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Momente – Teil 5: Am Flussufer

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Ich habe einen freien Tag und sitze am Ufer eines Flusses. Ich sitze im Gras und lasse meine Beine in ihn baumeln. Es herrscht eine ruhige und entspannte Atmosphäre. Ich genieße den Moment der Ruhe und lehne mich, während ich meine Beine weiter ins Wasser baumeln lasse, zurück. Ich schließe meine Augen und genieße das Rauschen des Flusses, das Schnattern der Enten und Gänse. Ich denke bei mir, dass ich mir häufiger solche Momente der Ruhe gönnen sollte, um nicht irgendwann als ein psychisch ausgebranntes Wrack zu enden. Viel zu häufig hetze ich nämlich von Termin zu Termin oder auch nur von Gedanke zu Gedanke, nur um immer wieder eines der wichtigsten Dinge im Leben zu vergessen, nämlich sich auch einmal Zeit für sich selbst zu nehmen. Zeit, um einfach mal zur Ruhe zu kommen und zu träumen.

Während ich so am Flussufer liege und träume, vergeht die Zeit. Plötzlich wird meine Ruhe gestört, als ich einen Hund laut bellen höre. Ich mache meine Augen auf und sehe mich um. Ich sehe eine Frau, mit einem Hund an der Leine, fünf Meter hinter mir, auf den Feldweg stehen. Der Hund reist wie verrückt an seiner Leine und bellt. Die Enten und Gänse um mich herum geraten in Panik und machen sich zur Flucht bereit. Nur ein paar Küken nicht. Die Küken machen einen eher irritierten Eindruck auf mich und sehen sich hilfesuchend nach ihrer Mutter um.
Ehe ich aber das Fluchtverhalten der Gänse weiter beobachten kann, höre ich auf einmal die Frau hysterisch nach ihrem Hund rufen. Ihr Hund hat sich losgerissen und hört jetzt nicht auf ihre Rufe, dass er wieder zurück, zu ihr, kommen soll. Nein, er schießt stattdessen in vollem Karacho auf die Enten und Gänse zu, von denen viele fluchtartig in die Luft aufsteigen. Nur die Muttergans und ihre Küken nicht. Dann erreicht der Hund die Gänse und ein „Gemetzel“ beginnt. Die Muttergans versucht noch ihre Kinder zu schützen, doch sie ist dem Hund nicht gewachsen. So stirbt sie zusammen mit ihrem Nachwuchs, an diesen, doch eigentlich schönen, Tag.
Doch, damit noch nicht genug. Die Hundehalterin hat scheinbar den Teil ihres Schockes überwunden, der sie wie angewurzelt stehen ließ, denn jetzt rennt sie ihrem Hund hinterher, um zu versuchen, ihn wieder an die Leine zu nehmen. Doch das gelingt ihr nicht. Ihr Hund ist so in seinem Jagdtrieb oder sollte ich besser sagen „Blutrausch“, gefangen, dass er sein eigenes Frauchen nicht mehr erkennt und sich in ihrem Arm verbeißt. Er hängt an ihrem Arm und lässt nicht mehr los, während das Blut aus der Bisswunde am Arm der Frau strömt und den Kopf des Hundes rot und röter färbt.

Was soll ich nur tun? Was kann ich nur tun, damit dieser Tag, der doch so schön begann, nicht noch schlimmer und verheerender wird?

Published inMomente

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