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Über seelischen Ballast und das Loslassen und Gesundschrumpfen

Geschätzte Lesezeit: 15 Minuten

Ich gehe durch die Straßen unserer menschlichen Gesellschaft und sehe Menschen, die scheinbar schwer zu tragen haben. Mit müden, schweren Schritten und sogar manchmal mit gekrümmten Rücken begegnen sie mir. Dabei ist der Rücken dieser Menschen, in unserer heutigen Zeit, seltenst von „körperlicher“ Arbeit gekrümmt. Nein, die Krümmung hat ihren Ursprung in den materiellen Lebensumständen der Menschen und ihren psychischen Belastungen. Betrachte ich mir diese Menschen näher und sehe wie sie unter dem Ballast, den sie auf ihren Schultern mit sich durch ihre Leben tragen, leiden, wird mir Angst. Mir wird angst, da ich befürchte, auch eine dieser traurigen Gestalten zu sein und so wandert mein Blick, der ursprünglich auf die anderen Menschen gerichtet war, auf mich selbst und schließlich in mein Inneres. Mein Blick wandert zu meiner seelischen Verfassung und auf meine wirklichen Wünsche und Bedürfnisse. Dabei stelle ich leider immer wieder fest, dass auch ich nur einer der vielen Menschen bin, die im Laufe ihres Lebens Ballast anhäufen. Ballast, der sie behindert und ihre eigentlichen Ziele torpediert. Bei diesem Ballast handelt es sich dabei leider nicht immer um leicht greifbare Dinge. Nein! Bei dem Ballast ist häufig nichts händisch greifbar, sondern es handelt sich stattdessen häufig um etwas Abstraktes. Es handelt sich um etwas, das einem nicht selten schwer aufs Gemüt und auf die Seele drückt. Es liegt wie ein unbestimmter Schatten auf dem Leben und es ist etwas, dass einen daran hindert, wirklich glücklich zu werden. Kurz, es belastet die Seele und verhindert, dass man gut und nachhaltig, im Einklang mit sich selbst und der Umwelt, lebt.
Doch worum kann es sich bei diesem Ballast, an dem man so schwer zu tragen hat, handeln? Auf diese doch einfache Frage gibt es keine einfache Antwort. Der Grund dafür ist, dass es sich bei dem Ballast um alle möglichen physischen und psychischen Dinge handeln kann. So können materielle Güter und materielle Verpflichtungen, die man im eigenen Leben anhäuft, zu einer Belastung für die eigene Seele und das eigene Leben werden. Zu dieser Belastung kommt es dabei besonders häufig, wenn man sich selbst über materielle Güter definiert oder sich die Achtung anderer durch sie „erkauft“. Praktische Beispiele, die für einen selbst zur materiellen Belastung werden können, sind dabei sowohl Statussymbole als auch eine schier erdrückende Anzahl von Dingen, die sich im Laufe eines Lebens, in ebendiesem, ansammeln können. Es sind Dinge, die in der eigenen Wohnung und im eigenen Leben einfach nur Platz wegnehmen und dabei eigentlich keinen besonderen Nutzen für den Besitzer haben, da sie ihn entweder nie hatten oder ihn bereits wieder verloren. Dabei ist die Crux, wenn man viele Dinge besitzt, dass dabei viele Dinge sein können, die mit der Zeit den Wert für einen verlieren und das sich Menschen häufig ungern von Dingen trennen, auch wenn sie für sie an und für sich „wertlos geworden“ sind. Sie denken häufig, dass sie die Dinge vielleicht doch irgendwann einmal noch gebrauchen könnten, auch wenn sie gerade oder sogar schon über Jahre, eigentlich nicht mehr verwendet wurden und nur noch Ballast darstellen. So kann bspw. der Besitz von Statussymbolen für einen sowohl zur körperlichen, als auch seelischen Belastung werden, da man für sie nicht selten unverhältnismäßig viel Geld und Zeit aufwenden muss, um sie aktuell und in Schuss zu halten. Und für was? Nur dafür, dass man für etwas Anerkennung erfährt, mit dem man persönlich nicht viel zu tun hat. Wenn wir mal wirklich ehrlich zu uns sind, so sagen Statussymbole häufig nur etwas über die Geldbörse eines Menschen aus, bzw. für was er bereit ist, sein Geld zum Fester hinauszuwerfen. Sie sagen aber keinesfalls etwas über den Witz und Verstand eines Menschen aus. Darüber hinaus nehmen Statussymbole und alle möglichen materiellen Dinge, die man im Laufe seines Lebens anhäuft, sowohl physischen als auch psychischen Platz weg. Physischen Platz, da man sie irgendwo verwahren muss und psychischen da sie einen, wenn man sie sieht, mehr oder weniger beschäftigen und sie dazu führen, dass viele Menschen über kurz oder lang von Verlustängsten geplagt werden. Von Verlustängsten, die aus der absurden Angst entstehen, mit den materiellen Gegenständen sich Selbst und das eigene Leben zu verlieren. Sich selbst zu verlieren, da sie sich selbst und ihr Leben über ebendiese materiellen Güter definieren. Was ist man denn auch noch, wenn man nichts mehr, außer der Befriedigung der Grundbedürfnisse, wie Wohnung, Essen, etc. sowie seinen Verstand und Witz besitzt? Man stelle sich einmal die Scham vor, wenn man Besuch erhielte und alle Schränke der eigenen Wohnung fast gänzlich leer wären und sich darüber hinaus Nichts in der Wohnung befände, was vom erreichten Wohlstand und den Orten, die man auf der Welt bereits bereist hat, kündeten? Ach, wie würde man im „sozialen Ansehen“ fallen, auch wenn man persönlich all diese Dinge eigentlich nicht braucht.
Aber damit noch nicht genug. Manchmal ist schon der Blick in den Kühlschrank für einen eine schier unerträgliche seelische Belastung, nämlich dann, wenn er vor Lebensmitteln überquillt. Zwar kann auch ein leerer Kühlschrank für Sorge und Angst stehen, nämlich dann, wenn er von fehlenden finanziellen Mitteln für eine gute und gesunde Ernährung kündet. Doch ist das in unserer Gesellschaft eher seltenst der Fall. In unserer Gesellschaft kommt es eher zu dem dekadenten Fall, dass sich einem im Kühlschrank eine schier unermessliche Auswahl an Lebensmitteln bietet und man fasst nicht mehr weiß, was man eigentlich essen soll. Der Grund dafür ist, dass es bei den übervollen Kühlschränken unserer westlichen Welt nicht selten vorkommt, mit einem moralischen Dilemma konfrontiert zu werden. Das moralische Dilemma liegt darin, dass man, je nachdem wie voll der Kühlschrank ist, vor der Entscheidung steht, etwas zu essen, auf das man gerade keinen Appetit hat, da es sonst droht schlecht und weggeworfen zu werden oder etwas zu essen, auf das man gerade Appetit verspürt und den Wegwurf des anderen Lebensmittels mit dieser Entscheidung billigend in Kauf zu nehmen. So belastet man sich selbst, mit der Qual der Wahl, und am Ende bleibt man häufig unzufrieden zurück. Man bleibt unzufrieden zurück, da man entweder etwas aß, auf das man eigentlich keine Lust verspürte oder etwas wegwarf, für das man Geld aufwendete und über das sich sicherlich ein anderer Mensch, der nicht in solch einem Wohlstand lebt, gefreut hätte. So sieht man, dass selbst ein übervoller Kühlschrank zum Ballast und Quell der Unzufriedenheit werden kann.
Ein anderer materieller Ballast, zumindest für mich, können die Abfallberge sein, die man als Mensch bewusst oder unbewusst auf seinem Lebensweg hinterlässt. Man fühlt die durch einen hinterlassenen Abfallberge als Ballast, wenn man sich bewusst wird, was man sich selbst und der Welt mit den Abfallbergen antut. Dabei kann kein Mensch verhindern, solange er lebt, Abfall zu „produzieren“ und zu hinterlassen. Nein! Das einzige, was man tun kann, ist zu versuchen, die Abfallberge zu reduzieren und möglichst auf Produkte zu setzen, die die beste Umweltbilanz und Verträglichkeit während ihres gesamten Lebenszyklus aufweisen. Ist man in diesem Zusammenhang ehrlich zu sich selbst und betrachtet sich einige „Zero Waste“ – Vorreiter, so stellt man fest, dass sich einige gerne überheblich geben und voller Stolz ihre „Gläser mit dem Jahresabfall“ in die Smartphonekameras halten. Doch blenden sie dabei nicht selten den „Müll“ aus, der beim Recycling übrig bleibt, sein es die etwa vierzig Prozent, des gesammelten Wertstoffes, der in Deutschland thermisch verwertet wird, sein es die Deinkingschlämme, die bei der Aufbereitung von Altpapier übrig bleiben und auch „entsorgt“ werden müssen. Aber noch lieber blenden diese „Zero Waste“ – Jünger den Müll aus, den sie direkt oder indirekt mit verursachen, einfach dadurch, dass sie leben und wohnen. So berücksichtigen viele den Bauschutt, der von ihren bewohnten Wohnungen und Häusern, über kurz oder lang übrigbleibt, nicht mit. Doch nicht nur das, auch die meisten Fahrzeuge, die sie im Laufe ihrer Leben benutzen, sein es Fahrräder, Autos oder die ausgedienten Fahrzeuge des öffentlichen Personennahverkehrs, berücksichtigen sie seltenst. Man stelle sich einmal vor, man wollte das eigene Fahrrad bzw. den Müll, der nach dem Recycling übrigbleibt, in ein Glas stopfen, um zum Angeben mit sich herumtragen. Zum einen wäre es schwer, ein ausreichend großes Glas zu finden und zum anderen wäre das Glas dann so schwer, dass man es kaum mit sich herumtragen könnte. Und so ein Glas eignete sich bestimmt auch nicht, um mit ihm anzugeben. Das Gleiche gilt natürlich auch für alle Elektrogeräte, die man im Laufe seines Lebens besitzt und nutzt. Auch diese Elektrogeräte werden mit der Zeit ausgetauscht, da sie entweder veraltet oder kaputt sind. Doch egal um welche Art des Abfalls es sich auch handelt, die Menschen betrachten ihn häufig nicht. Manchmal habe ich gar den Eindruck, dass es sich bei einigen der „Zero-Waste“-Jünger um Menschen handelt, die es geschafft haben, die Auslagerung ihres Mülls an Freunde und Bekannte, zu perfektionieren, da sie alles, was viel Müll nach sich zieht bzw. verursacht, nur noch bei ihnen und nicht mehr bei sich selbst, in den eigenen vier Wänden, tun. Wie dem auch sei, wenn sich diese Menschen ihre Selbstlüge doch einmal eingestehen müssten, ist die Enttäuschung und der Ballast, den die Selbstlüge für sie darstellt, unermesslich groß. Nicht, dass man mich jetzt falsch versteht. Ich bin dafür, Müll und Abfälle, wo es nur geht, zu vermeiden und wenn er sich nicht vermeiden lässt, zu recyceln. Doch ich habe etwas gegen Selbstbetrug und plakatives, selbstdarstellerisches Auftreten, da es nicht selten auf Lügen basiert. Darum lebt möglichst umweltbewusst und verursacht möglichst wenig Müll und dann wird er euch, zusammen mit eurem Gewissen, nicht zur Last fallen. Darüber hinaus sieht man an diesem Beispiel auch, dass man sein Gewissen nicht unreflektiert durch das Gerede anderer belasten soll, denn viel zu häufig stellt sich das Gerede als Heuchelei heraus. Darum immer bewusst und einfach im Sinne der Umwelt handeln und man kann sich sowohl materiellen als auch seelischen Ballast ersparen.

Damit möchte ich mich von den materiellen Dingen, die einem Ballast im Leben sind, abwenden und mich psychische Dingen zuwenden, die ebenfalls zu einem Ballast werden können. Dieser seelische Ballast kann dabei aus Verpflichtungen bestehen, die man selbst einging oder die einen von anderen aufgebürdet wurden. Es kann sich um die eigene Erwartungshaltung oder die Erwartungshaltung anderer, z.B. der Gesellschaft handeln oder gar um Lügen. Dabei sei einmal dahingestellt, ob man sich selbst oder andere belügt. Wie dem auch sei, diese psychischen Dinge können das Leben eines Menschen in ein Korsett pressen, dass verhindert, dass die betroffene Person noch ihr Glück findet oder die Wege geht, die sie gerne ginge. So werden die psychischen Umstände zu einer Last, an der nicht wenige Menschen zusammenzubrechen drohen. Nicht, dass man mich jetzt falsch versteht, jeder muss gewisse Verantwortungen und Pflichten im Laufe seines Lebens übernehmen. Das gehört genau so zum Leben, wie das Essen und Atmen, wenn man denn wirklich leben möchte. Doch häufig belasten sich viele Menschen mit unsinnigen Verantwortungen oder Pflichten, die einem gesunden, glücklichen und nachhaltigen Lebensstil im Wege stehen. So lässt sich der ein oder andere in Rollen pressen, in denen er sich nicht wohlfühlt. Die unerwünschte Rolle kann dabei für jeden Menschen etwas anderes sein, je nachdem, was er von seinem Leben erwartet. So kann es beispielsweise sein, dass ein schüchterner Mensch, in eine Rolle gepresst wird, in der er sich genötigt sieht, immer und immer wieder auf neue Leute zuzugehen und aktiv ihre Bekanntschaft zu suchen, wobei er nie weiß, was er eigentlich sagen soll, wodurch er sich in seiner Rolle unwohl fühlt. Ein anderes Beispiel wäre ein Mensch, der sich der Natur verbunden fühlt und liebend gerne einen Garten hätte und pflegte oder durch die Natur wanderte, den aber soziale Verpflichtungen, die er nicht selbst zu verantworten hat, in einer Stadt gefangen halten. Die Seele dieses Menschen droht dann, da er nicht mehr die Natur in dem Maße erleben und genießen kann, wie er es gerne möchte, zu verdorren. Menschen, wie die, in den Beispielen, tragen einen Ballast auf ihrer Seele, der verhindert, dass sie sich entfalten können. Dabei kann man wahrlich nicht allen Ballast entkommen, doch wenn man sich bewusst macht, was man wirklich möchte, kann man das ein ums andere mal auch einen Kompromiss finden, der zumindest die Last erträglicher macht, wenn er sie nicht gar gänzlich ausgleicht. So kann es einigen Menschen helfen, wenn sie sich bewusst machen, dass sie, je nach sozialer Verantwortung, nicht 24/7 für andere Menschen Dasein müssen, sondern sich auch bewusst Zeit für sich nehmen können und auch sollten. Zeit, in der sie dann machen können, was sie wirklich glücklich macht. Darüber hinaus sollte man auch vermeiden, Rollen nur zu erfüllen, wenn man nicht wirklich mit seinem Herzen dabei ist. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn man sich tagtäglich in eine Rolle gepresst fühlt, die man eigentlich nie innehaben wollte, nur weil man sich beispielsweise Anerkennung durch sie verspricht. Treib man dieses fremdbestimmte Handeln auf die Spitze, so lebt man am Ende nur noch für die Ziele anderer und gibt sich selbst gänzlich auf. In diesem Fall ist es dann nur noch eine Frage der Zeit, bis man gänzlich unter der Last, die einen auf den Schultern liegt, zusammenbricht.

Wie man an den obigen Beispielen eigentlich schon erkennen kann, gibt es nicht nur reine physische und psychische Belastungen. Fast alle Dinge, die man als Last auf den eigenen Schultern spürt, beinhalten beide Aspekte. Das sieht man besonders an den sogenannten „Lastern“. Laster, die zu einem Ballast für einen, wie der Name schon anzudeuten scheint, werden können. Dabei sei es einmal egal, ob es sich bei dem Laster um den Kaffee handelt, den man braucht, um zu funktionieren und die „Coffee-to-go“-Becher, die dann irgendwo in den Müll landen. Sei das Laster die täglichen Zigaretten, die man zur Beruhigung der Nerven braucht, die aber in Wirklichkeit nur Geld kosten, die Gesundheit schädigen und Abfallberge hinterlassen. Sei es Fastfood, dass eigentlich nicht wirklich schmeckt, wenn man ehrlich zu sich selbst ist, und darüber hinaus häufig ungesund ist, da es eine schlechte Nährstoffbilanz hat. Darüber hinaus kann auch „Computer spielen“ und „TV“, „Filme“ und „Serien“ anschauen, ein Laster sein. Ein Laster, da man mit ihnen eigentlich nur seine Zeit verschwendet, da sie häufig nur nach dem altbekannten Schema F arbeiten, wodurch sie einem eigentlich nichts, außer Zeitverschwendung, bringen. Kurz, durch den Konsum bzw. nachgehen von Lastern, verschwendet man nicht selten seine kostbare Lebenszeit, wodurch diese Dinge eigentlich immer, über kurz oder lang, zu einer Belastung für das eigene Leben werden.

An dieser Stelle fragt sich sicher der ein oder andere Leser dieser Zeilen, wie man denn jetzt bewusst den Ballast, der einen auf den Schultern liegt, aufspüren, verordnen und dann abwerfen kann, damit er nicht noch länger einem das Leben schwermacht? Dazu möchte ich einen kurzen Blick in die Wirtschaft werfen. Jeder hat bestimmt schon einmal davon gehört, dass sich Unternehmen und Länder gesundschrumpfen können. Unternehmen, die sich durch Zukäufe und durch Expansion in unbekannte Märkte so weit aufblähten, dass sie häufig zum einen ihr Kerngeschäft vernachlässigten und zum anderen viel Geld für eine unbestimmte Zukunft aufwendeten, das an andere Stelle dann fehlte. Durch diese Expansionen werden nicht wenige Firmen träge und können nicht mehr schnell und effizient auf neue Entwicklungen reagieren. Zum anderen haben die Firmen, das ein ums andere mal, auch nicht mehr genügend finanzielle Ressourcen, um langfristig in eine zukunftsträchtige Unternehmensentwicklung zu investieren. Bei diesen Unternehmen heißt es dann über kurz oder lang, entweder aufgebläht zerplatzen und untergehen oder sich wieder auf das Kerngeschäft konzentrieren und aus fragwürdigen Märkten und Expansionen zurückzuziehen. Sich wieder aufs Wesentliche besinnen, auf das sie wieder genügend finanzielle Ressourcen und kurze Entscheidungswege haben, um auf neue Entwicklungen schnell und nachhaltig reagieren zu können.
Das in der Wirtschaft zu beobachtende Verhalten lässt sich zum Teil auf bei Staaten beobachten. Bei Staaten, die das ein ums andere mal zu viele Staatsdiener beschäftigen, die sich gegenseitig blockieren und behindern, wodurch notwendige Entscheidungen verschleppt werden. Staaten, die sich nicht vorwiegend um innenpolitische Probleme und Ziele kümmern, sondern versuchen ihre Ideen und Ideale in die Welt zu exportieren, wodurch auch sie sich aufblähen. Dabei kann dann das Aufblähen aus zwei Gründen dazu führen, dass der Staat zu Grunde geht. Der erste Grund ist, dass er von innen heraus zerbricht, da er die Bedürfnisse seiner Bevölkerung ignoriert und / oder nicht mehr befriedigt und der zweite Grund, dass er sich auf Grund der Expansion und der damit einhergehenden finanziellen Aufwendungen für ausländische Mächte angreifbar macht. Wie dem auch sei. Ein zu aufgeblähter Staat, erfüllt häufig nur noch unzureichend seine wichtigsten Aufgaben und stirbt irgendwann. Möchte man das verhindern, ist eigentlich die einzige Möglichkeit, dass sich der Staat gesund schrumpft und aufs wesentliche konzentriert.
Doch was hat das jetzt mit dem Ballast zu tun, den die Menschen auf ihren Schultern tragen? Ganz einfach, viele Menschen beginnen den Ballast erst zu spüren, wenn sie sich zu viel aufbürden. Sie spüren ihn, wenn sie immer mehr und mehr haben möchten und dabei übersehen, dass alles seinen Preis hat. Ist es schließlich so weit, dass man den Ballast deutlich spürt, so bleibt häufig einem selbst nur übrig, sich und sein Leben „gesundzuschrumpfen“. Doch wie kann man den unnötigen Ballast, den man im Laufe seines Lebens anhäufte und häufig Tag für Tag weiter anhäuft, abbauen, um wieder glücklich und im Einklang mit sich und seiner Umwelt zu leben? Vielleicht dadurch, dass man in regelmäßigen Abständen, sei es einmal die Woche oder einmal im Monat, Zeit einplant, in der man bewusst nichts tut, außer über sich und sein Leben nachzudenken. Zeit, um sich mit den eigenen Gedanken und Gefühlen zu beschäftigen. Zeit, um sich bewusst zu machen, was für einen selbst Ballast ist, um ihn dann abzuwerfen oder doch zumindest fallen zu lassen.
Wenn wir Menschen uns mal ehrlich betrachten, so hetzten wir mittlerweile einfach nur noch durch unsere Leben. Wir hetzten von einer freiwilligen oder unfreiwilligen Pflicht zur nächsten, ohne einmal Innezuhalten, um einmal in Ruhe über sich und sein Leben zu reflektieren. Warum also nicht einfach für die Dauer eines Teelichtes, sich hinsetzen und zur Ruhe kommen? Warum nicht einfach mal alles störende ausschalten, um mit sich und seinen Gedanken allein sein? Warum nicht, in dieser Zeit, sich selbst bewusst machen, was man wirklich möchte? Warum sich nicht die Zeit nehmen, um die vergangenen Wochen und Monate Revue passieren zulassen, um Irrwege und unnötigen Ballast zu erkennen, von denen man sich anschließend bewusst trennt? Warum nicht bewusst darüber nachdenken, auf was man in seinem Leben verzichten kann, ohne das man dadurch die Umwelt oder andere Menschen gefährdet, da es sich bei dem Ballast einfach nur um unnötigen Ballast handelt? Warum sich nicht einfach von all diesen unnötigen Dingen trennen, die einem in den ruhigen Momenten der Selbstreflexion einfallen?

Ich gebe zu, dass es vielen Menschen schwerfallen wird, unnötige Dinge in ihren Leben zu erkennen und sich von ihnen zu trennen. Schon die Selbstreflexion über das eigene Leben, die man braucht, um unnötiges zu erkennen, wird vielen Menschen schwerfallen. Der Grund dafür ist, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der immer schneller und schneller gehandelt werden soll und für dies „impulsive Handeln“ Selbstreflexion eher hinderlich ist. Sind wir in diesem Zusammenhang einmal ganz ehrlich zu uns, so muss uns doch bewusst sein, dass sich viele Firmen, von ihren Kunden, impulsive Kaufentscheidungen wünschen. Sie wünschen sich häufig unüberlegte Käufe, die der Kunde nicht mehr umtauschen kann, da sie mit diesen Käufen viel Geld verdienen können. An den Kunden, die über ihre Kaufentscheidungen reflektieren und gründlich überlegen, ob sie etwas wirklich brauchen, verdienen sie nicht so schnell ihr Geld, da sich der Kunde vielleicht bewusst gegen den Kauf entscheidet, da er schon alles hat, was er braucht, um gut zu leben. Doch nicht nur Unternehmen fördern spontane Entscheidungen. Nein, selbst Medien und die Politik reden uns immer häufiger ein, dass wir schnelle Entscheidungen treffen müssen und nicht wirklich Zeit zur Reflexion haben, da wir sonst „die Chance unseres Lebens“ verpassen könnten und das später für immer bereuten.
Man sieht, dass es viele Dinge in unserer Gesellschaft gibt, die gegen eine ruhige Selbstreflexion sprechen. Doch sollte man sich aufgrund dessen nicht erst recht auf sie besinnen und ihr einen festen Platz im Leben einräumen? Ich bin der Meinung „Ja.“ und deswegen plane ich mir jede Woche Zeit, zur Selbstreflexion und zum Loslassen von unnötigen Verpflichtungen und materiellen Dingen, ein. Ich plane mir Zeit ein, um über mein Leben nachzudenken, Entscheidungen für mich zu treffen und auch Entscheidungen zu überprüfen, um so bewusst und glücklich, im Einklang mit meiner Umwelt und mir selbst, zu leben.

Vielleicht brennt sich der ein oder andere, der diese Zeilen liest, ja auch ein Teelicht an. Ein Teelicht, das einen Licht spendet. Ein Teelicht, während dessen Brenndauer man in aller Ruhe über das eigene Leben reflektieren kann. Vielleicht schafft dann auch der Leser dieser Zeilen, die ein oder andere bewusste Entscheidung zu treffen, die ihm ermöglicht, Ballast loszulassen. Ballast loszulassen, der schwer auf den eigenen Schultern liegt, um durch das Loslassen die Möglichkeit zu haben, sich wieder selbst zu finden und glücklicher zu leben? Vielleicht, aber nur vielleicht, wird es dem Leser in ruhigen Momenten gelingen. Ich wünsche es ihm auf jeden Fall.

Published inKolumne

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