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Monat: Juni 2020

Nah am Wasser gebaut

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Handelnde Personen:
Lyrisches-Ich:
Mensch, dem in bestimmten Situationen schnell die Tränen in die Augen steigen.

Geschichte:
Sollte ich mich selbst beschreiben, beschriebe ich mich als einen normalen Menschen. Wobei, was ist dieses „normal“ in unserer heutigen Zeit schon? Vielleicht sollte ich mich auch als einen empathischen Menschen beschrieben, wobei diese Beschreibung den Nagel auch nicht auf den Kopf träfe. Wer oder was bin ich also?
Vielleicht sollte ich mir mal anschauen, wie mich andere Menschen bezeichnen. Mmh, also andere Menschen bezeichnen mich häufig als „crybaby“, „Memme“ oder „Heulsuse“, wobei das eigentlich auch nur Stigmatisierungen sind. Denn ich selbst denke nicht von mir auf diese Weise. Es mag vielleicht stimmen, dass ich nah am Wasser gebaut bin und mir häufig die Tränen in die Augen steigen, doch liegt die Ursache häufig nicht darin, dass ich vor körperlichen Schmerzen oder weil mich jemand mit oder ohne Grund anschreit, weine. Nein, es gibt andere Gründe. So steigen mir unter anderem Tränen in die Augen, wenn ich tagtäglich den menschlichen Irrsinn sehe oder von ihm höre. Ich könnte heulen, wenn ich von Geschehnissen höre, die zum Teil schon mehr als ein halbes Jahrhundert zurückliegen und mir bewusst wird, dass viele Gräueltaten, die damals geschahen, in gleicher oder leicht abgewandelter Form, heute immer noch geschehen. Ich könnte weinen, wenn ich sehe, wie die Menschen nichts aus Vergangen lernten und häufig geschichtsvergessen leben. Manchmal könnte ich auch wie ein Schlosshund heulen, wenn ich tagtäglich das Unverständnis und die Ignoranz vieler Menschen sehe, die bewusst oder grob fahrlässig andere Menschen, Tiere oder die Umwelt ausbeuten und zugrunde richten.

Anschuldigungen: Vom Leben und was einem im Alter reut

Geschätzte Lesezeit: 14 Minuten

Handelnde Personen:

Lyrisches-Ich:
Achtzigjähriger Mann, der in Deutschland aufwuchs und sein ganzes Leben in Deutschland lebte.

Geschichte:

Seit achtzig Lenzen lebe ich schon auf dieser Welt. Acht Dekaden lang erlebte ich hautnah, wie sich die Welt tagtäglich ändert. Ich sah Kriege und Krisen kommen und wieder gehen und ich durchlebte sie alle. Zeitlebens lebte ich nach dem Motto, „sei gut“ und „Bildung heißt, die Welt verstehen lernen“. Doch je mehr ich lernte, desto mehr merkte ich, dass viele Menschen irrationale Leben führen. Es gibt und gab viele Menschen, die auch „gut sein“ wollten, doch damit nicht bei sich anfingen, sondern immer auf andere zeigten, die etwas besser machen sollten. Doch ergriff dann wirklich mal jemand, der sein Metier verstand, die Initiative und übernahm eine Führungsrolle, kritisieren sie ihn häufig dafür, da mit dem Führen und zum Guten hinwenden, nur allzu oft Einschränkungen für die Lebensstile und Lebensmodelle der Einzelnen einherging. Besonders in Krisenzeiten, in denen sich die Politik an Expertenmeinungen orientierte, merkte man, dass es mit der Bildung vieler Menschen nicht weit her ist, denn Bildung heißt auch, dass man Medienkompetenz lernt und einsieht, dass man nicht alles wissen kann. Man kann auf unserer Welt, die gefühlt jeden Tag komplexer und komplexer wird, nicht alles wissen, und so muss man die Leute finden, die Ahnung von einem Thema haben, und ihnen anschließend auch ein Stück weit, vertrauen. Damit möchte ich nicht sagen, dass man ihnen blind vertrauen sollte, nein, das wäre falsch! Man sollte sich rational mit den Themen auseinandersetzen und Dinge kritisch hinterfragen, doch sie nicht nur ablehnen, weil sie einem gerade nichts ins Lebensmodell oder Weltbild passen. Doch viele Menschen tun genau das nicht! Viele Menschen vertrauen keinen Experten, wenn auf deren Expertise hin, ihre Lebensmodelle eingeschränkt oder ihre Weltbilder drohen zerstört zu werden. Diese Menschen suchen sich dann häufig „Gegenexperten“, auch wenn diese selbsternannten „Experten“ gar keine Expertise auf dem jeweiligen wissenschaftlichen Feld und das ein ums andere Mal auch, einfach Geltungssucht haben. Nicht selten werden dann diese Experten, durch sie, zu „verkannten Helden“ stilisiert, die die eigentliche Wahrheit sagen und Recht haben und ihre einzige Begründung dafür, dass diese „Experten“ recht haben, ist dabei häufig, dass sie gerade die Lebensmodelle und Weltbilder der betroffenen Menschen verteidigen. Von wissenschaftlichen Argumenten und fundierten Studien hört man dabei seltenst etwas. Kurz, es ähnelt eher theologischen, anstatt wissenschaftlichen Debatten.

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