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Momente – Teil 22: Vor dem PC

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

„Liest du überhaupt noch, was du schreibst oder schreibst du nur noch, um des Schreibens willens?“

„Ich schreibe, da es mir Spaß macht, mich inhaltlich mit den verschiedenen Aspekten des Lebens, entweder sachlich oder kreativ, auseinanderzusetzen. Ich schreibe, da mir das Schreiben ermöglicht, meine Gedanken zu ordnen und zu sortieren.“

„Aber du weißt schon, dass du hauptsächlich Müll schreibst, den keiner mehr liest?“

„Woher möchtest du das denn wissen? Woher möchtest du wissen, dass meine Texte Müll sind und sie keiner mehr liest?“

„Ich kann es mir einfach nicht anders vorstellen, bei all den Dingen, die du schreibst. Mittlerweile müsstest du doch jeden vor den Kopf gestoßen haben, der bereit war, die Texte zu lesen, die du auf deiner Homepage veröffentlichst!“

„Und wenn schon. Selbst wenn meine Texte wie ein Autounfall wären, es ist wie auf der Straße, je schlimmer der Unfall, desto weniger schaffen es die Leute, wegzuschauen.“

„Und das ist der Anspruch, den du an dich und an deine Texte hast? Als eine Art von Unfall in die Geschichte einzugehen?“

„Nein, mein Ziel ist es, die Menschen mit meinen Texten zum Nachdenken zu bewegen und wenn auch nur ein Mensch meine Texte liest, aufgrund von ihnen über sein Leben reflektiert und dadurch in bestimmten Bereichen seines Lebens ein ‚besseres‘ Leben führt, dann war es das wert.“

„Aber das wirst du nie wissen! Vielleicht schreibst du schon seit Jahren Text um Text und die Menschen, die deine Texte noch lesen, tun sie nur mit einem Schulterzucken ab und legen sie unreflektiert zu ihren geistigen Akten. Sie tun sie ab, da nur ein ‚Spinner‘ so etwas schreiben kann und dafür auch noch seine kostbare Lebenszeit verschwendet.“

„Also, man kann vieles sagen, doch ich würde niemals behaupten, dass ich durch das Schreiben, meiner Texte, meine Lebenszeit verschwende. Das Schreiben von ihnen bringt mich dazu, mich mit uns Menschen und unserer Gesellschaft eingehend zu beschäftigen und auseinanderzusetzen. Das Schreiben von ihnen führt dazu, dass ich die Welt und mich selbst nach dem Verfassen eines Textes, ein Stück besser kenne und hoffentlich auch verstehe. Meine Zeit wäre erst dann verschwendet, wenn ich mich willenlos, mein Leben lang, der Konsumgesellschaft hingäbe, anstatt mich mit der Welt auseinanderzusetzen. Der Konsumgesellschaft, in der man sich nicht mehr selbst beschäftigt und selbst denkt, sondern sich nur noch, in seiner Freizeit, von morgens bis abends beschäftigen und unterhalten lässt. So eine ‚Freizeitgestaltung‘ wäre eine wirkliche Verschwendung meiner kostbaren Lebenszeit!“

„Na dann, aber ich glaube, du könntest mit deiner Zeit viele schönere und bessere Dinge anfangen, als Texte zu schreiben. Vielleicht führtest du dann auch ein glücklicheres Leben?“

„Ja, vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Ich habe mich eben in meiner Jugend dazu entschieden, meine Gedanken in schriftlicher Form zu verarbeiten. Das ist die Entscheidung, zu der ich zeitlebens, mal mehr, mal weniger, stehen werde. Ich werde immer schreiben, mal mehr, mal weniger, je nachdem wie viel Zeit mir mein äußeres Umfeld zum Schreiben lässt. Selbst wenn mich mein Umfeld als Spinner und Eigenbrötler betrachtet, kann ich damit leben. Dann ist es nun einmal so. Hauptsache, ich kann meinen gewählten Lebensweg, zu dem das Schreiben gehört, glücklich weitergehen.“

„Okay, du hast recht, es ist dein Leben. Ich wünsche dir dann noch viel Spaß beim Verschwenden deiner Lebenszeit fürs Schreiben von Texten, die am Ende doch keiner liest.“

„Ja, vielleicht, doch das wird erst die Zukunft zeigen, vielleicht sprechen wir dann noch einmal darüber. Bis dahin, mach’s gut.“

Published inMomente

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