Zum Inhalt springen

Anschuldigungen: Vom Leben und was einem im Alter reut

Geschätzte Lesezeit: 14 Minuten

Handelnde Personen:

Lyrisches-Ich:
Achtzigjähriger Mann, der in Deutschland aufwuchs und sein ganzes Leben in Deutschland lebte.

Geschichte:

Seit achtzig Lenzen lebe ich schon auf dieser Welt. Acht Dekaden lang erlebte ich hautnah, wie sich die Welt tagtäglich ändert. Ich sah Kriege und Krisen kommen und wieder gehen und ich durchlebte sie alle. Zeitlebens lebte ich nach dem Motto, „sei gut“ und „Bildung heißt, die Welt verstehen lernen“. Doch je mehr ich lernte, desto mehr merkte ich, dass viele Menschen irrationale Leben führen. Es gibt und gab viele Menschen, die auch „gut sein“ wollten, doch damit nicht bei sich anfingen, sondern immer auf andere zeigten, die etwas besser machen sollten. Doch ergriff dann wirklich mal jemand, der sein Metier verstand, die Initiative und übernahm eine Führungsrolle, kritisieren sie ihn häufig dafür, da mit dem Führen und zum Guten hinwenden, nur allzu oft Einschränkungen für die Lebensstile und Lebensmodelle der Einzelnen einherging. Besonders in Krisenzeiten, in denen sich die Politik an Expertenmeinungen orientierte, merkte man, dass es mit der Bildung vieler Menschen nicht weit her ist, denn Bildung heißt auch, dass man Medienkompetenz lernt und einsieht, dass man nicht alles wissen kann. Man kann auf unserer Welt, die gefühlt jeden Tag komplexer und komplexer wird, nicht alles wissen, und so muss man die Leute finden, die Ahnung von einem Thema haben, und ihnen anschließend auch ein Stück weit, vertrauen. Damit möchte ich nicht sagen, dass man ihnen blind vertrauen sollte, nein, das wäre falsch! Man sollte sich rational mit den Themen auseinandersetzen und Dinge kritisch hinterfragen, doch sie nicht nur ablehnen, weil sie einem gerade nichts ins Lebensmodell oder Weltbild passen. Doch viele Menschen tun genau das nicht! Viele Menschen vertrauen keinen Experten, wenn auf deren Expertise hin, ihre Lebensmodelle eingeschränkt oder ihre Weltbilder drohen zerstört zu werden. Diese Menschen suchen sich dann häufig „Gegenexperten“, auch wenn diese selbsternannten „Experten“ gar keine Expertise auf dem jeweiligen wissenschaftlichen Feld und das ein ums andere Mal auch, einfach Geltungssucht haben. Nicht selten werden dann diese Experten, durch sie, zu „verkannten Helden“ stilisiert, die die eigentliche Wahrheit sagen und Recht haben und ihre einzige Begründung dafür, dass diese „Experten“ recht haben, ist dabei häufig, dass sie gerade die Lebensmodelle und Weltbilder der betroffenen Menschen verteidigen. Von wissenschaftlichen Argumenten und fundierten Studien hört man dabei seltenst etwas. Kurz, es ähnelt eher theologischen, anstatt wissenschaftlichen Debatten.

Doch das nur zur Einleitung, weil ich mir gerade Luft machen musste. Der Grund dafür, dass ich mir Luft machen musste, ist, dass vor kurzem ein junger Mensch zu mir kam, der vielleicht seit zweieinhalb Dekaden auf dieser Welt lebt. Dieser junge Mensch meinte, dass meine Generation und ich, mit unserem Lebensstil, auf Kosten seiner Zukunft gelebt hätten. Er warf mir vor, blind zu sein und nichts gegen den Klimakollaps, die Umweltzerstörung und die Ausbeutung und Unterdrückung von Mensch und Natur unternommen zu haben. Er warf mir vieles vor, doch ließ er mich kaum zu Wort kommen und wenn doch einmal, wollte er meine Antwort nicht wahrhaben. Beinah hatte ich den Eindruck, dass er meiner Generation und mir die Schuld für alles gab, was in seinem Leben nicht klappte oder was auf der Welt falsch lief. Ich hatte den Eindruck, dass er jemanden brauchte, dem er die Schuld geben konnte, damit er nicht sich und sein Leben hinterfragen musste. Zum Schluss, bevor er ging, fragte er mich sogar, ob es mich reute, ein solch falsches Leben gelebt zu haben.
Als dieser Mensch schließlich gegangen war, begann ich mich mit seinen Anschuldigungen auseinanderzusetzen und beschloss eine Antwort auf sie zu formulieren, die ich hier wiedergeben möchte. Dabei ist der erste Punkt, der eigentlich fast immer gilt, der, dass man nicht alle Menschen einer Personengruppe über einen Kamm scheren, sondern stets differenzieren sollte. Doch, dazu später mehr.

Kommen wir zum ersten Punkt, den mir dieser junge Mensch vorwarf. Der Punkt war, dass wir mit unseren Urlaubsreisen und Kreuzfahrten die Umwelt zerstörten und den Klimawandel anheizten. Zu diesem Punkt möchte ich sagen, ja, es gab bis zur Coronakrise viele Rentner, die gerne Kreuzfahrten unternahmen, vor allem weil die Kreuzfahrten erst in letzter Zeit für sie erschwinglich wurden (eben weil nicht die realen Kosten, die die Kreuzfahrten verursachen, an die „Gäste“ weitergegeben werden). Doch in der Zeit, in der ich jung war, gab es kaum Kreuzfahrten und auch Flugreisen und der Urlaub im Generellen war noch teuer und man sparte häufig zwei, drei Jahre, bis man überhaupt einmal in den Urlaub fahren oder gar fliegen konnte. Früher war es noch nicht so, dass man jedes Jahr in den Urlaub geflogen oder um die Welt gejettet ist, da es zum einen zu teuer war und zum anderen viele auch keine Notwendigkeit dafür sahen. Die Kreuzfahrten und der Personenflugverkehr, bis kurz vor die Coronakrise, haben sich erst in den letzten drei Dekaden mehr als verdreifacht und gerade viele junge Menschen, in den entwickelten Ländern, sind der Meinung, dass sie einen „Anspruch“ aufs Fliegen und Reisen hätten, da sie ja „Weltbürger“ sein. „Weltbürger“, die auf dieser Welt leben, was ja stimmt, aber das heißt noch lange nicht, dass man die ganze Welt bereisen muss und dadurch eher zu einem„Weltzerstörer“ wird. Sein wir doch einmal ehrlich, der, dem die Umwelt wirklich am Herzen liegt, fliegt nicht nur für einen Wochenendtrip oder zum Einkaufen in eine andere Stadt. Wer, vor allem von den jüngeren Menschen, glaubt, dass es eine gute Idee ist, allein zum „Saufen und Feiern“ nach Mallorca zu fliegen, wenn schon allein durch den Flug, zum einen der Klimawandel beschleunigt wird und zum anderen durch die vielen Menschen und deren Müll viele Naturgebiete Mallorcas leiden oder zerstört werden? Ich persönlich musste und muss immer noch nicht in den Urlaub fliegen, da es auch viele schöne Ziele gibt, die ich umweltfreundlich erreichen konnte, da sie bei mir in der Nähe lagen und liegen. Auch bin ich nie zum „Saufen oder Feiern“ irgendwo hingeflogen, was ja mehr als fragwürdig wäre, da ich das ohne schlechtes Gewissen in meinem Dorf oder später in der Stadt tun konnte. Warum sollte ich denn auch irgendwo hinfliegen oder eine Urlaubsreise unternehmen, wenn ich nichts von der wirklichen Kultur, des besuchten Landes, mitbekäme, da ich einfach immer nur die Nächte durchfeierte und söffe? Wo bitte ist also meine Verantwortung an der Umweltzerstörung und dem Klimawandel, der durchs Fliegen und um die Welt reisen verursacht wurde, wenn ich es doch zeitlebens nicht tat?

Der junge Mensch, der mir die Vorwürfe machte, warf mir auch vor, durch meinen Konsum die Welt an den Rand des Abgrunds gebracht zu haben. Dazu muss ich sagen, dass es in meiner Jugend und meinem jungen erwachsenen Leben, fast keinen überflüssigen Konsum, abgesehen von einigen Kulturangeboten, wie Bücherei, Kinos, Bars, etc. gab. Ich bin in die Zeit des Zweiten Weltkrieges geboren wurde, der Endete, als ich fünf Jahre alt war und dann begannen Jahrzehnte des Wiederaufbaus, in denen zumindest in der Anfangszeit das Geld und das Warenangebot mehr als knapp waren. Damals gab es aufgrund dessen auch noch nicht die heutige Ausprägung von „Fast-Fashion“, sondern es wurden hauptsächlich Kleidungsstücke gekauft, die entweder gut gebraucht waren oder versprachen lange zu halten. Notfalls wurde auch mal eine Socke gestopft. Es war nicht so wie heute, mit Läden wie „Primark“, in denen schlecht gefertigte und unnötige Kleidungsstücke spottbillig, auf Kosten der Umwelt, verkauft werden. Überlegt mal, welche Menschen, die sich mit billigen, häufig unnötigen Schund eindecken wollen, man hauptsächlich vor und in solchen Läden sieht. Genau, hauptsächlich junge Leute! Und wenn wir jetzt schon einmal dabei sind, wer von euch, die ihr heute unter dreißig oder vierzig sind, stopft noch seine Socken oder hat es wenigstens einmal im Leben versucht? An dieser Stelle könnte ich jetzt auch noch endlos von technischen Geräten und Statussymbolen, wie Smartphones, reden, die ausgetauscht werden, obwohl sie noch funktionsfähig sind, einfach, weil es ein neueres Modell gibt. Oder das aufgrund der „Geiz ist geil“ Mentalität in unserer heutigen Gesellschaft, der Lebenszyklus vieler Geräte immer kürzer und kürzer wurde, da bei niedrigen Preisen häufig die Qualität auch der Strecke blieb? Sind etwa auch wir alten Menschen allein daran Schuld, dass die Geräte heute nicht mehr so lange halten, wenn doch bei uns in jungen Jahren und meistens immer noch, viele Geräte lange, z.T. Jahrzehnte, halten und hielten, und wir sie darüber hinaus auch noch häufig reparierten? Oder trägt vielleicht auch die junge Generation, die häufig nur auf den Preis und nicht auf die Qualität achtet, einen Teil der Schuld, an dieser Entwicklung? Denkt einmal darüber nach!

Doch als wäre das noch nicht genug, so warf mir der junge Mensch auch vor, mit meinem Lebensstil die Welt zerstört zu haben? Wobei sich mir da die Frage stellt, warum auch gerade viele jüngere Menschen, höhere Energieverbräuche als ich haben? Liegt der Lebensstil und der mit ihm einhergehende Umweltverbrauch, vielleicht doch nicht am Alter, sondern an dem, was wir mit und in unserem Leben tun und worauf wir Wert legen? Warum sieht man überall einen Rebound- oder Backfire-Effekt und aufgrund dessen keine Entspannung bei der Energie-, Klima- und Umweltkrise? Die Geräte, die ich in meiner Jugend und bis weit in mein erwachsenes Leben hinein benutzte, verbrauchten zugegebener Maßen, aufgrund der damalig verfügbaren Technik, viel Energie. Doch warum verpufften viele der Energieeffizienzgewinne, die technisch im Laufe der Zeit erreicht wurden? Sie verpufften, da der Betrieb der Geräteklassen durch die Energieeffizienzsteigerungen günstiger wurde und die Menschen daraufhin ihr Nutzungsverhalten änderten. So wollten viele Menschen, egal ob jung oder alt, ihren „Lebensstandard“ ausbauen, wodurch sie auf einmal immer größere Autos, Fernseher, usw. haben wollten und diese dann auch noch zu allem Überfluss häufiger nutzten. Sie benutzen häufiger Geräte, die allein aufgrund ihrer Größe mehr als eigentlich nötig, Energie verbrauchen und dadurch dem Nachhaltigkeitsgedanken zuwiderlaufen. Begnügten sich die Menschen, egal ob jung oder alt, mit einem Konsumstandard wie er in den sechziger oder siebziger Jahren war, bei der heutigen Technik, wären wir Umwelt- und Klimapolitisch schon viel weiter. Nicht, dass man mich jetzt falsch versteht, ich möchte nicht zurück in diese Zeit, doch sollten wir alle mal hinterfragen, ob wir all das, was wir tagtäglich nutzen, konsumieren und unternehmen, wirklich brauchen oder unternehmen müssen, oder ob man vielleicht nicht doch etwas genügsamer sein sollte? Genügsamkeit zahlte sich sicherlich Energie-, Umwelt- und Klimatechnisch aus und würde zu einer Entspannung der verschiedenen Krisen beitragen.
Aber diese Frage stellen sich viele Menschen nicht und so werfen mir jetzt viele junge Menschen vor, einer derjenigen zu sein, der die Welt zugrunde richtete. Sie werfen mir, der kaum fernsieht, kein Netflix oder andere Streaming-Dienste nutze, und mein Leben lang häufig Bücher aus der Bibliothek auslieh und las, vor, dass ich mutwillig die Welt zerstörte und nichts dagegen tat. Lachhaft! Es gibt zwar auch viele in meiner Altersgeneration, die rücksichtslos und über ihren Verhältnissen, was besonders die Umwelt betrifft, leben und lebten. Doch macht eure Kritik nicht an einzelnen Altersgruppen fest, sondern an bestimmten Verhaltensweisen, die es auch bei euch selbst zu finden gibt. Setzt euch für eine generelle Änderung aller Verhaltensweise zu mehr Nachhaltigkeit und Rationalität ein, denn sein wir ehrlich, viele Extreme, die dazu führten, dass die Welt mehr und mehr aus den Fugen gerät, sind in allen Altersgenerationen vertreten. Wobei es zu einer Zuspitzung der Extreme vor allem in den letzten drei Dekaden kam. In den letzten dreißig Jahren kam es zu einer maßlosen Steigerung des Konsums und einer Lebensmentalitätsverschiebung hin zur Spaßgesellschaft. So wollten viele Menschen immer mehr und mehr, da sie es als ihr „falsches Recht“ verstanden, das haben, tun oder besitzen zu dürfen, was sie wollten! Oder warum sind viele Menschen der Meinung, ein Recht darauf zu haben, auf Kosten der Umwelt, um die Welt und in den Urlaub zu fliegen? Ihr Recht begründen sie, wie bei vielen anderen Dingen auch, häufig damit, das nötige Geld dafür zu haben, wobei sie aber nie die tatsächlichen Kosten bezahlen, die ihr Lebensstil fordert, da auch die Anbieter verschiedener Güter und Dienstleistung viele Kosten, die sie verursachen, nicht bezahlen und dadurch nicht auf ihre Kunden umlegen müssen. So werden die tatsächlichen Kosten vieler Dinge entweder dem Planeten, also der Umwelt und dem Klima, oder der Allgemeinheit auferlegt, die dann die Last des Verhaltens einzelner zu tragen hat. In diesem Zusammenhang muss uns nämlich eins gewiss sein: „Eine intakte Umwelt ist unbezahlbar und aufgrund dessen sollten wir, so weit wie es uns möglich ist, unseren maßlosen Konsum einschränken und uns dafür einsetzen, dass Produkte Preise bekommen, die alle Kosten, sein es Arbeits-, Material- oder Umweltkosten, realistisch abdecken und die jeweiligen Anteile der bezahlten Preise auch tatsächlich den jeweiligen Kostenpunkten zugutekommen und nicht aus Profitgier oder sonstigen Gründen, in andere Kanäle geleitet werden.“
Sollte jetzt wieder ein junger Mensch sagen, dass ich leicht reden hätte, da ich ja schon acht Dekaden auf Kosten der Umwelt gelebt hätte, so sei gesagt, dass ich fast mein ganzes Leben lang darauf geachtet habe, die Umwelt zu schonen. Ihr jungen Menschen solltet euch einmal auch das Verhalten eurer Altersgenossen anschauen, die beispielsweise bei schönem Wetter in die Stadtgärten, Parks und Naturschutzgebiete strömen und wenn sie gehen, Einweggrille, Plastikverpackungen, Glasflaschen, Fastfoodverpackungen und vieles mehr, auf den Naturflächen zurücklassen. Ich sehe wenig alte Menschen, die auf diese Weise die Umwelt zerstören und mein Leben lang habe ich immer darauf geachtet „Müll“ zu vermeiden und wenn doch welcher anfiel, ihn ordentlich zu entsorgen. Wo bitte tun das eure Altersgenossen, die ich da tagtäglich in den Wäldern und Parks sehe?

Damit genug zum Vorwurf, dass meine Altersgeneration und ich alleinig Schuld am Zustand der Welt, sei es das Klima oder die Umwelt betreffend, haben. Wie oben aufgezeigt müssen alle Menschen ihren Lebensstil hinterfragen und nachhaltig gestalten, anstatt mit dem Finger nur auf andere zu zeigen. Macht euch bewusst, dass es Umweltschützer oder sollte ich besser sagen, Menschen, die sich aktiv für den Umweltschutz einsetzen und ihr Leben nachhaltig gestalten, in allen Altersklassen gibt. Dass ich dabei nicht allein von „Umweltschützer“ spreche, hat den Grund, dass ich den Begriff nicht mag, da sich viele Menschen als Umweltschützer bezeichnen, die sich nie selbst und ihr Leben hinterfragen und immer nur mit dem Finger auf andere zeigen. Es gibt sogenannte „Umweltschützer“ die durch ihren Lebensstil mehr Schaden verursachen, als ein Großteil der menschlichen Bevölkerung, da sie einfach nicht ihren Lebensstil hinterfragen und über den Verhältnissen leben, die noch nachhaltig genannt werden könnten. Es sind „Umweltschützer“, die immer auf andere zeigen und sie anklagen, anstatt den Schmutz vor ihrer eigenen Haustür wegzukehren.
Doch ich wollte eigentlich mit dem Thema Schluss machen und mich der Frage, der Reue zuwenden. Reut es mich, dass ich mein Leben so führte, wie ich es tat? Was bereue ich wirklich?
Vielleicht sollte ich bereuen, dass ich zu der Erkenntnis, dass das Wichtigste im Leben ist, Kenntnis und Verständnis für die Welt zu erlangen, beständig nach Wissen zu streben und diese Methoden dazu zu nutzen, im Einklang mit der Umwelt zu leben, erst mit zwanzig Jahren gelangte. Vielleicht sollte ich bereuen, dass ich, obwohl ich mein Leben lang nach Wissen strebte, nie alles wusste und aufgrund dessen mein Leben lang Fehler machte und nie auslernte? Nein, das bereue ich nicht! Irren ist menschlich und ich habe fast mein ganzes Leben lang versucht, nach bestem Wissen und Gewissen, im Einklang mit der Natur und meiner Umwelt, und nicht über meine Verhältnisse, zu leben. Auch die zwei „verlorenen“ Dekaden, am Anfang meines Lebens, reuen mich nicht, da ich zu dieser Zeit einfach noch ein Kind bzw. Jugendlicher war, der lernen musste, zu lernen und nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Doch, nicht nur das. Darüber hinaus sah und sehe ich immer noch häufig genug, dass viele Menschen nie ihn ihren Leben zu der Erkenntnis gelangen, dass sie sich ihres eigenen Verstandes und der Wissenschaft bedienen müssen, um nicht auf Irrwegen zu gehen. Auf Irrwegen, auf denen sie die Natur oder gar die ganze Welt unnütz und rücksichtslos schädigen, da sie einfach nicht sehen, dass sie nicht im Einklang mit der Physik und ihrer Umwelt leben. Es gibt viele Menschen, die Physik und Logik vermissen lassen und sich ihre eigenen „Scheinwelten“ erschaffen, in denen sie alles tun und lassen können, was ihnen Spaß macht, ohne einen Großteil der Konsequenzen ihrer Handlungen bedenken zu müssen. Wie viele Menschen, zu denen auch viele meiner Freunde, die ich im Laufe meines Lebens hatte, zählten, sah ich im Laufe meiner Existenz, auf Irrwegen gehen oder „Heilsversprechern“, „Verschwörungstheoretikern“ und „Rattenfängern“ anheimfallen? Wie viele fielen auf solche Menschen herein, einfach, weil sie sich nicht selbst und das, was sie hörten, hinterfragten und mit wissenschaftlichen Mitteln überprüften? Wie viele Menschen sah ich blind durch ihre Leben gehen, weil sie nicht über ihr Leben reflektierten, sondern falschen Versprechungen von „Status“ und „Macht“ glaubten, und deswegen häufig nach falschen, häufig materiellen, Freuden im Leben strebten? Viel zu viele! Also was bereue ich in meinem Leben?
Das, was ich als Einziges wirklich in meinem Leben bereue, ist, dass ich vielen Menschen als Gefühlskalt erschien. Ich bereue es ein Stück weit, dass ich mich auf viele Menschen und ihre Sicht der Welt nicht einlassen konnte, da sie einfach viel zu konträr zu meiner logischen und rationalen Welt und meinem Weltbild waren. Mir fiel es schwer, mich auf viele Menschen einzulassen, da ich nicht verstehen konnte, dass es ihnen keinen Spaß bereitete, über ihre Leben zu reflektieren und über die Welt zu philosophieren und neue (wissenschaftliche) Erkenntnisse zu erfahren. Ich konnte und kann immer noch nicht verstehen, dass viele Menschen einfach nur gut und vergnügt, in kleinen selbstgeschaffenen Realitätsblasen, leben wollen. Mich reut es, dass mir aufgrund dessen viele Jahre meines Lebens menschliche Nähe fehlte, da ich, wenn ich offensichtlich falsches oder irrationales hörte, darüber diskutieren wollte und das vielen Menschen einfach zu anstrengend war.
Doch was hätte ich anderes tun sollen? Einfach ignorant, aber glücklich durch die Welt gehen? Das mögen viele tun, die sich um des Gefühls der körperlichen Nähe und für Freundschaften ein Stück weit selbst aufgeben. Doch für mich gab es diesen Weg nie! Für mich gab es nur den Weg, nach Wissen und Erkenntnis zu streben, möglichst nachhaltig und im Einklang mit der Natur zu leben, und Menschen darauf hinzuweisen, wenn ich Irrsinn sah und zu versuchen, mit ihnen wissenschaftliche Diskussionen darüberzuführen, an deren Ende ein Erkenntnisgewinn steht. Doch man glaubt es kaum, damit macht man sich wenig Freunde.

Das soll jetzt meine Erwiderung auf die Kritik und Anschuldigungen des jungen Menschen, an mir altem Menschen und meiner Generation sein. Zum Schluss bleibt mir eigentlich nur noch festzustellen, dass wir alle, egal wie alt wir sind, unsere Lebensstile hinterfragen und nachhaltig gestalten müssen. Wir müssen unsere Leben an wissenschaftlichen Erkenntnissen ausrichten und es darf kein immer mehr, immer größer oder immer schneller geben. Nein, es muss eine Besinnung auf das, was wirklich wichtig ist, geben und die Menschen müssen wieder lernen genügsam zu sein. Erst wenn wir alle, ob jung oder alt, das tun, kann eine nachhaltige, zukunftsgewandt Gesellschaft entstehen und bestehen.

Published inErzählungen

Diese Webseite verwendet nur technische Cookies, die zur Funktion der Webseite notwendig sind. Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du ihrer Verwendung zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen