klärung zu suchen und dann seine Konsequenzen zu ziehen und nach diesen zu leben, anstatt immer und immer wieder sich selbst und den anderen damit zu belasten, dass man ihn immer und immer wieder den gleichen Fehltritt vorhält?

Was mich betrifft, so bin ich der Meinung, dass man sich weder aufregen, noch nachtragend sein sollte, denn dafür ist das Leben zu kurz und diese Verhaltensweisen tragen sicherlich nicht zu einer Verbesserung der Lebensqualität bei. Stattdessen sollte man in Situationen, die Ursache für ein mögliches aus der Haut fahren sein könnten, immer versuchen, ruhig und konzentriert zu bleiben und eine Lösung für die betreffende Situation zu finden, anstatt Kraft und Nerven sinnlos darauf zu verschwenden, sich zu echauffieren. Wenn abschließend das Problem oder die unangenehme Situation gelöst ist, kann man sich immer noch in aller Ruhe damit beschäftigen, wie man es zukünftig vermeiden oder besser machen kann. Auch sollte man sich erst dann damit beschäftigen, eventuelle Schuldige zu suchen und zu benennen, denn erst nach Beseitigung des Problems bzw. des Abschlusses der brenzligen Situation kann man das, was passierte, in Ruhe analysieren und schauen, ob wirklich eine Person alleinig am ursächlichen Fehler, der die Situation entgleisen ließ, Schuld trägt oder ob doch mehrere Punkte zusammenspielten. Schlussendlich sollte es nach Beseitigung der unerfreulichen Situation darum gehen, Wege und Strategien zu finden, mit denen sich zukünftig das Auftreten ähnlicher Situationen vermeiden lässt, anstatt nur danach zu schauen, wer den größten „Bockmist“ gebaut hat.
Darüber hinaus bin ich auch der Meinung, das Nachtragendsein nichts bringt, da es niemals dazu führen wird, dass man eine endgültige Lösung für das ursächliche Problem findet. Stattdessen sollte man, wenn eine ungünstige oder unangenehme Situation auftritt oder mit kurzem zeitlichen Abstand, bis sich eventuell die eigenen aufgewühlten Gefühle und Nerven wieder beruhigt haben, eine Entscheidung für sich treffen, die man entweder für sich alleine oder zusammen, mit der anderen betroffenen Person, gefunden hat. Diese Entscheidung, mit all ihren Konsequenzen sollte man dann für sich durchziehen und leben, anstatt das einmal Geschehene immer und immer wieder hervorzuholen, erneut durchzukauen und dem anderen Vorhaltungen diesbezüglich zu machen, denn ein solches Verhalten bereichert niemals das eigene Leben, geschweige denn das Leben der anderen Person, sondern führt unweigerlich immer nur zum Streit.

Zum Schluss bleibt mir nur noch zu sagen, lebt und arbeitet immer besonnen. Regt euch am besten nie auf und seit niemals nachtragend. Versucht Problem immer wohl besonnen zu lösen und trefft nach unangenehmen, vielleicht sogar verletzenden Situation in Ruhe eure Entscheidungen, die ihr dann nach bestem Wissen und Gewissen ein Leben lang hochhaltet.

Published inIch Erdling

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