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Der Alltag ist komplett durchgetaktet. Von Früh, wenn der Wecker klingelt, bis zu dem Moment, wenn man müde ins Bett fällt. Geht der Mensch einem Arbeits- oder Angestelltenverhältnis nach, so beginnen die meisten Tage fremdbestimmt. Fremdbestimmt durch die Firma oder den Chef, die sagen, um nicht zu sagen vorschreiben, wann man mit der Arbeit anzufangen und aufzuhören hat. So quält sich der Mensch häufig fremdbestimmt aus dem Bett und hin zur Arbeit, auf das der Vorgesetzte über ihn verfüge und er fremdbestimmt die verschiedensten Arbeiten verrichte. Ist schließlich die Arbeitszeit hinter sich gebracht, so stehen bei vielen Menschen die eigenen Termine an. Termine, die einem der Alltag, die Gesellschaft und die eigenen Bedürfnisse, wobei es sich bei ihnen nicht selten um Pseudobedürfnisse handelt, diktieren. Doch der Mensch lebt und mit jedem Jahr das er verlebt, beginnt er häufig mehr und mehr Zeit weit im Voraus zu verplanen. So plant er Freundes- und Familienbesuche, Gartenarbeiten und alle möglichen anderen Dinge schon Wochen im Voraus, auf dass er die Zeit dann auch wirklich für sich zur Verfügung hat und nicht fremdbestimmt über ihn verfügt wird. Im Laufe seines Lebens beginnt der Mensch dann nicht selten, sein Leben und sein Alltag immer stärker zu beschleunigen und noch stärker durchzutakten. Häufig führt die stärkere Taktung dazu, dass er nur noch von einem Termin zum anderen hetzt oder mit dem Auto rast. Immer auf Achse, immer auf der Piste, verbringt er sein Leben auf der Straße, nur um jede „gewonnene Minute“ wieder zu verplanen oder am Abend, vor dem Fernseher zu verschwenden, da er entweder zu kaputt ist, noch etwas anderes zu tun, oder einfach nichts mehr mit sich anzufangen weiß, wenn er mal keine Termine hat.
Ach, wenn ich solche Menschen sehe, muss ich immer an den Roman „Momo“ von Michael Ende denken. Ich muss an die grauen Herren denken, die den Menschen vorgeblich helfen, ihren Alltag zu optimieren, auf dass die Menschen mehr Zeit (für sich) haben. Doch was ist das Ende vom Lied, des Optimierungswahns? Die „eingesparte Zeit“ kommt doch nicht den Betroffenen zugute, sondern nur den grauen Herren, die die Menschen zu immer neuen Optimierungen ihres Alltags antreiben.