Jeder Mensch hatte bestimmt in seinem Leben schon einmal Zweifel, sein es Zweifel, ob man in einer bestimmten Disziplin oder für eine bestimmte Person gut genug ist. Zweifel, ob man so leben kann, wie man es für richtig hält. Zweifel, wenn man mit der Zeit feststellt, dass man nicht so ist, wie alle anderen, und vielleicht sogar ein Leben führt, das in völligem Kontrast zum gesellschaftlich gewünschten Lebensstil steht.
Zweifel sind das, was manche Menschen ein Leben lang begleitet. Sie begleiten einen und bestimmen zum Teil alle Entscheidungen, die man im Laufe seines Lebens trifft. Für viele sind sie Fluch und nur seltenst werden sie als Segen empfunden. Ihnen haftet etwas Negatives an, das daher rührt, dass unserer Gesellschaft Zweifel stigmatisiert. Menschen, die Zweifel äußern oder sich aufgrund von Zweifeln eine Bedenkzeit erbeten, bevor sie eine Entscheidung treffen, werden schräg angeschaut, denn nur der, der immer alles und das am besten sofort entscheidet, wird als selbstbewusster Mensch wahrgenommen. Der Mensch, der nie zweifelt, immer seinen Weg geht und zügig seine Entscheidungen trifft, wird hoch geschätzt und von manchen Menschen, die in diesem Charakterzug Selbstbewusstsein sehen, bewundert.
Ganz anders sieht es dagegen bei den Menschen aus, die häufig zweifeln, abwägen und immer versuchen, wohlüberlegte und langfristige Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen, mit denen sie sich selbst, ihren Prinzipien und eventuell auch ihrem Herzen treu bleiben können. Doch diese Menschen, die sich schwer damit tun, schnelle Entscheidungen zu treffen, da sie Zweifel mit sich tragen, werden von der Gesellschaft als schwach angesehen und das ein ums andere mal verlacht. Dabei wird aber häufig übersehen, dass das Zweifeln nicht nur schlecht, sondern das ein ums andere mal sogar gut ist, um wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen, die gut für einen selbst und eventuell auch für die Gesellschaft oder sogar die Welt sind. Wie viele Kriege wurden schon gefochten, wie viele Existenzen zerstört, weil Menschen nicht zweifelten und schnelle, häufig vorschnelle, Entscheidungen trafen? Wie häufig wurden Menschen betrogen und belogen, die nicht zweifelten, und sich dadurch von windigen Geschäftemachern und Politikern verführen ließen? Viel zu oft!
Nicht das man mich jetzt falsch versteht, dieser Texte soll kein Plädoyer fürs Zweifeln werden. Nein, denn Zweifel haben auch Nachteile, wenn sie einen lähmen, also, wenn man sich aufgrund von ihnen z.B. nie entscheidet, obwohl eine Entscheidung dringend notwendig ist, um in einer Situation weiterzukommen oder auch nur, in Ruhe und Frieden weiterzuleben. Oder, wenn man wegen Oberflächlichkeiten zweifelt, die eigentlich egal und keiner Zweifel wert sind, wie z.B. „Bin ich hübsch genug?“; „Bin ich groß und stark genug?“; „Bin ich Manns genug?“, etc. Solche Zweifel bringen vielleicht anderen Menschen etwas, die sich an einem bereichern wollen, aber einem selbst bringen sie gar nichts, denn an Dingen, die einem von der Natur gegeben und die im gesundheitlichen Sinne nicht negativ sind, sollte man nicht zweifeln. Stattdessen sollte man sich viel lieber mit ihnen arrangieren und abfinden, denn nur so wird man Seelenruhe und Frieden finden, denn ein Mensch wird nie allen oberflächlichen Erwartungen, die die Gesellschaft oder die Werbeindustrie formuliert, gerecht werden können und aufgrund dessen sollte er diese oberflächlichen Erwartungen getrost ignorieren, anstatt aufgrund von ihnen (an sich) zu zweifeln. Generell sollte man nie an seinem Körper zweifeln, solange man aus medizinischer Sicht gesund ist, denn diese Zweifel machen einen schlussendlich krank. Sie machen einem vor allem dann krank, wenn man bei dem Versuch, die körperlichen Ursachen für die Zweifel zu beseitigen, seinen Körper alle möglichen unnützen Dinge antut, nur um fragwürdigen gesellschaftlichen Schönheitsidealen oder medialen Heilsversprechen zu entsprechen, die eigentlich nur windigen Geschäftemachern, die mit den angebotenen Produkten und Methoden ihr Geld verdienen, etwas bringen. Kurz, man sollte an sich, wenn es oberflächliche Dinge betrifft, nie zweifeln und sich auch nicht von anderen, sein es Bekannte oder Werbeagenturen, etwas anderes einreden lassen. Darüber hinaus sollte man auch nicht an wissenschaftlichen Erkenntnissen zweifeln, die tausendfach, wenn nicht gar millionenfach bewiesen sind und man sie auch, wenn man ehrlich ist, logisch nachvollziehen kann, nur weil ein Populist gegen diese wissenschaftlichen Erkenntnisse wettert, da er befürchtet, dass man aufgrund dieser Erkenntnisse nicht so weiterleben kann, wie bisher. Populisten säen liebend gern Zweifel, da sie Angst vor Veränderung haben und häufig nicht den Mut aufbringen, wirkliche Probleme anzugehen, Lösungen für sie zu präsentieren und diese Lösungen, auch wenn sie einmal unbequem sind, umzusetzen. Das dumme, an sich selbst und an der Wissenschaft zweifelnde Volk, ist dabei den Populisten sowohl Schutz, als auch Stütze.
Schlussendlich muss ich sagen, dass man Zweifel nicht im Generellen als falsch oder richtig abstempeln kann, sondern das die Bewertung der Zweifel Situationsabhängig ist. Zweifel, die einem vor vorschnellen Entscheidungen bewahren und einem dazu bewegen, wohlüberlegt zu handeln, sind dabei als sehr gut zu bewerten und sollten niemals verflucht werden. Zweifel, im Gegensatz dazu, die man aus Bequemlichkeit äußert, da man sich und seinen Lebensstil nicht hinterfragen möchte oder Zweifel, die einem andere einpflanzen, um sich zu bereichern, sein es Zweifel am eigenen Körper oder an der Fähigkeit, in bestimmten Situationen die richtige Entscheidung zu treffen, sollte man sich nicht zu nahe kommen lassen. Auch Zweifel, die lähmend auf einen wirken und dadurch dazu führen, dass man im Leben nicht vorankommt, sind kritisch zu betrachten. Doch egal um welche Art von negativen Zweifeln es sich auch handelt, es gilt Strategien zu entwickeln, mit denen man diesen Zweifeln begegnen kann, um sie mit Hilfe von ihnen, an sich abperlen zu lassen oder sich doch einmal dazu durchzuringen, eine gewagte Entscheidung zu treffen, um nicht im Status quo gefangen zu sein. Schließlich bringen Zweifel, die einen lähmen oder die Populisten und Werbeagenturen einem ins Herz säen, einen nicht weiter und sind darüber hinaus sogar für einen selbst, sei es körperlich oder seelisch, schädlich.
Am Ende jedes Tages, muss sich eigentlich jeder Mensch bewusst machen, dass er, wenn er wohlüberlegte Entscheidungen treffen möchte, am Zweifeln nicht vorbeikommt, aber Zweifel trotzdem nicht in jeder Situation angebracht sind, vor allem dann nicht, wenn sie Oberflächlichkeiten betreffen, deren Änderung einem selbst keinen wirklichen Nutzen bringt. Doch solange die Gesellschaft immer weiter, eigentlich unbegründete Zweifel in die Herzen der Menschen sät, was Oberflächlichkeiten betrifft, und begründete Zweifel zum Teil verdammt, auch wenn es darum geht, wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen, wird es immer Menschen geben, die an den eigentlich falschen Dingen, da es sich um oberflächliche Dinge handelt, zweifeln. Diese Menschen werden dann nicht selten zwischen ihren persönlichen und den oberflächlichen Zweifeln zerrieben, bis sie schließlich an allem zweifeln. Am Ende plagen sie dann sogar Zweifel bzgl. ihrer ganzen Existenz und es beginnt sie innerlich zu zerfressen, da sie es niemals schaffen werden, all ihre Zweifel zu beseitigen. Sie schaffen es niemals, alle Zweifel beiseite zu räumen, da immer neue Zweifel gesät werden und manche Zweifel und deren Ziele im Konflikt mit anderen Zweifeln und deren Zielen steht. Dieses ständige Zweifeln führt dann das ein ums andere mal dazu, dass Menschen zu verlorenen Seelen werden, die verletzt und antriebslos durch die Zeit dümpeln.
Darum mein Appell: „Zweifelt, wo Zweifel angebracht sind, aber lasst Zweifel euch niemals lähmen.“