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Von der Such nach Ruhe, Glück und Zufriedenheit oder von der Bedeutung von Edelmetallen

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Überall Hektik. Immer und überall erreichbar sein. Die Kräfte lassen nach. Erschöpfung macht sich bemerkbar. Doch was tun, in einer Zeit, in der es als unhöflich gilt, nicht jeder Zeit erreichbar zu sein? Halt sich damit abfinden, unhöflich zu sein!
Ich mag die Hektik nicht und ein einfacher Schritt, einen Teil der Hektik und des Stresses hinter sich zu lassen, ist einfach mal eine Auszeit von den sozialen Medien zu nehmen. Von Sozialplattformen wie „Facebook“, auf denen sich einige genötigt sehen, Dinge von Menschen zu „liken“, um ihnen zu zeigen, dass man toll findet was der- oder diejenige macht, und man an ihn oder sie denkt. Doch je mehr „Freunde“ man online hat, desto mehr setzt einen die Erwartungshaltung unter Stress, und um so mehr Zeit muss man aufbringen, möchte man nicht als desinteressiert oder unfreundlich gelten.
Also einfach mal eine Abstinenz von der online Welt nehmen und Freunde im realen Leben treffen. Mit ihnen spazieren oder einen Kaffee trinken gehen und sich an ihrer Gesellschaft erfreuen. Sollten die Freunde keine Zeit haben, einfach etwas allein spazieren gehen, oder mal wieder ein Buch lesen. Sich einfach ohne Hektik einer Tätigkeit hingeben, die einem Spaß macht.

So tat ich es, und als meine Seele zur Ruhe kam, begann ich mir Gedanken über mich und mein Leben zu machen. Ich versuchte mir klar zu machen, was mir im Leben wirklich wichtig ist, und was einfach überflüssig Ballast ist. Ich erinnerte mich an das Buch „Momo“ von Michael Ende, und dachte, dass auch die grauen Herren bei mir schon vorstellig wurden, die mich dazu animierten, mein Leben zu optimieren, ohne dass es mir persönlich etwas brachte, denn statt Zeiteinsparung wuchs gar die Zeitverschwendung mit unnötigen Dingen.
Ich ging noch einmal in mich, um mir klar zu machen, was mir wirklich ist, und da wurde mir bewusst, dass ich nicht nur meine Zeit mit unnötigen Dingen füllte, sondern auch meine eigenen vier Wände. Mir wurde bewusst, dass ich, auch wenn ich es lange nicht war haben wollte, den Materialismus, wenn auch in einer schwachen Version, frönte. So die Dinge, die weder der Befriedigung meiner Grundbedürfnisse, noch der Steigerung meiner Zufriedenheit bzw. meines persönlichen Glückes dienten, sondern nur eine Illusion der Befriedigung einer dieser Kategorien dienten, aussortiert. Ich stellte fest, dass ich keine Dinge brauche, die nur schön aussehen, oder eine Illusion von Reichtum bieten. Nein, solche Dinge brauche ich wahrlich nicht.

Als mir das so klar wurde, wanderten meine Gedanken zu einer mir sehr lieb gewordenen guten Bekannten, die sich ab und an mit Edelmetallen vergleicht. Ich mag diese Bekannte sehr gerne, und das hat nichts damit zu tun, dass ich sie mit irgendeinem Edelmetall vergliche, das gemeinhin für perfekt gehalten wird. Nein, ich mag sie, weil sie ein denkendes und fühlendes Wesen ist, und sie als solches Stärken und auch Schwächen hat. Ich mag sie, weil ich mich in ihrer Gegenwart wohlfühle und sie manchmal einfach gern in die Arme nähme, um ihre Nähe zu spüren, und um die Welt, die mich und sie umgibt, für einen Moment zu vergessen. Nie fiele es mir ein, sie mit einem kalten Metall, auch wenn es ein Edelmetall ist, zu vergleichen. Der Grund dafür ist, dass sich zum einen ihr Wert für mich nicht bemessen lässt, und sie zum anderen Gefühl hat und sie auch zeigt, was einem Edelmetall nicht möglich ist. Denn Edelmetalle sind häufig eine Ausprägung des ungezügelten Materialismus, denn viele Edelmetalle haben nur den Wert, denn ihnen die Menschen zumessen. Sie dienen entweder der Darstellung des eigenen Status oder beinhalten das Versprechen, dass sich die Besitzer in schlechten Zeiten, etwas für das Edelmetall kaufen kann. So ist ein Edelmetall häufig einfach schmückendes Beiwerk, für gute Zeiten, dessen begrenzter Wert sich aber in schlechten Zeiten zeigt. Denn Edelmetalle machen weder satt, noch spenden sie Wärme. Und selbst ihr Wert, also dass was man für sie kaufen kann, ist fraglich, denn in schlechten Zeiten, gibt bestimmt nur ein Idiot sein letztes Brot für ein Stückchen Gold. Aufgrund dessen wollte ich meine Bekannte nicht mit einem Edelmetall verglichen sehen, da sie für mich sowohl in guten, wie auch in schlechten Zeiten, einfach unbezahlbar ist und ich sie auch nicht als schmückendes Beiwerk sehe.

Von den Edelmetallen wanderten meine Gedanken zu Metallen im Generellen. Ich überlegte mir, was ich antwortete wenn mich einer fragte, welchem Metall ich gern entspräche. Nach einem Moment des Überlegens stellte ich fest, dass ich am liebsten Eisen wäre. Eisen, das mit der Zeit rostet und zerfällt. Denn auch mein Äußeres vergeht mit der Zeit, es wird unansehnlicher mit den Jahren und der Zahn der Zeit hinterlässt seine Spuren. Doch so wie Eisen für das menschliche Leben äußerst wichtig ist, so möchte ich für die Menschen, die mir am Herzen lieben, wichtig sein. Ich möchte sie einfach, weil es für mich selbstverständlich ist, in ihren Leben unterstützen, ohne dass sie meiner Hilfe einen exorbitant hohen Preis geben. Ich möchte einfach für sie da sein, wenn sie mich brauchen. Ich möchte kein Schmückendes Beiwerk oder Statussymbol sein, sondern ich möchte ich selbst sein, mit all meinen Schwächen und Stärken. Vielleicht mag es mir gelingen, und die Menschen werden meinen Wert sehen, ohne dass sie mir ein Preisschild verpassen.

Apropos Preisschild, dass man allen Dingen versucht einen finanziellen Wert zuzuordnen, ist eine gar unmenschliche Ausprägung des Kapitalismus, und als solche sollte man versuchen sie aus seinem Sozialleben herauszuhalten, denn das Schlimmste was einem passieren kann, ist wenn man beginnt, allen persönlichen Beziehungen ein Preisschild zu geben. Den Preisschilder enden häufig in einer Kosten-Nutzenrechnung und die kann im Beziehungsleben nur in Unzufriedenheit und Unglück enden.

Published inKolumne

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