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Momente – Teil 36: Auf einer Wiese

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Ich sitze mit meiner Freundin auf einer Wiese. Ich, mit meinen Rücken an einen Baum gelehnt, sie, zwischen meinen Beinen und an mich gelehnt. Meine Arme liegen um ihren Körper. So sitzen wir einfach da, still und stumm, während wir die Hektik des Alltages hinter uns lassen. Wir beobachten Enten in einem nahegelegenen Teich und Eichhörnchen, die sich gegenseitig an ein Baum hoch und runter jagen. Es ist ein ruhiger, friedvoller Moment.
Ich bin glücklich, endlich eine Freundin gefunden zu haben, mit der man auch einmal gemeinsam ruhige Momente verbringen kann. Eine Freundin, mit der man einfach mal still irgendwo sitzen kann, einfach in der Gewissheit, dass man für einander da ist. In anderen, meiner Liebesbeziehungen, war das leider nie der Fall. Ständig musste man sich entweder selbst oder miteinander aktiv beschäftigt. Ständig musste etwas unternommen, gemeinsam gemacht oder sich parallel aktiv selbst beschäftigt werden, denn Stille und Ruhe waren unangenehm. Stille, in der keiner ein Wort sprach und man seine Gedanken hörte, Ruhe, in der man die Zeit hatte, seinen Gedanken nachzugehen.
In jeder meiner früheren Liebesbeziehungen mussten meine jeweilige Freundin und ich immer etwa unternehmen, damit wir keine Zeit hatten, die wir an unsere Gedanken und Zweifel verschwenden konnten. Wir mussten immer etwas tun, damit wir unsere Gedanken nicht hörten und dadurch die Illusion pflegten, dass zwischen uns alles passte. Doch so ist es in meiner jetzigen Beziehung zum ersten Mal nicht. In meine jetzige Beziehung kann auch einmal Ruhe einkehren, ohne dass die Gedanken auf Abwege geraten. In meiner jetzigen Beziehung kann ich auch einfach einmal mit meiner Freundin still dasitzen, ihre Gegenwart genießen und die Zeit in der Gewissheit verstreichen lassen, dass ich nichts verdrängen oder überspielen muss.
Meine Gedanken wandern zu all den Paaren, die es nicht schaffen, auch einmal stille Momente der Zweisamkeit, in denen wirklich mal nichts passiert, auszuhalten. Meine Gedanken wandern zu den Menschen, die von Tätigkeit zu Tätigkeit und von Unternehmung zu Unternehmung hetzen, um den Zweifeln, die in ihren Gedanken und Herzen lauern, keinen Raum zu geben. Ich denke daran, wie sie durch ihre Leben hetzen, ohne sie wirklich genießen zu können, da sie einfach nie zur Ruhe kommen.
Bei diesem Gedanken fröstelt es mich und ich nehme meine Freundin noch etwas fester in die Arme, woraufhin sie mich fragend anschaut. Sie schaut mich einen kurzen Moment an, bevor sie wieder ihren Blick auf die Schauspiele der Natur richtet. Doch sie scheint gemerkt zu haben, dass mich etwas beschäftigt, denn anstatt etwas zu sagen, fängt sie einfach an, sanft meine Arme zu streicheln. Ich merke die sanfte Berührung ihrer Hände an meinen Armen und die Wärme ihres Körpers an meinem. So vertreibt sie das Gefühl von Kälte, dass ich eben verspürte und ich fühle mich einfach nur noch wohl.

Ich schließe meine Augen und wünsche mir, dass unsere Liebe und dieser Moment nie endeten.

Published inMomente

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