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Momente – Teil 28: Im Supermarkt

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Ich stehe in einem Supermarkt. Die Regale für Nahrungsmittel und Hygieneprodukte sind fast leergekauft. Vereinzelt streiten sich noch einige Menschen um die Reste in den Regalen und was mache ich? Ich stehe fassungslos da und frage mich, wie es nur so weit kommen konnte.
Vor nicht einmal zwei Wochen ging das Leben noch seinen gewohnten Gang, doch dann begann eine Pandemie ihre Bahnen um die Welt zu ziehen und viele Leute schalteten Sinn und Verstand ab und zelebrierten ihre Panik. Die Menschen in unserer westlichen Gesellschaft, in Deutschland, die eigentlich wissen müssten, dass wir eine gute Versorgungssicherheit haben, wurden von Panik gepackt und verhielten sich unmenschlich und zutiefst egoistisch. Ich könnte ja verstehen, wenn die Menschen in Ländern, in denen bereits vor der Pandemie die Versorgungslage mit Nahrungsmitteln und Hygieneprodukten schlecht war, zu Panikkäufen neigten, aber in Deutschland? Wirklich?
Doch, ja, gerade in unserem ach so entwickelten Land brach bei einigen Menschen das nackte Entsetzen aus und sie kauften und kauften, auf das sie selbst genug haben. Was mit den anderen Menschen ist, die nicht die finanziellen Mittel haben, um sich größere Vorräte anzulegen und aufgrund dessen leer ausgingen, das war und ist ihnen egal.
Bei diesem Gedanken fällt mir der Spruch ein: „Krisen bringen das Gute und das Schlechte im Menschen zum Vorschein.“ und ich stimme dem Spruch im Gedanken zu, wobei ich denke, dass in unserer westlichen, vom Kapitalismus geprägten Welt, eher das Schlechte zum Vorschein kommt. Bei vielen, auch wenn sie es selbst abstreiten, kommt der Egoismus zum Vorschein. Der Egoismus, der den Menschen von klein auf gepredigt und vorgelebt wird. Dabei ist es leider so, dass die, die bereits viel haben, häufig mehr haben wollen, während die, die weniger haben, eher bereit zum Teilen sind. Ich denke, das liegt daran, dass die Ärmeren nur relative gut leben und überleben können, wenn sie sich einen Freundes- und Bekanntenkreis aufbauen, in dem sie sich gegenseitig unterstützen, während die reichern gelernt haben, dass sie sich alles kaufen können, sei es Essen, Luxusgüter, Aufmerksamkeit, ‚Freundschaften‘ oder sogar die ‚sexuelle Liebe‘. Dagegen müssen die Ärmeren schauen, dass sie ihr Geld beisammen halten und sich eher mit anderen zusammentun, um etwas zu erreichen. Ach, schöne, neue, egoistische Welt.
Während ich weiter durch den ‚geplünderten Supermarkt‘ laufe, fällt mir auf, dass weltumspannende Krisen, sein es wirtschaftliche oder gesundheitliche, immer häufiger um den Globus schwappen und ich frage mich, woran das liegen mag. Woran liegt es, dass gefühlt alle zehn Jahre ein Ereignis die Welt erschüttert, sei es eine Finanzkrise, Terroranschläge oder eine Pandemie? Ich denke an die Welt und an die globale Vernetzung, sein es die Verkehrs- oder digitalen Kanäle und ich stelle fest, dass die Vernetzung der Welt einen entscheidenden Einfluss darauf hat, dass Pandemien schnell über den Globus schwappen und Terroranschläge die Welt erschüttern können. Man könnte fast denken, dass die Welt zu einem Dorf geworden ist, in dem alle alles mitbekommen und alles auf alle eine Auswirkung hat. Mmh, ob das wirklich immer so gut ist? Vor allem, warum lernen wir nicht aus den immer wiederkehrenden Krisen, dass wir uns und unsere Weltanschauung überdenken müssen, damit sich Katastrophen nicht wiederholen oder ihre Auswirkungen begrenzt bleiben? Ich glaube der Grund dafür ist, dass wir Menschen träge im Geist sind und häufig darüber hinaus auch allzu gerne, bisher geschehenes, schnell wieder vergessen. Wir Menschen vergessen meistens allzu schnell, was war und dann wollen wir wieder ‚egoistisch und in vollen Zügen‘ leben. Egoistisch und notfalls auf Kosten unserer Umwelt und unseres Umfelds. Auch in der aktuellen Krise wird es wahrscheinlich so kommen, dass in wenigen Wochen viele Menschen nichts mehr von den aktuellen Vorsichtsmaßnahmen wissen, sondern einfach grenzenlos leben wollen. Sie wollen einfach wie bisher leben, auch wenn die Gefahr noch nicht gebannt ist und so schwankt unsere Gesellschaft zwischen den Extremen der kompletten Panik und der kompletten Freiheit, anstatt einen vernünftigen Mittelweg zu gehen, auf dem man relativ sicher und frei leben kann. Ach, schöne, polarisierte Welt.
Ich komme am Regal mit den veganen und den Bio-Produkten an und stelle fest, dass viele Artikel noch verfügbar sind. Bei diesem Anblick muss ich fast lachen, denn selbst beim Hamstern geht scheinbar den Deutschen nichts über ‚Geiz ist geil‘. Die nachhaltigen und tierfreundlichen Produkte, die häufig etwas teurer als die konventionellen Produkte sind, werden selbst in der Krise nur als Nischenprodukt gekauft. Stattdessen streiten sich die Menschen um die „billigen“ und „umweltzerstörenden“ Produkte, selbst wenn sie genügend Geldreserven haben, um sich die etwas teureren Produkte leisten zu können! Ja, schöne, kaputte Welt!
Ich nehme eine Packung Bio-Nudeln, eine Dose vegane Ravioli und zwei Gläser mit Brotaufstrich aus dem Regal und mache mich auf den Weg zur Kasse.
„Das langt für drei, vier Tage, mal sehen wie dann die Welt aussieht.“, denke ich bei mir, als ich bezahle und anschließend gemütlich zu Fuß nachhause gehe.

Published inMomente

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