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Kontra dem Selbstoptimierungswahn

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Die Brüste zu klein? Kein Problem, die kann man aufpolstern! Falten im Gesicht? Auch kein Problem, Botox hilft! Die Haarpracht verlässt dich? Eine Haartransplantationen hilft! Was, du denkst, dass du zu friedlich aussiehst? Kein Grund zur Panik, es gibt ja Tattoos und Piercings, denn nicht lässt einen böser aussehen, als etwas Metal durch verschiedene Hautfalten oder etwas mystisch wirkende Körperkunst. Und wenn alles nichts hilft und du dein Ego etwas puschen oder in sozialen Netzwerken gut rüberkommen möchtest, so mach einfach ein paar Bilder von dir und bearbeite sie anschließend mit Photoshop. Photoshop,  das Werkzeug deiner Wahl, um aus dir eine Prinzessin oder einen Herkules zu machen. Zwar ändert sich dadurch nicht dein echtes Erscheinungsbild, doch dein digitales, und das ist es ja, was heute zählt, oder? Schließlich läuft heute ein Großteil des Lebens digital ab und da kann es ja nicht schaden, wenn man da wie eine stilisierte Göttin bzw. ein stilisierter Gott aussieht, denn schließlich macht es ja jeder und Perfektion ist schließlich das, was zähl!

Doch muss das alles wirklich sein? Meine Meinung nach: „Nein!“ Meine deutliche Ablehnung des ganzen Optimierungswahn liegt darin begründet, dass ich es satt habe, wie viele Menschen Idealen hinterher rennen, die einfach nur krank und nicht mehr natürlich sind. Wo bleibt das, was den Menschen ausmacht, das Individuelle, wenn jeder den gleichen Schönheitsidealen hinterher rennt? Warum versuchen einige Menschen, nur um anderen oberflächlichen Menschen zu gefallen, Schönheitsidealen zu entsprechen, die nichts menschliches mehr an sich haben, sondern den Zügen einer Schaufensterpuppe entsprechen? Warum versuchen sie sich bzw. ihren Körper zu optimieren, wenn es keine gesundheitlichen Gründe dafür gibt, sondern die Optimierung eher ein Gesundheitsrisiko darstellt? Und was noch wichtiger ist, wo führt dieser Selbstoptimierungswahn uns noch hin? Werden wir bald alle gleich aussehen? Werden wir auch anfangen unsere Gehirne und unser Wesen mit Hilfe elektronischer Stimulatoren zu optimieren, so dass wir schneller und „besser“ denken können? Bauen wir vielleicht irgendwann in unsere Gehirne einen „Kill Switch“ ein, mit dem es uns möglich wäre unsere Empathie auszuschalten, um so bestimmte Aufgaben auszuführen, zu denen man, wenn man etwas Empathie besitzt, nicht fähig ist? Wobei wir schon so einen „Kill Switch“ haben, nämlich die „Bild“ und das Nachmittagsfernsehprogramm, aber ich komme vom Thema ab. Also weiter im Text. Was wäre, wenn wir in Zukunft die Möglichkeit besäßen uns neuronale Schnittstellen verpflanzen zu lassen, mit denen man Bestimmte Gefühle, Verhaltensweisen oder gar das „eigene Ich“ unterdrücken könnte? Man könnte dadurch vielleicht seine Aufmerksamkeit verbessern, sich mutiger machen oder gar Ausbrüche bestimmter Krankheiten verhindern, doch was ist, wenn sich jemand fremdes in die Schnittstelle einklinkt? Einige werden das für Abwegig halten, denn man würde so eine Schnittstelle bestimmt gut sichern, doch jeder der etwas Verstand besitzt müsste wissen, dass es keine hunderprozentige Sicherheit gibt. Er müsste wissen, das jedes System eine Schwachstelle hat und das schlimme Dinge geschehen können, wenn fremde Menschen diese Schwachstelle für ihre Interessen ausnutzen. Um es konkret zu formulieren: Was ist, wenn sich jemand in die neurale Schnittstelle hineinhackte und einen zu seiner Marionette machte, die er Dinge tuen ließe, die einfach nur abartig sind?

Also warum sollte man als halbwegs Vernünftiger Mensch sich künstlich selbst optimieren wollen, wenn mit jeder künstlichen Optimierung ein Risiko auf ungewollte Nebenwirkungen besteht? Ich kann ja verstehen, wenn man eineinhalb  Meter groß und drei Zentner schwer ist, dass man schon allein aus gesundheitlichen Gründen Hilfe in Anspruch nimmt, um wieder ein gesundes Größen-Gewichtsverhältnis zu bekommen? Doch gleich Fett absaugen oder den Magen verkleinern zu lassen, statt es erst einmal mit Sport und einer Ernährungsumstellung zu versuchen ist meiner Meinung nach der falsche Weg, sondern nur der letzte, wenn die Wege ohne Hilfsmittel gescheitert sind.

Und dann gibt es da noch die Leute, die versuchen mit verschiedenen Substanzen ihre geistigen Fähigkeiten zu steigern, um sich dadurch z.B. schneller Wissen anzueignen und sich und ihren Geist mit den Nebenwirkungen körperlich und geistig kaputt machen. Obwohl sie das gleiche Wissen auch unter normalen Bedingungen, ohne chemische Substanzen, hätten lernen können, was vielleicht etwas länger gedauert hätte, aber dafür auch länger im Gedächtnis bliebe und keine Risiken für Körper und Verstand beinhaltete.

Also meiner Meinung nach, sollte man auf künstliche Hilfsmittel und Veränderungen am Körper verzichten, wenn es nicht zwingend notwendig ist und sich so akzeptieren wie man ist. Man sollte sich mit kleinen Macken, die man besitzt, anfreunden und zu dem stehen, was man ist, nämlich ein Mensch und kein Gott.

Also mein abschließender Appell: „Habt mehr Mut zur Natürlichkeit, denn niemand muss perfekt sein.“

Published inKolumne

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