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Heimatliebe und Heimatstolz

Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Früher, als ich noch jung war, fand ich Deutschland ein schönes Land. Ein Land, in dem man sich frei entfalten konnte. Ein Land, von dem man glauben konnte, das man alle Probleme friedlich lösen und so eine bessere Gesellschaft schaffen kann. Ich genoss meine Kindheit und Jugend und ich begann Deutschland, meine Heimat, in der ich meine jungen Jahre verbrachte, zu lieben. Doch dann wurde ich älter. Ich begann zu lesen, zu erleben, zu analysieren und mir eigene Gedanken zu machen und je mehr ich las, erlebte, analysierte und mir eigene Gedanken machte, um so mehr wurde meine Liebe zur Heimat erschüttert. Meine kindliche Heimatliebe hatte Sprünge bekommen, Ecken waren aus ihr herausgeplatzt und diese Stellen wurden mit Unverständnis für die Unfähigkeit vieler Menschen gefüllt, ihren Verstand zu nutzen und Mitgefühl zu zeigen. Dieses Unverständnis verhielt sich dabei zu meiner Heimatliebe, wie ein quellender Holzkeil der in einem Granitblock steckt, zu der Struktur des Granits. So das von den ursprünglichen kleinen Ecken von Unverständnis, die an meiner Seele nagten, sich Risse ausbreiteten, die drohten alles was mir meine Heimat bedeutete zu zersprengen. Doch die nicht Nutzung ihres Verstandes und das nicht zeigen von Mitgefühl war nicht das Einzige was meine Heimatliebe erschütterte, sondern da gab es noch das Problem mit dem überhöhten Selbstwertgefühl. Dem überhöhten Selbstwertgefühl, an dem aus welchen Grund auch immer viele Deutsche erkrankt waren und immer noch sind. Viele Menschen, die Natur und unsere Heimat lit unter diesen Menschen, ohne dass Heilung für ihre Krankheit des überhöhten Selbstwertgefühl in Sicht wäre. Aufgrund dessen konnte man nur zuschauen, wie sie andere Menschen, die Natur und das was ich als Heimat bezeichnete, zerstörten.

Von den Erlebnissen, die mich diese, meine Meinung bilden ließen, möchte ich im Folgenden etwas ausführlicher berichten, indem ich die Ereignisse schildere, die meine Heimatliebe erschütterten. Darüber hinaus möchte ich ein paar Überlegungen aufzeigen, was geschehen müsste, damit ich und vielleicht auch andere Menschen Deutschland wieder als ihre Heimat lieben können.

Das erste Ereignis, das meine Heimatliebe erschütterte, war der generelle Umgang vieler Deutscher mit der Natur. Es war die Zerstörung ganzer Landschaften zur Energieerzeugung, die Versiegelung von Böden und generell die Unfähigkeit vieler Menschen, Müll der sachgerechten Entsorgung bzw. dem Recyclingkreislauf zuzuführen. Diese Beobachtungen machte ich in meinen Leben an verschiedenen Erlebnissen fest, die ich an dieser Stelle kurz umreißen möchte.

Die Zerstörung ganzer Landschaften für die Energieerzeugung stieß mir das erste Mal auf, als in der Politik über die Energiesicherheit Deutschlands diskutiert wurde. Bei dieser Diskussionsrunde wurde der Einsatz von Kohlekraftwerken, insbesondere Braunkohlekraftwerken, verteidigt, da Braunkohle der einzige Fossile Energieträger in Deutschland sei, der sicher vorlege, und deshalb für die Energiesicherheit unerlässlich wäre. In diesem Zusammenhang wurde auch die Ausweitung des Braunkohletagebaus verteidigt, für den ganze naturbelassene Landstriche und auch einige Dörfer umgegraben und schließlich zu Mondlandschaften werden sollten. Zu Mondlandschaften aus den vielleicht mal eine Seelandschaft würde, doch die trotz allem starke Umwälzungen der Flora und Fauna zur Folge hätte. Doch dieses erschaffen einer Mondlandschaft war noch nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war, dass bei dieser Diskussion auch gegen das Aufstellen von Windrädern und eine neue Nord-Süd-Stromtrasse gewettert wurde, da sie die Landschaft verschandelten. Mal ehrlich, ein paar Windanlagen und ein paar Strommasten, die dann erneuerbare Energie lieferten und zu den Verbrauchern transportierten, sollten eine Landschaftsverschandelung sein, wenn man die Braunkohle und die damit verbundenen Mondlandschaften für gerechtfertigt hält? Wo ist da bitte die Verhältnismäßigkeit?

Doch als würden wir durch den Tagebau noch nicht genug Böden und Wildflächen verlieren, so versiegeln wir die Erde noch zusätzlich, indem wir immer neue, zusätzliche Straßen und neue Häuser für eine schrumpfende Bevölkerung bauen. Diese Versiegelung der Böden erfolgt, obwohl wir die bestehende Bausubstanz und Infrastruktur kaum instand halten können und sie sich vielerorts bereits in einem mitleiderregenden Zustand befindet. Warum also immer neue Straßen bauen und Wohnflächen erschließen, wenn wir doch eigentlich genug haben und sie instand zuhalten so schon kaum möglich ist? Die Erklärung, die ich von den Ein oder Anderen dazu gehört habe ist, dass das halt notwendig sei, da wir nun mal alle mobil sein wollen. Sie sagten, dass es nun einmal ausreichend Verkehrsraum geben muss, wenn jeder mit seinem Auto von A nach B möchte und dabei nicht zu viel seiner ach so kostbaren Zeit, die er sonst vielleicht vor den Fernseher verbringen könnte, im Auto verbringen müsste. Doch warum sollte man unterstützen, dass alle mit dem Auto fahren, anstatt Anreize dafür zu setzen mehr auf die öffentlichen Verkehrsmittel zurückzugreifen, die zudem eine bessere Umweltbilanz haben? Würden dadurch nicht die bestehenden Straßen entlastet und der Grad der Umweltzerstörung reduziert? Ja das würde es! Also warum tut man es dann nicht? Weil viele Menschen bequem sind und denken, dass sie mit einem eigenen Auto flexibler und schneller sind und sich zudem nicht nach Fahrpläne richten müssen. Man was für selbstsüchtige Argumente.

Doch die Selbstsüchtigkeit der Menschen hört nicht beim Auto auf, sondern erstreckt sich auch in den Umgang mit dem von den Menschen erzeugten Müll. Vom Müll, den einige Menschen einfach an Ort und Stelle fallen lassen, sei es die Zigarette, an der noch kurz vor der Abfahrt des Zuges gezogen wird, bevor man sie beim Einsteigen ins Gleisbett wirft. Sei es dass liegen lassen von Verpackungsmaterial, wo es gerade anfällt, anstatt es ordentlich zu entsorgen. Dabei möchte ich erst gar nicht vom ordentlichen Recycling sprechen, denn wie oft habe ich schon „gebildete“ Menschen, Plaste in den Papiermüll oder Hausmüll werfen sehen? Wie oft benutzte Kaffeebecher mit Plastedeckel im Papiermüll, obwohl neben den Papiermüll ein Mülleimer für Plastemüll und einer für Restmüll stand. Wie konnten Menschen nur so ignorant beim Umgang mit den von ihren verursachten Müll sein, dass sie es einfach nicht auf die Reihe brachten, ihn sachgerecht zu entsorgen?

Doch was kann man von Menschen erwarten, die nur an sich denken und den alles andere egal ist? Mit dieser Frage komme ich auch zum zweiten Punkt, der meine kindliche Heimatliebe beschädigte. Der Punkt des überhöhten Selbstwertgefühls.

Viele Menschen in Deutschland denken von sich selbst als die höchste aller Lebensformen, wobei man auch sagen könnte, dass sie vom Hybris ergriffen wurden. Sie wägen bei allem was sie tun ab, ob es ihnen einen Nutzen bringt, der ihren „Aufwand“ rechtfertige oder nicht. Nach dieser Wägung tun sie schließlich nur das, was ihnen persönlich einen Nutzen verspricht, wobei dieser möglichst groß sein sollte. So benutzen und nutzen sie Menschen aus, um ihre Ziele zu erreichen, wobei ihnen die Leichen, über die sie auf ihrem Weg steigen, vollkommen egal sind. Es sind Menschen auf die der Spruch „lupus est homo homini“ (ein Wolf ist der Mensch dem Menschen) zutrifft. Doch wenn ich noch mal recht darüber nachdenke, so tut man mit diesen Spruch den Wölfen wahrscheinlich unrecht, da sie sich gegenüber ihren Artgenossen und auch gegenüber anderen Lebewesen nicht so verhalten, wie sich der ein oder andere Mensch gegenüber anderen Menschen, der Natur und seinen Mitlebewesen verhält.

Durch diese Selbstsüchtigkeit wird das Elend einiger Menschen schlimmer bzw. Menschen werden ins Elend gestürzt. Und auf ein Land, in dem sich die Menschen so benehmen, kann man meiner Meinung nach weder stolz sein und es schon gar nicht lieben? Nein, mit reinem Herzen und Gewissen kann man das nicht tun, denn ein Mensch der eine Heimat lieben und auf sie Stolz ist, wenn sie solche Ausprägungen zu Tage trägt, kann keine Empathie besitzen und so ein Mensch bin ich nicht. Apropos Mangel von Empathie, das bringt mich zum letzten Punkt, der meiner Heimatliebe und meinem Heimatstolz den Todesstoß versetzte. Dieser Todesstoß wurde von Menschen geführt, die sich als nationale Menschen mit Heimatliebe bezeichneten, nur um anschließend mit ihrer Heimatliebe geben Menschen zu argumentierten, die ihrer Meinung nach anders waren.

Es waren braune Halunken, Menschen mit Angst vor Statusverlust und die dumme Masse, die sich blind hinter einen Führer sammelte und tat, was man ihr sagte, ohne ihren Verstand zu benutzen. Es waren Menschen, die gegen das Leisten von Hilfe und das Bieten einer Zukunftsperspektive für „andere“ Menschen argumentierten, die zum Teil nur mit ihrem Leben ihre Heimat hinter sich lassen mussten und sich auf der Suche nach einer neuen befanden. Diese Nationalisten warfen diesen Menschen schlimme Dinge vor und machten sie für alles Schlimme verantwortlich, was ihnen je ihm Leben widerfahren ist oder auch widerfahren könnte. Sie waren nicht dazu bereit, die Menschen, die eine neue Heimat suchten, kennen und verstehen zu lernen, geschweige denn ihnen zu erlauben, in denen von ihnen ach so geliebten Heimatland auch eine neue Heimat zu finden. Sie wollten sich nicht auf das Risiko einlassen, dass diese Menschen vielleicht sogar eine Bereicherung für ihr Heimatland darstellen könnten, wenn man ihnen nur die Chance gebe, sich zu integrieren.

Das oben Geschriebene zeigt, warum ich die Fähigkeit verlor, Stolz auf meine Heimat zu sein, geschweige denn warum ich sie nicht mehr lieben konnte. Darüber hinaus wird an den aufgezeigten Punkten auch deutlich, was sich an unserer Heimat ändern müsste, um wieder ohne einen bitteren Geschmack im Mund auf sie Stolz sein zu können. Es müsste wieder mit Verstand, Nächstenliebe und offenen Herzen gelebt und die Zukunft gestaltet werden, ohne an seinen kurzzeitigen eigenen Nutzen zu denken, sich auf Kosten Anderer zu bereichern oder anderen Menschen zu versuchen das zu verwehren, was man selbst in die Wiege gelegt bekam, nur weil sie „anders“ sind.

Eine Heimat auf die man stolz sein und die man lieben kann, ist eine Heimat, die allen Menschen versucht eine sichere Zukunft zu bieten und die nicht auf Kosten anderer Lebewesen, geschweige denn der Zukunft existiert, sondern versucht die gleiche Ausgangslage für alle Menschen die heute und in Zukunft leben zu bieten.

Published inKolumne

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