Momente – Teil 35: Auf einer Parkbank

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Ich sitze auf einer Parkbank. Es ist eine besondere Parkbank für mich. Die Parkbank ist nämlich der ‚ewige Treffpunkt‘ für eine gute Freundin, die ich mittlerweile seit über zwei Jahrzehnten kenne, und mich. Ich sitze auf der Parkbank, da mich meine gute Freundin bat, sie hier zu treffen und ich ihr äußerst selten, außer wenn ich mal wirklich keine Zeit habe, eine Bitte abschlage.
Ich sitze schon eine Weile allein da, als schließlich meine gute Freundin kommt. Sie begrüßt mich und versucht etwas Smalltalk, doch es will ihr nicht recht gelingen. Ich merke, dass etwas mit ihr nicht stimmt und so sage ich: „Rede doch nicht um den heißen Brei herum, dafür kennen wir uns schon zu lange. Was brennt dir auf deiner Seele?“ Da druckst sie noch einen Moment lang herum, bevor sie ihre Augen schließt und schnell sagt: „Wir sollten uns nicht mehr sehen.“ Ihre Aussage schockt mich, denn sie kommt für mich aus völlig heiterem Himmel. Mir will nicht in den Kopf, warum sie mich auf einmal nicht mehr sehen möchte und so frage ich: „Warum nicht? Habe ich irgendetwas getan, mit dem ich dir zu nahe getreten bin?“ Bei dieser Frage schaut meine gute Freundin betroffen zu Boden und meint leise, mit zitternder Stimme: „Nein, du hast nichts falsch gemacht. Du warst immer ein guter Freund und hast mir Hilfestellung gegeben, wenn ich sie brauchte und genau das, ist das Problem.“ Auf ihre Aussage hin schaue ich sie irritiert an und frage: „Warum soll das jetzt auf einmal ein Problem darstellen?“ „Es ist ein Problem für mich, da ich mich, immer wenn ich dich sehe, an die Zeiten erinnere, in denen es mir nicht besonders gut ging. Dein Anblick erinnert mich an diese Zeiten, weil du selbst in diesen schwierigen Zeiten immer für mich da warst. Doch, nicht nur das. Jetzt, da es zwischen meinem Freund und mir wieder besser läuft, kann ich es nicht gebrauchen, dass ich mich immer an die Zweifel erinnere, die mich einige Monate plagten. Zweifel, an die ich mich erinnere, wenn ich dich sehe. Doch, jetzt möchte ich nicht mehr zurück, sondern nur noch nach vorne sehen und meinen Lebensweg ohne Zweifel weitergehen. In dieser, meiner jetzigen Situation kann ich mir einfach nicht erlauben, dass die Erinnerungen an die vergangenen Zeiten, an das, was war und von dem du ein Teil bist, mich zurückhalten und herunterziehen.“ „Warum erinnerst du dich nur an die Zweifel und die schlechten Momente, die wir gemeinsam durchlebten, wenn du mich siehst? Unsere Freundschaft macht doch so viel mehr aus. Unsere Freundschaft besteht doch auch aus vielen schönen Momenten, die sich über die Jahrzehnte, die wir uns kennen, erstrecken?“ „Nun ja, auch, doch ich sehe die Zweifel. Ich sehe die Zweifel, da ich die Worte meines Freundes im Ohr habe, der eifersüchtig auf unsere Freundschaft ist und immer denkt, wenn ich dich treffe, dass da mehr als reine Freundschaft zwischen uns ist.“ „Aber das ist es doch nicht. Wir sind doch einfach nur zwei gute, alte Freunde.“ „Das mag für dich und mich stimmen, doch viele Menschen sehen das anders und da ich meinen Freund nicht verlieren und mein vergangenes Leid nicht mehr sehen möchte, heißt meine Entscheidung, dir ‚Adieu!‘ zu sagen.“ „Möchtest du unsere Freundschaft wirklich so schnell, aus solchen irrelevanten Gründen, wegwerfen?“, frage ich noch, doch meine gute Freundin antwortet mir schon nicht mehr, stattdessen springt sie auf und schreitet schnell von dannen. Sie läuft davon, gerade so, als müsste sie vor mir fliehen.
Ich bleibe allein und traurig zurück. Traurig, über den Verlust einer guten Freundin und traurig darüber, in was für einer Zeit, wir immer noch leben.