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Gemeinsam im Stillen sitzen und wollig schweigen

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Wir sitzen auf einer Decke, auf dem Zimmerboden. Mit den Rücken lehnen wir an der Wand und mit den Köpfen und Schultern aneinander gelehnt. Vor uns, auf einem Couchtisch, steht eine Kerze, die das Zimmer in ein schwaches sanftes Licht taucht. Die brennende Kerze ist dabei die einzige Lichtquelle, die das Zimmer erhellt. Wir betrachten die Kerze, doch nehmen sie nicht wirklich wahr. Wir sitzen einfach schweigend, in aller Stille, da und genießen die Gegenwart des jeweils anderen. Wir gehen unseren individuellen Gedanken nach. Ich höre meine Partnerin sanft Atmen, während sie da, neben mir sitzt. Wenn ich mich auf sie konzentriere, spüre ich gar ihren Herzschlag, der ihren Körper jedes Mal minimal erbeben lässt. Ich könnte soviel zu ihr sagen. Ich könnte ihr sagen, was sie mir alles bedeutet, doch tue ich es nicht. Ich tue es nicht, da wir uns wirklich gut kennen und auch ohne Worte wissen, was wir einander bedeuten, was wir fühlen und denken.
Bei vielen Menschen ist es ja so, dass sie nicht still besamen sein können, da die Stile dann häufig unbequem zu werden droht. Viele spüren dann den Drang, etwas zu sagen, die Still mit Worten zu füllen, auch wenn die Worte nichts sagen. Doch bei uns war das nie der Fall. Wir konnten unsere gemeinsame Zeit auch in aller Stille genießen, ohne dass die Stille je unangenehm wurde. Wir konnten gemeinsam eine schöne Zeit verbringen, ohne ein einziges Wort zu sprechen. Wir konnten einfach wir selbst sein und uns verstehen, auch wenn wir nichts zueinander sagten.
Die Kerze brennt langsam herunter. Die Zeit vergeht. Es wird spät. Doch noch immer sitzen wir beisammen. Noch immer sprechen wir kein Wort, sondern genießen einfach die gemeinsame Zeit, die uns das Leben bietet. Wir sind einfach im Stillen glücklich, dass uns das Schicksal gegenseitig finden ließ. Dass das Schicksal uns unseren Seelengefährten, auf dieser dunklen Welt entdecken, kennen und lieben lernen ließ. Was möchte man denn auch mehr, als den Seelenpartner an seiner Seite und das Gefühl, einen Platz und eine Person gefunden zuhaben, bei denen man sich wirklich heimelig fühlt? Was gibt es denn schöneres, als im Leben angekommen zu sein und es einfach Still, so wie es ist, ohne irgendetwas sagen oder tun zu müssen, genießen zu können? Es gibt nichts Schöneres!

Während ich das denke, verlöscht die Kerze. Wir sitzen jetzt in völliger Dunkelheit. Ich lasse meinen Kopf gegen ihren sinken und beginne zu träumen. Ich träume, zuerst mit offenen, schließlich mit geschlossenen Augen. Als ich meine Augen schließlich wieder öffne, flutet Tageslicht durch den Raum. Wir beide waren, so wie wir da saßen, eingeschlafen.

Published inErzählungen

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