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„Nicht auf die Größe, auf die Technik kommt es an“

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

„Man, hast du ein kleines Ding.“ sagte eine Bekannte zu mir, worauf ich erwiderte „Nicht auf die Größe, auf die Technik kommt es an.“ Doch wie kam es dazu, das wir solch ein Gespräch führten?

Das Gespräch fand an einem Abend statt, an dem ich mich mit einigen Freunden, in einem Restaurant, zum Essen und Quatschen traf. Im Restaurant quatschten wir über Gott und die Welt und als wir bei einem wissenschaftlichen Thema nicht weiterkamen, zog ich mein Smartphone aus der Tasche, um den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand zum betreffenden Thema zu googeln. Als ich so auf meinem Smartphone tippte, äußerte eine Bekannte, die neben mir saß, den obigen Satz, worauf meine spontane Erwiderung fiel. Nach diesem kurzen Wortwechsel war dann das ursprüngliche Gesprächsthema, zu dem ich Informationen auf meinem Smartphone suchte, erst einmal passé.
Der Grund dafür war, dass meine Bekannte auf meine Erwiderung hin sagte: „Wie meinst du das jetzt? Ein Smartphone mit einem großen Display, auf dem man besser tippen und lesen kann, ist doch offensichtlich besser, als so ein kleines vier Zoll Gerät, wie du es besitzt! Auf solch einem kleinen Display erkennt man ja kaum etwas!“ „Nein, der Meinung bin ich nicht. Der Grund dafür ist, dass ich mein Smartphone nicht primär zum Lesen oder schreiben, sondern zum im Notfall telefonieren; Musik, Podcasts und Hörbücher hören und mal kurz nach Informationen suchen, habe. Für all diese Dinge brauch ich kein großes Smartphone beziehungsweise kein Smartphone mit großem Display. Ich brauche ein Smartphone, dass über die genannten Funktionen verfügt und darüber hinaus klein und praktisch ist. Für mich muss ein Smartphone klein und handlich sein, da ich viel Unterwegs bin, und mich aufgrund dessen, ein großes, ‚unhandliches‘ Gerät nur störte.“ „Aber großen Smartphones sind doch mittlerweile Standard! Eigentlich alle, die ich kenne, kaufen sich Smartphones mit großen Displays, da sie im generellen auch über bessere technische Eigenschaften, als Smartphones mit kleinen Displays verfügen, da sie einfach mehr Platz für die ganzen technischen Features bieten. So verfügen beispielsweise die meisten Smartphones mit großem Display, auch über einen Akku mit großer Kapazität, so dass man sein Smartphone länger benutzen kann.“ „Nur weil alle anderen etwas machen und viele sich große Smartphones als eine Art Statusobjekt holen, muss ich das nicht auch machen. Darüber hinaus ist es schwachsinnig, sich alle paar Jahre ein neues, ‚besseres’ Smartphone zu kaufen, wenn das alte noch seinen Dienst tut, und man mit ihm alles machen kann, was man möchte. Sich ständig ein neues Smartphone zu leisten ist sowohl ökonomischer als auch ökologischer Schwachsinn, da gute Smartphones zum einen nicht billig sind und darüber hinaus die größte Umweltbelastung im Lebenszyklus eines Smartphones, bei seiner Herstellung und seiner Entsorgung entsteht. Die Umweltbelastung während der Zeit, in der man es zuhause benutzt, ist im Vergleich dazu minimal. Darüber hinaus ist es doch so, dass die Technik, die dem Smartphone innewohnt, die eigenen Bedürfnisse erfüllen bzw. treffen muss, und es sich bei ihm nicht um ein Gadget handelt, das alle, auch die neusten, Funktionen in sich vereinigen muss, obwohl man sie eigentlich nicht braucht. Du würdest deinen Freund doch auch nicht abschießen, wenn du ihn noch liebst und er alle deine Bedürfnisse erfüllt, nur weil du einen anderen Mann kennenlernst, der meint, dass er es dir im Handstand besorgen kann. Nein, so etwas brauchst du nicht und deswegen würdest du dich auch nicht deines ‚alten Freundes‘ für so jemanden entledigen. Das Gleiche gilt auch für Smartphones!“ „Technik und Menschen kann man nicht vergleichen und warum sollte ich nicht immer auf die neuste Technik setzen, solange ich sie mir leisten kann? So bin ich für die Zukunft gewappnet, denn wer weiß, wann ich diese oder jene Funktion mal benötige. So ist beispielsweise die Weiterentwicklung der Kamerafunktionalität der Smartphones von Jahr zu Jahr beachtlich und man möchte ja nicht bei den Fotos, die man tagtäglich schießt, gegen Freunde, Bekannte und Follower abstinken.“ „Also ist dir ein großes, aktuelles Smartphone eigentlich nur wichtig, damit du im Vergleich mit anderen Menschen, die sich über solch ein technisches Gerät definieren, nicht zurückbleibst. Man könnte auch meinen, dass du dich und dein Leben über das Gerät definierst und nicht über dich, deinen Charakter, deinen Verstand und deinen Witz. Ist denn solch eine Statussucht und Selbstdefinition über ein technisches Gerät, nicht ein wirkliches Armutszeugnis? Und ist die Welt nicht wirklich verrückt, wenn solche Dinge für viele Menschen mit das Wichtigste im Leben sind?“ „Du bezeichnest mich als armselig. Schau dich mal an, du ‚Hanswurst‘, der nicht mal mit dem Stand der Technik und der gesellschaftlichen Erwartungshaltung geht, sondern einfach nur erbärmlich aussieht und über erbärmliche Besitztümer verfügt. Im Gegensatz zu mir bist du ein Nichts und meinen Stand und Status lasse ich mir von einem wie dir nicht madig machen.“ fauchte meine Bekannte zuletzt, bevor sie aufstand und sich einen anderen Platz suchte. Einen Platz, der weit weg von mir und meiner ‚armseligen Existenz‘, der sie offensichtlich Überdrüssig war, entfernt lag.

Published inErzählungen

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