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Momente – Teil 29: Auf dem Fußboden

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Ich liege auf dem nackten Fußboden neben einem Kater. Ich liege da, neben ihn und gebe ihn ein paar Streicheleinheiten. Während ich ihn streichele, schiebe ich ihm einen Napf mit Katzenfutter vors Maul. Warum ich das tue? Der Kater ist krank und tut sich aufgrund dessen momentan schwer mit dem Fressen. Er tut sich schwer, doch wenn er merkt, dass man es gut mit ihm meint, frisst er doch etwas. Etwas, das ihm Kraft spendet und hoffentlich die Krankheit überwinden lässt.
Mich wundert, dass alle Menschen, die mich neben dem Kater liegen und ihn streicheln sehen, mich fragen, warum ich das tue. Sie fragen mich, warum ich ihn nicht einfach hochnehme, mich neben ihn setze oder wenigstens eine Decke unterlege, damit ich es gemütlicher hätte. Sie sehen und verstehen nicht, dass ich versuche dem Kater auf Augenhöhe zu begegnen. Sie verstehen nicht, dass ich kein Herrschen sein, sondern eine freundschaftliche Beziehung, auf Augenhöhe, mit dem Kater führen möchte.
Viele mögen jetzt sagen, dass das nicht möglich ist, da der Kater ja in einem Abhängigkeitsverhältnis von mir stände, da ich sein Fressen bezahle und ihm ein Zuhause gebe. Und ja, es mag stimmen, dass er in einem Abhängigkeitsverhältnis von mir lebt, doch heißt das noch lang nicht, dass wir nicht auf Augenhöhe miteinander leben können. So kann er sich frei bewegen, ins Haus kommen und anschließend wieder gehen, wann er mag oder sich streicheln lassen, wenn er es denn mag. Ich zwinge mich ihm nicht auf und wenn er einmal keine Aufmerksamkeit von mir möchte, kann er auch einfach nur zum Fressen kommen und dann wieder gehen. Manchmal bleibt er dann auch für zwei, drei Tage weg, was auch schon vorgekommen ist. So ist nun einmal das Leben und das ist sein freies Leben!
Kurz, die Beziehung zu dem Kater sehe ich als freundschaftliches Verhältnis. Ich sehe es als ein Verhältnis, dass nur auf Augenhöhe und mit ein paar rudimentären Regeln funktioniert und funktionieren kann. Was ich aber keinesfalls möchte, ist, dass er aufs Wort horcht oder sich genötigt fühlt, lieb zu mir zu sein, damit er Fressen bekommt. Ich möchte nicht, dass unsere Beziehung so ist, wie ich es schon bei einigen ‚Katzenhaltern’ erlebte, die ihrem ‚Schützling‘ nur Fressen und Aufmerksamkeit schenkten, wenn er sich in die Rolle fügte, die sie ihm angedachten. Eine Rolle, die für manche „Besitzer“ Kinderersatz und für andere Kuscheltier ist. Mal ehrlich, ein nicht menschliches Lebewesen kann und darf niemals Kindersatz oder Kuscheltier sein. Nein, solch eine Beziehung kann und darf es nicht geben und das erst recht nicht zwischen dem Kater und mir, und so steht, egal was auch ist, jederzeit ein Napf mit Fressen für ihn bereit.

„Und nun komm mein guter Freund, friss noch etwas, auf das du wieder gesund und kräftig wirst. Friss noch etwas, damit wir noch viele schöne Jahre verleben können.“, sage ich zum Kater, worauf hin er anfängt zu fressen. „Ja, gut so, hoffentlich überwindest du auch diese Krankheit, wie schon so viele vorher. Du hast vielleicht nicht das Glück, eine herausragende Gesundheit zu haben, doch du hast eine Kämpferseele, die bis jetzt dich alle Tiefpunkte überwinden lassen hat.“, denke ich, während ich den Kater streichle und er Happen um Happen frisst.

Published inMomente

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