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Momente – Teil 4: Beim gemeinsamen Essen

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Ich habe eine gute Freundin zum Essen eingeladen, um mit ihr über die Entwicklung der Welt, unsere Gesellschaft und unsere Leben zu sprechen. Ich kochte ein einfaches Mahl und während wir es verspeisen, quatschen und lachen wir viel. Wir tauschen uns über Gott und die Welt aus und über das, was wir noch von unseren Leben erwarten. Es ist ein schöner, ruhiger Abend. Ein Abend, der mir, wie schon so viele andere, die ich mit ihr verbrachte, einfach Spaß macht.
Ich erinnere mich daran zurück, wie ich sie vor fast einem Jahrzehnt kennenlernte und wie wir, trotz einiger Missverständnisse, zu guten Freunden wurden. Ich erinnere mich daran, wie ich mich, im Laufe der Zeit, in sie verliebte und mir das ein ums andere Mal mehr als eine einfache Freundschaft wünschte. Doch ich wollte unsere Freundschaft nicht dadurch gefährden, dass ich etwas Unbedachtes sagte. Ich wollte kein Risiko eingehen und so blieb ich stumm.
Manche meiner Bekannten meinten, dass ich bei ihr voll in der „friendzone“ gelandet sei und dass das doch nicht mein Ziel gewesen sein könnte. Doch über die Jahre unserer Bekanntschaft hinweg, war ich mit dem Zustand unserer Beziehung, also unserer Freundschaft, zufrieden. Ich war zufrieden, da ich mit ihr, obwohl wir kein Paar, sondern nur gute Freunde waren, viele schöne Momente verlebte. In unserer, seit fast einer Dekade bestehenden Freundschaft gab es zwar auch Zeiten, in denen ich sie seltener als üblich sah, was vor allem dann der Fall war, wenn sie mal wieder „frisch verliebt“ war. Doch Freunde sind wir trotz allem immer geblieben. Also warum kommt mir gerade jetzt, nach all den Jahren, der Gedanke, dass es schön wäre, eine tiefergehende Beziehung mit ihr zu führen? Warum beginne ich auf einmal mit dem Status quo unzufrieden zu werden? Ich weiß es nicht!

Plötzlich reißt mich meine gute Freundin aus meinen Gedanken, indem sie sagt: „Du siehst nachdenklich aus. Gibt es etwas, dass dich beschäftigt?“ „Nein, nein. Es gibt nichts. Ich musste eben nur an etwas Komisches denken.“ „Gut.“, sagt sie und schaut das erste Mal seit mehreren Stunden auf ihre Armbanduhr. Überraschung breitet sich auf ihren Gesichtszügen aus und sie meint: „Oh, es ist ja schon spät geworden. Ich muss nach Hause, da ich morgen früh rausmuss.“ Darauf hin steht sie vom Esstisch auf und geht zur Garderobe, um sich anzukleiden. Ich begleite sie.
Angezogen, zum Abschied bereit, in der Wohnungstür stehend, sagt sie: „Danke für die Einladung zum Essen. Wir sehen uns ja bestimmt bald wieder und dann lade ich dich zum Essen ein.“ „In Ordnung, das machen wir.“, erwidere ich, worauf hin sie mich zum Abschied umarmt.

Es ist ein angenehmes Gefühl, sie so in meinen Armen zu halten. Ich genieße diesen Moment und sage leise, mehr zu mir selbst, als zu ihr: „Es wäre schön, wenn ich dich für immer so in meinen Armen halten könnte.“ Worauf hin sie zu meiner Überraschung erwidert: „Dann tue es doch einfach.“

Published inMomente

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