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Ein Eichhörnchen beobachtet – Teil 1 – Sozial und rücksichtsvoll?

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Ich war mit meinem Mensch im Zug unterwegs. Wir stiegen ein und suchten uns einen Platz. Kurze Zeit später kam ein bulliger Typ, schätzungsweise um die vierzig, und setzte sich in die Sitzgruppe neben unsere. Der bullige Typ holte, als er sich gesetzt hatte, seinen Laptop aus seiner Tasche und stellte ihn auf den Sitz, der gegenüber von ihm war und machte Musik an. Dabei benutzte er keine Kopfhörer, sondern hörte die Musik laut, mit den Laptoplautsprechern. Die Musik war dabei so laut, dass sie selbst mein Mensch, obwohl er selbst Musik mit seinen Kopfhörern hörte, sie so laut wahrnahm, dass er seine eigene Musik kaum noch verstehen konnte.
Mein Mensch wartete zwei drei Minuten, ob vielleicht ein anderer Reisende etwas sagte, doch sie schüttelten alle nur ihre Köpfe bezüglich des Verhaltens des bulligen Typs. Da fasste sich schließlich mein Mensch ein Herz und wand sich mit folgenden Worten, an den bulligen Typ: „Könnten Sie bitte die Musik ausmachen? Es möchten nämlich nicht alle Reisende ihre Musik hören.“ Worauf der bullige Typ auch die Musik aus machte und mein Mensch „Danke.“ sagte.
Damit könnte die Geschichte eigentlich zu Ende sein, war sie aber nicht. Da mein Mensch nur leise Musik hörte, hörte er wie der bullige Typ etwas vor sich hin nuschelte, und ihm dabei böse Blicke zuwarf. Doch schließlich mochte mein Mensch keine Musik mehr hören und stattdessen auf seinen Tablett-PC lesen. So schalte er die Musik aus, lies aber die Kopfhörer im Ohr und begann Mangas zu lesen. Während er so las, hörte er den bulligen Typ, während er zu meinem Menschen hinüber blickte, sagen: „Du mit deinem Tablett kommst dir so toll vor, warte nur ab. Früher hätte man Menschen wie dich vergast. Du Wichser. …“ und es folgten noch weitere Drohungen und Beleidigungen. Das ging solange, bis meinem Menschen die Geduld abhanden kam, sich einen Kopfhörer aus dem Ohr nahm, sich dem bulligen Typen zuwandte und meinte: „Sie wissen schon, dass ich sie hören kann?“ „Häh, was willst du?“ „Ich mag es nicht, wenn sie mich beleidigen und bedrohen, nur weil ich sie gebeten hatte, ihre Musik auszumachen.“ „Häh, was willst du denn, ich habe doch die Musik ausgemacht, willst du jetzt etwa mit mir diskutieren?“ „Nein, ich will nicht mit ihnen diskutieren. Ich will nur zum Ausdruck bringen, dass wir alle gemeinsam in einer Gesellschaft leben, und dass das nun auch heißt, dass man sich sozial und rücksichtsvoll verhalten sollte.“ „Häh, du willst wirklich mit mir diskutieren? Du weist schon, der Letzte, der versuchte mit mir zu diskutieren, hatte danach einen Schädelbasisbruch!“ Was sollte mein Mensch wohl darauf erwidern? Nichts! So wand sich mein Mensch einfach von dem bulligen Typ ab, zu einem Mann hin, der fragte, ob er den Schaffner Bescheid sagen sollte, worauf mein Mensch meinte: „Das ist wahrscheinlich das beste.“ Als der Mann sich in Richtung Zugführer in Bewegung gesetzt hatte, fing der bullige Typ an, seine Sachen zusammen zu packen. Dabei meinte er zu meinen Menschen: „Du weist ja, man sieht sich immer zweimal im Leben.“ Doch mein Mensch ging nicht mehr auf ihn ein, sondern ignorierte in einfach, indem er zum Fenster raus sah. Der bullige Typ stand auf, wie mein Mensch als Reflexion in der Scheibe sah. Mein Mensch machte sich dafür bereit, dass der Typ mit der Faust ausholte, um zuzuschlagen, da er sie bereits ballte. Doch die Faust kam nicht, stattdessen sagte der bullige Typ noch einmal: „Du weist, man sieht sich immer zweimal im Leben und das nächste mal zeige ich dir, wie man diskutiert.“ Dann hielt der Zug und der bullige Typ stieg aus.
Mein Mensch entspannte sich etwas und ich dachte: „Das ist also eure menschliche Gesellschaft, auf die ihr so stolz seid? Na danke! Viele Tiere sind rücksichtsvoller und sozialer als Menschen wie dieser bullige Typ. Denkt einmal darüber nach!“

Published inAus dem Leben eines EichhörnchenEin Eichhörnchen beobachtet

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