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Kategorie: Erzählungen

Du lebst nur einmal – Teil 12: Der Kater

Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Auf dem Rückweg von meiner Wanderung beschließe ich noch meinen Eltern und dem Haus, in dem ich eineinhalb Dekaden meines Lebens verbrachte, einen Besuch abzustatten. Als ich das Haus erreiche, ist es bereits später Nachmittag, und als ich klinge und mir die Haustür geöffnet wird, sitzt schon der Kater in der Tür und schaut mich missmutig an. Er hat mir scheinbar immer noch nicht verziehen, dass ich vor vier Jahren ausgezogen bin und ihn hier zurückließ, aber eine Wohnung in der Stadt, ohne Freigang, wäre für ihn, der immer Freigänger war und seinen eigenen Kopf hatte, nichts gewesen.

Du lebst nur einmal – Teil 11: Auf einer Aussichtsplattform

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Es ist Sonntag und nachdem ich in aller Herrgottsfrühe zu einer Wanderung aufgebrochen bin, stehe ich jetzt auf einer Aussichtsplattform am Rande eines Braunkohletagebaus und schaue in eine grün-schwarze Grube, die so weit reicht, wie mein Blick. Es ist ein Tagebau, in dem seit Jahrzehnten Braunkohle abgebaut wird und in dem sich selbst jetzt noch, Jahr für Jahr, weiter Bagger durch die Erde graben und die Kohle auf große Förderbänder werfen, die direkt ins Kraftwerk führen. Der Tagebau sieht aus, wie ein lebensbedrohlicher Ort, wobei sich an den Stellen, wo schon lange keine Bagger mehr fuhren, die Natur langsam den Raum zurückerobert, wobei sie das nur temporär schaffen wird, bevor schließlich der Tagebau, sollte Deutschland tatsächlich aus der Kohleverstromung aussteigen, geflutet wird.

Du lebst nur einmal – Teil 10: Der Spieleabend

Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Es ist Freitagabend und ein paar Freunde und ich haben uns zum Spieleabend getroffen. Jetzt sitzen wir zu viert am Tisch und spielen EXIT-Games und Wizard. Die zwei Arten von Gesellschaftsspielen spielen wir, da einige von uns nicht tagtäglich in Wettstreit treten möchten, sondern gemeinsam Rätsel und Aufgaben lösen und einige andere von uns nicht gerne als Teil einer Gruppe um einen gemeinsamen Sieg spielen, sondern gerne sich mit den andern messen möchten. Dadurch sind die Spiele ein Stück weit der Spiegel unserer Gesellschaft, in der einige zusammenarbeiten, um Probleme und Aufgaben zu lösen, während andere wiederum sich nur messen möchten, um zu zeigen, wie gut sie im Vergleich zu anderen sind.
Mir persönlich gefallen die kooperativen Spiele besser, da man da zusammen an der Lösung arbeitet und nicht nur für sich überlegt, wie man andere übertrumpfen kann. Dass Menschen andere Menschen übertrumpfen und zum Teil schlecht da stehen lassen möchten, begegnet mir schon im Alltag genug, in dem sich Menschen auf Kosten anderer bereichern und sich zum Teil mit fremden Federn schmücken, um gut dazustehen, gelobt oder befördert zu werden. Sie sind sich selbst die nächsten, während andere nur Mittel zum Zweck sind und dieses Verhalten soll ich dann noch in meiner Freizeit, beim Spielen, ertragen? Wohl eher nicht.
Aber so wie es in der Demokratie sein sollte, so ist es auch bei unseren Spieleabenden, wir stimmten ab und spielten dann meistens je zur Hälfte, kooperative Spiele und Spiele, in denen man im Wettstreit zueinander steht.

Du lebst nur einmal – Teil 9: Der Blick über den Tellerrand

Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Es ist Donnerstag und ich komme gerade von einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause. Im Treppenhaus erwartet mich bereits die Wochenzeitung „Die Zeit“, die ich seit einem halben Jahr wieder abonniert habe. Ich hebe sie auf und gehe in meine Wohnung. Ich hänge meine Jacke an den Kleiderhaken und stelle meinen Rucksack in die Ecke. Schließlich setze ich mich hin und schlage die Zeitung auf. Was gibt es Neues in der Welt?
Ich beginne zu lesen, wobei ich nicht nur Artikel lese, die mich vordergründig interessieren, sondern auch viele andere Artikel, einfach um meinen Horizont zu erweitern und nicht nur in einer Blase zu existieren, die aus meinen Interessen besteht und alles andere ausblendet. Die einzigen Artikel, die ich mitunter überspringe, sind Sportartikel und einige Artikel aus dem Feuilleton. Da mich Sportartikel über Vereine und Turniere auch im weitesten Sinn nicht betreffen, da ich mich lieber selbst bewege, anstatt über die Bewegung anderer zu lesen und mich auch nicht Artikel über Mode und Bücher berühren, da meine Zeit zum einen gerade so dafür reicht, „Die Zeit“ in einer Woche durchzulesen und zum anderen Mode mich nur dahingehend interessiert, dass sie möglichst nachhaltig produziert werden und langlebig sein sollte.

Du lebst nur einmal – Teil 8: Routine

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Ich wache auf. Ein Piepsen weckte mich, das aus meinem Schlafzimmer kommt. Ich raffe mich auf, gehe ins Schlafzimmer und schalte den Wecker ab. Montagmorgen. Ich gehe ins Bad, mache meine Morgentoilette und nachdem ich etwas gegessen habe, mache ich auf den Weg zur Arbeit und somit erst einmal auf zur Straßenbahnhaltestelle.
In der Straßenbahn lese ich etwas. Dann geht es ans Umsteigen, wofür ich mit einigen anderen Leuten vier Ampeln überqueren muss, da aufgrund einer Baustelle die Straßen- und S-Bahnen Umleitung fahren und nicht mehr an der gleichen Haltestelle, sondern an der gegenüberliegenden Kreuzungsseite halten.

Du lebst nur einmal – Teil 7: Kultur

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Das Hörspiel endet, aber ich weiß eigentlich gar nicht, was ich da gerade hörte, zu weit weg waren meine Gedanken. Auch meine Müdigkeit ist noch vorhanden. Was soll ich nur tun? Ich gehe zum Schallplattenspieler und lege eine Platte auf. Aus den Boxen klingen jetzt Lieder der Band „Dritte Wahl“. Lieder, die eine Kritik an unseren zerstörerischen Lebensstil üben. Lieder, die Steuervermeidung, Umweltzerstörung und rechtes Gedankengut geißeln. Ich mag die Lieder und fange an mitzusummen, wobei ich mich wieder aufs Sofa lege.

Du lebst nur einmal – Teil 6: Religion

Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Übermüdet lege ich mich auf mein Sofa und spiele noch ein Hörspiel ab. Doch immer noch nicht möchte mich Morpheus in seine Arme schließen. Stattdessen dämmere ich vor mich hin und lausche dem Hörspiel. Plötzlich höre ich das Geläut von Glocken. Es sind die Kirchenglocken, die die Gläubigen zum Gottesdienst rufen. Ich überlege, wann ich das letzte Mal in einer Kirche war und mir wird bewusst, dass es Jahre her ist. Es war, als mein Cousin konfirmiert wurde. Dabei bin ich doch selbst getauft und sogar konfirmiert. Was hält mich denn dann davon ab, in die Kirche zu gehen oder besser gefragt, was entzweit mich von ihr?

Du lebst nur einmal – Teil 5: Eine durchwachte Nacht

Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Hundemüde komme ich zu Hause an. Ich schleppe mich ins Bad, dusche und putze mir die Zähne, bevor ich mich bettfertig mache. Ich lege mich hin. Doch der Schlaf möchte sich nicht einstellen. Meine Gedanken kreisen. Sie wandern von einem zum anderen Thema und wieder zurück. Es ist schlimm, doch nicht das erste Mal, dass ich solche Gedankenspiralen habe. Nein, sie kommen bei mir häufiger vor. Es braucht nur einen auslösenden Gedanken oder eine auslösende Frage und schon wird jedes gehörtes Wort, jedes Bild oder jedes Erlebnis in dessen Kontext betrachtet. Doch nicht nur das. Diese ersten Gedanken führen dann wiederum zu neuen Gedanken und so weiter und so fort.
Meistens macht es mir Spaß, meinen Gedanken hinterherzugehen und zu versuchen, die Welt zu verstehen, denn sagte nicht schon René Descartes: „Ich denke, also bin ich.“ und machen mich aufgrund dessen nicht erst meine Gedanken zu einem Menschen und nicht zu einer Maschine oder einem willenlosen Befehlsempfänger und Meinungskonsumierer, wie man sie leider heute viel zu häufig sieht, da denken und sich eine eigene Meinung zu bilden nun einmal anstrengend ist? Lebt denn nicht der Mensch einfacher, der widerspruchslos die Meinungen und Gedanken von anderen übernimmt, da er dann sich keine eigene Meinung bilden und gegebenenfalls verteidigen muss? Ja, diese Menschen leben einfacher, vor allem wenn es Stammtischmeinungen sind, die gar nicht die Komplexität unserer Welt abbilden, aber ihre inneren Wünsche und Gelüste zu befriedigen versprechen.
Ach, das Denken ist schon eine Krux und manchmal denke ich, dass man einen gewaltigen Fetisch haben muss, um es ausgiebig zu praktizieren.

Du lebst nur einmal – Teil 4: Ein gemütlicher Abend

Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Ich betrete das Restaurant, in dem ich mich mit meinen Freunden treffen möchte, und werde von Hintergrundmusik begrüßt. Hintergrundmusik, die ich eigentlich immer als störend empfinde, da man sie nicht bewusst wahrnimmt und ihr auch nicht bewusst folgt. Es sind einfach Töne, die unsere ohnehin schon laute Welt noch lauter machen. Besonders in Restaurants mag ich die Hintergrundmusik nicht, da sie immer wieder störend in meine Gedankenwelt eindringt, sodass ich nicht ruhig nachdenken oder mich wirklich auf das Essen konzentrieren kann. Doch nicht nur das, darüber hinaus trägt sie dazu bei, dass die Gespräche im Restaurant lauter geführt werden, als sie müssten, da die Menschen zum einen die Hintergrundmusik und später meistens auch noch die anderen Gespräche übertönen wollen, wenn sie sich unterhalten. Also, was ist der Sinn von Hintergrundmusik im Restaurant? Doch höchstens Ablenkung, oder?
Doch dass Hintergrundmusik gespielt wird, lässt sich nun einmal durch mich nicht ändern und ich begebe mich zu unserem Stammtisch und stelle fest, dass ich mal wieder der Erste bin, was mir aber ganz recht gelegen kommt. Ich bin gern der Erste, da ich dann in Ruhe das Essen bestellen und es mit allen Sinnen genießen und auskosten kann, im Gegensatz zu später, wenn die Bekannten da sind, man sich unterhält und aufgrund dessen sich nur noch nebenbei Essen in den Mund schiebt, ohne es wirklich noch richtig zu genießen und den guten Geschmack voll auszukosten.

Du lebst nur einmal – Teil 3: An der Straßenbahnhaltestelle

Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Es ist später Nachmittag und ich sitze an einer Straßenbahnhaltestelle und warte darauf, dass die Straßenbahn kommt, mit der ich zum Restaurant fahren möchte, in dem meine Freunde und ich mich einmal monatlich treffen. Während ich so dasitze, läuft am anderen Bahnsteig ein junges Mädchen, vielleicht 18 oder 19 Jahre alt, graziös auf und ab, während sie an einer Zigarette zieht, die sie zwischen Daumen und Mittelfinger hält. Schließlich schnipst sie den Zigarettenstummel auf den Bahnsteig, bevor sie eine Zigarettenschachtel aus ihrer Handtasche klaubt, ihr eine neue Zigarette entnimmt und weiter raucht. Schließlich kommt ein anderes Mädchen, ebenfalls eine Zigarette in der Hand. Die Mädchen umarmen sich, bevor sie sich auf die Wartebank setzen, wobei eines der Mädchen sich im Schneidersitz auf die Bank setzt.

Du lebst nur einmal – Teil 2: Neugier

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Ich sitze am PCs und lese ein paar Nachrichten im Internet, als plötzlich ein heller Schemen an meinem Fenster vorbeirauscht. Ich blicke auf, doch es ist nichts mehr zu sehen. Habe ich mich getäuscht? Ich wende mich wieder meinem Computer zu und plötzlich sehe ich wieder etwas aus dem Augenwinkel am Fenster. Ich blicke auf und in das neugierige Gesicht der Nachbarkatze. Normalerweise hält sie immer zwei Meter Abstand zu mir. Sie lässt mich ihr nicht nahekommen, doch jetzt, durch die Scheibe getrennt, fühlt sie sich scheinbar vor mir geschützt und verzichtet auf den Sicherheitsabstand. Ich fühle mich beobachtet, wie ein Tier im Käfig und frage mich, wie es wäre, wenn ich meine Wohnung nicht mehr verlassen könnte und tagein, tagaus Tiere vorbeigingen und mich mal desinteressiert, mal neugierig anstarrten. Also fast so, als lebte ich in einem Zoo mit Menschen für Tiere. Ich stelle es mir nicht besonders aufregend vor und denke, dass es den Tieren, die wir in Zoos oder in Gehegen in unseren Wohnungen oder auf unseren Grundstücken halten, nicht besonders gut geht, vor allem, wenn wir sie nur zur Unterhaltung, zur Befriedigung unserer Neugier oder als Ware betrachten.

Du lebst nur einmal – Teil 1: Ein guter Morgen

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Ich wache auf. Es ist kurz nach fünf Uhr morgens und ich habe ausgeschlafen. Man mag es kaum glauben, doch bin ich seit meiner Ausbildung Frühaufsteher und über mehrere Dekaden hat sich die Aufstehzeit in meinen Biorhythmus eingebrannt.
Ich stehe auf, kleide mich an und öffne die Rollläden.
Ich blicke aus meinem Wohnzimmerfenster hinaus und sehe am Rand des Topfuntersetzers, den ich vom Frühling bis Herbst immer mit Wasser als Tränke für Insekten und Vögel stehen habe, eine Weinbergschnecke sitzen. Es sieht fast so aus, als würde sie sich waschen. Langsam hebt und senkt sie ihren Körper auf die Wasseroberfläche und lässt sich dabei nicht stören.
Ich mache mir etwas zum Frühstück und während ich mein Frühstück verzehre, beobachte ich weiter die Schnecke.

Du lebst nur einmal – Teil 0: Prolog

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Ich muss raus. Erst ein Stück laufen, um meinen Frust und meiner Wut etwas Luft zu verschaffen, und um dann mich irgendwo hinzusetzen, um wieder etwas zur Ruhe zu kommen. So verlasse ich meine Wohnung und schreite kräftig aus, wobei mich meine Schritte wie von selbst an den Rand der Stadt, an einen See führen. An dem See stehen mehrere Sitzbänke, von denen ich auf einer Platz nehme und meinen Blick schweifen lasse. Langsam beruhigt sich mein in Wallung geratenes Blut und ich fange an nachzudenken.

Angst

Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

Ich bin auf einer Wanderung und habe mich in der Zeit verschätzt, sodass ich mich noch im tiefsten Wald befinde, obwohl es bereits dämmert. Was soll ich tun? Zurück in bewohnte Gebiete schaffe ich es sicher nicht mehr, bevor die Nacht hereinbricht. Die Nacht, die besonders dunkel sein wird, da Neumond ist und ich weit von einer Stadt oder einem Dorf entfernt bin, das mir durch seine Lichtverschmutzung, zumindest etwas, die Nacht erhellte.

Unter AFD-Wählern

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Ich befinde mich auf einer Dienstreise im Ruhrgebiet. Es ist der Nachmittag des zweiten Tages und wir befinden uns bei einem Unterlieferanten, eines Maschinenlieferanten. Wir haben den geschäftlichen Teil abgeschlossen und sprechen, wie es in solchen Fällen üblich ist, noch über dieses und jenes. Während dieses Gespräches kommt das Thema „Ukraine Krieg“ auf. Der „Ukraine-Krieg“, der bereits viele Menschenleben kostete, wobei jeden Tag noch mehr hinzukommen. Doch anstatt den Krieg zu verurteilen, bringen fünf der sieben Anwesenden zum Ausdruck, dass er uns nichts anginge und der Russe zum Teil recht habe. Die fünf Anwesenden, die wie ich, ihre Wurzeln in den neuen Bundesländern haben, begründen ihre Meinung damit, dass die NATO sich halt so weit ausgebreitet und die Russen bedroht habe, dass sie die Zähne zeigen müssten. Ferner bringen sie zum Ausdruck, dass Putin nur die Fehler rückgängig mache, die seine Vorgänger begingen, in dem sie die Sowjetunion zerfallen und die Teilstaaten in ihre Unabhängigkeit entließen.

Fällt dir etwas an mir auf?

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Es ist Montag und ich stehe gerade etwas kurzsichtig an der S-Bahnhaltestelle „Karlsruhe Marktplatz“. Kurzsichtig, da ich am vergangenen Tag durch Unachtsamkeit meine Brille unreparierbar beschädigte, was auch der Grund dafür ist, dass ich jetzt hier stehe. Ich bin hier, da ich gerade beim Optiker war, um eine neue Brille zu bestellen und mich jetzt auf den Weg zu meiner Arbeitsstelle befinde.
Während ich so da stehe und auf die S-Bahn warte, spricht mich eine Frau an: „Fällt dir etwas an mir auf?“ Ich bin von der Frage irritiert und überlege, ob ich die Frau irgendwoher kenne. Doch trotz meiner momentanen, nicht durch eine Brille korrigierte, Fehlsichtigkeit, bin ich mir sicher, sie nicht zu kennen. Doch da ich direkt angesprochen wurde, lasse ich mein Blick flüchtig über sie wandern und meine: „Nein, mir fällt nichts auf.“, da ich wirklich nichts Auffälliges an ihr sehe. Auf meine Aussage hin sieht sie mich irritiert an und sagt: „Schau mich noch einmal genau an, fällt dir tatsächlich nichts an mir auf.“ Daraufhin schaue ich sie mir noch einmal genau, mit leicht zusammengekniffenen Augen, aufgrund meiner Fehlsichtigkeit, an. Bei der Frau handelt es sich um eine Frau mittleren Alters, die nicht besonders hübsch, aber auch nicht besonders hässlich ist. Sie hat kurzes, gekräuseltes Haar, keine markanten Gesichtszüge und trägt auch kein auffälliges Make-up oder auffälligen Schmuck. Auch ihre Kleidung ist von einem schlichten und zeitlosen Wesen.

Tischgespräche 1: Waffenlieferungen und Flüchtlinge

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Person 1:
Was denkst du über die Panzerlieferungen an die Ukraine?

Person 2:
Ich halte sie für richtig.

Person 1:
Meinst du nicht, dass unsere Unterstützung zu weit geht und wir dadurch den Krieg verlängern und die Situation verschärfen? Meinst du nicht, dass wir uns besser heraushalten und mit Russland verhandeln sollten?

Vom Verb „huren“ und dem Versuch ehrlich zu sein und seine Meinung zu sagen

Geschätzte Lesezeit: 16 Minuten

Vorwort:
Die folgende Geschichte ist frei erfunden. Parallelen zu lebenden oder bereits gestorbenen Menschen sind rein zufällig und wahrscheinlich der Beschreibung des Sozial- und Sexualverhaltens verschiedener Mitglieder unserer Gesellschaft geschuldet. Sollte sich trotzdem einzelne Personen oder Personengruppen durch diese Kurzgeschichten angegriffen fühlen, tut es mir herzlich leid, aber sie können sich jegliche Kritik an ihr sparen, da ich ohnehin nicht auf sie eingehen werde und darüber hinaus die Kurzgeschichte einfach nur unterhalten und zum Nachdenken anregen soll.

Damit genug des Vorwortes und viel Spaß bei der Lektüre der Kurzgeschichte.

Midlife-Crisis – Brief 9: Die Büchse der Pandora

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Liebe Freundin,
vielen Dank für deine letzte Antwort. Du schreibst, dass man ruhig mehrere Lebensprojekte parallel laufen haben kann, je nachdem wie groß die Projekte sind. Ferner bringst du zum Ausdruck, dass man auch immer wieder neue Projekte in Angriff nehmen sollte, da sonst das Leben irgendwann fad und langweilig wird.
Was diese Aussagen betrifft, so muss ich dir recht geben. Leben ohne Projekte sind trist und fad. Es sind langweilige Leben, in denen man nicht selten seine Zeit für unwichtige Dinge verschwendet und über kurz oder lang dahinzuvegetieren beginnt. Doch trotzdem bin ich der Meinung, dass man nicht immer und immer wieder neue Projekte anfangen soll, sondern auch Projekte abschließen und das besonders in der zweiten Lebenshälfte, so dass am Ende, wie im vorherigen Brief geschrieben, nicht lauter lose Enden verbleiben.

Midlife-Crisis – Brief 8: Angefangenes zu Ende bringen

Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Liebe Freundin,
vielen Dank für deinen letzten Brief. Es freut mich, zu hören, dass es dir gut geht. Was deine Frage betrifft, wie es mir so geht, so muss ich leider antworten, wenn ich ehrlich bin, dass es mir momentan nicht besonders gut geht. Wenn ich voraussetze, dass deine Frage eine ehrliche und nicht nur eine Floskel ist, wie bei vielen Menschen heute, worauf die höfliche Antwort „Gut.“, wäre, so ist doch die ehrliche Antwort: „Nicht so besonders.“ Und dadurch, dass wir uns bereits so lange kennen, denke ich mal, dass zwischen uns die Frage, wie es einem geht, nicht nur eine Floskel ist. Doch ich lasse meine Gedanken abschweifen.
Der Grund dafür, dass es mir nicht besonders gut geht, ist, dass ich einen Unfall zwischen einem zweiundzwanzigjährigen Radfahrer und einer sechsundachtzigjährigen BMW-Fahrerin als Zeuge und Ersthelfer miterlebte. Einen Unfall zwischen einem Menschen, relativ am Anfang seines Lebens, und eines Menschen, dessen Leben doch schon recht weit fortgeschritten ist. Doch lass mich dich mit zurück an den Abend des Unfalls nehmen.

Midlife-Crisis – Brief 7: Eitelkeit

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Meine gute alte Freundin,
als ich deine Antwort auf meinen letzten Brief las, musste ich von Herzen schmunzeln. Ich musste schmunzeln, da du zum Ausdruck brachtest, dass die Menschen nicht nur mit Ende zwanzig bis Mitte dreißig innerlich zu sterben beginnen, sondern heutzutage schon viele in ihrer Pubertät, als Teenager oder junge Erwachsene. Du meinst, dass viele von uns bereits in ihren jungen Jahren zerbrächen und innerlich stürben. Als Grund für diese, deine Beobachtung führst du an, dass sich viele der jungen Leute in den sozialen Medien miteinander vergleichen und nicht selten nach einem überzogenen körperlichen Idealbild streben, wenn sie sich nicht gar überzogene „Werbe- und Filmfiguren“ als ihr Wunschspiegelbilder heraussuchen.

Midlife-Crisis – Brief 6: Schrödingers Katze

Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Liebe Freundin,
ich finde es schön, dass du schreibst, dass du nach der romantischen Liebe und einen Seelengefährten suchst. Nach einem Seelengefährten, mit dem du offen über alles kommunizieren und durch die Zeit gehen kannst.
Ferner bringst du auch zum Ausdruck, dass manche Menschen in der Mitte ihrer Leben nicht unbedingt fremdgehen, um die Bestätigung ihrer selbst, durch die Eroberung, zu erfahren, sondern, weil sie es als ein Abenteuer betrachten. Sie sehen es als ein Nervenkitzel, da immer das Risiko des erwischt werden besteht. Du siehst den Grund für diese Suche nach Abenteuern darin, dass viele Menschen, in der Mitte ihrer Leben, in Routinen gefangen sind und sich nicht selten innerlich tot fühlen. Sie fühlen sich leer und gelangweilt, und suchten aufgrund dessen das Abenteuer, um wieder zu spüren, dass sie noch leben und nicht bereits innerlich gestorben sind.

Midlife-Crisis – Brief 5: Liebe ungleich Sex ungleich Penetration

Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Liebe Freundin,
du schreibst, dass dir das Schuldzuweisungsspiel auch bereits aufgefallen ist. Überdies bringst du zum Ausdruck, dass es dir hauptsächlich in „Liebesbeziehungen“ auffiel, die mit der Zeit brüchig wurden. Ferner bringst du auch zum Ausdruck, dass du das besonders häufig beobachtetest, wenn einer oder beide der Partner*innen in eine Midlife-Crisis rutschten und aufgrund dessen ihre Leben neu zu beurteilen begannen.
Ich muss sagen, dass das mir auch schon aufgefallen ist. So habe ich zur Liebe und Sexualität bei vielen Freunden und Bekannten einige Beobachtungen gemacht, die mir symptomatisch für die Midlife-Crisis der Menschen erscheinen. Dabei sei schon einmal gesagt, dass das Verhalten der einzelnen Personen stark davon abhängig ist, was für ein „Liebesleben“ sie führten, bevor sie in die Krise schlitterten.

Midlife-Crisis – Brief 4: Die Suche nach einem Schuldigen

Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Liebe Freundin,
als Antwort auf meinen letzten Brief schriebst du, dass vielleicht ja all die Realisten, die Verrückten sind. Die Realisten, die die Welt sehen, wie sie ist und nicht selten an ihr verzweifeln, während es denen, die sich in Blasen der Ignoranz flüchten, wahrscheinlich leichter fällt, ein glückliches Leben zu führen. Denn ist es nicht ein Segen der Ignoranz, dass es einem durch sie gelingt, viele der Ungerechtigkeiten und Zerstörungen, die tagtäglich auf unserer Welt geschehen, auszublenden. Du meinst weiterhin, dass meistens die zerbrechen, die die wirkliche Realität sehen und trotzdem nach einer Utopie streben, in der alle glücklich, friedlich und nachhaltig zusammenleben.
Was deine Sicht betrifft, so kann ich sie nachvollziehen. Ich kann sie nachvollziehen, auch wenn ich daraus keine Rückschlüsse für mein Leben und mich ziehen kann. Was sollte ich auch an meiner Sicht auf die Realität ändern? Sollte ich etwa ebenfalls ein Teil der stumpfsinnigen, stillen Masse werden? Sollte ich all die Stumpfsinnigen für ihren einfachen Weg verdammen? Sollte ich mir vielleicht auch Schuldige suchen, die ich für alles Schlechte, was der Welt oder mir passiert, verantwortlich machen kann, nur um selbst unbesorgt zu leben? Nein, das kann und will ich nicht!

Midlife-Crisis – Brief 3: Der Abschied von der Realität

Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Liebe Freundin,
danke für deine Antwort auf meinen letzten Brief. Ich muss dir leider recht geben, dass ich das, was ich dir mitteilen wollte, sehr abstrakt darstellte. Du meinst, dass ich mehr mit Beispielen arbeiten sollte, um besser zu veranschaulichen und zu verdeutlichen, was ich wirklich zum Ausdruck bringen möchte. Ja, damit hast du recht und ich denke, dass mir das früher, ohne dass ich mir wirklich Gedanken darüber machte, einmal wirklich gut gelang. Warum es mir jetzt nicht mehr gelingt? Ich weiß es nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich die letzten Jahre eigentlich keine Briefe mehr schrieb und das meiste online erledigte. Selbst die Kommunikation mit meinen Freunden und Bekannten fand entweder durch Sprachnachrichten oder ein paar kurzen Zeilen, in den verschiedensten Chat- und Messangerprogrammen statt. Wann schreibt man denn auch heutzutage schon einmal ausführliche Mitteilungen oder teilt seine Gedanken jemanden schriftlich mit? Kaum! Und so ist es mit dem Schreiben, wie mit jeder Fähigkeit, die man besitzt, nämlich dass sie verkümmert, wenn man sie nicht mehr oder nur selten benutzt.

Midlife-Crisis – Brief 2: Lebensziele

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Liebe Freundin,
zuallererst einmal vielen Dank, dass du mir erlaubst, dich auch weiterhin mit meinen schriftlichen „Ergüssen“ zu behelligen.

Auf meinen letzten Brief hast du mir geantwortet, dass man erst ein gewisses Alter erreicht haben muss, um qualifizierte Entscheidungen treffen zu können. Ferner meinst du, dass das besonders auf die Entscheidungen zuträfe, die den eigenen Lebensweg beträfen. Entscheidungen, für die man Lebenserfahrung, einen Grundstock an Wissen und Verantwortungsbewusstsein benötigt, über das man in den ersten beiden Lebensdekaden noch nicht oder nur

Midlife-Crisis – Brief 1: Prolog

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Liebe Freundin,
die Jahrzehnte vergehen und wir werden mit jedem Jahr, das vergeht, älter und kommen dem Tod einen Schritt näher. Wir werden älter und statistisch gesehen haben wir bereits die Hälfte unserer Leben verlebt.
Denke ich daran, dass bereits die Hälfte meines Lebens vorbei sein soll, so wird mir angst. Ich habe Angst, da ich noch kaum etwas von dem erreichte, was ich eigentlich in meinem Leben erreichen wollte. Denke ich zurück an meine Kindheit, so hatte ich viele Ziele und es wurden mit jedem Jahr mehr, bis ich schließlich zwanzig war. Mit zwanzig fingen sich meine Ziele langsam aber stetig an zu verfestigen. Ich begann auf sie hin- und sie abzuarbeiten. Wobei, „abgearbeitet“ habe ich eigentlich noch keines von ihnen. Stattdessen sind bei meinen Zielen immer weitere, neue Nuancen zum Vorschein gekommen. So hatte ich zwar immer grob die gleichen Ziele, doch wollte ich im Detail immer etwas anders machen, als vorher gedacht und geplant. Aufgrund dessen habe ich bisher eigentlich noch keines meiner Lebensziele endgültig erreicht und den entsprechenden Lebensfaden zu einem für mich befriedigenden Abschluss gebracht.

Verblassende Erinnerungen – Eine Einbriefkurzgeschichte

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Liebe Freundin,
die Zeit vergeht wie im Flug. Stunden, Tage, Monate und Jahre ziehen dahin und wir werden älter. Wir werden älter und beginnen zu vergessen. Schleier legen sich über unsere Erinnerungen und die Momente, die uns einst wichtig waren, verschwimmen hinter ihnen. Es sind Erinnerungen an persönliche Erlebnisse und Freunde, die einem das Leben im Guten wie im Schlechten prägten. Es sind Momente, die uns zu den Menschen machten, die wir heute sind. Doch die Zeit vergeht, Lebenswege ändern sich und manch einmal verliert man sich und seine Vergangenheit.
Der ein oder andere mag vielleicht behauptet, dass es das ein ums andere Mal ein Segen ist, vergessen zu können und sich nicht mehr an bestimmte Geschehnisse erinnern zu müssen. Doch im Laufe meines Lebens habe ich viel zu häufig festgestellt, dass dem nicht so ist. Bei Freunden, Bekannten und ich muss zugeben, auch mitunter bei mir selbst, bemerkte ich, dass man, wenn man die Vergangenheit vergisst, nicht selten auch die Lehren, die man aus dem einst Erlebten zog, verdrängt und aufgrund dessen die gleichen alten Fehler wiederholt.
Doch warum sollte sich in diesem Bezug auch der einzelne Mensch von unserer Gesellschaft als ganzes unterscheidenden? Warum sollte er sich erinnern, wenn doch häufig unsere Gesellschaft als ganzes die Vergangenheit vergisst und aufgrund dessen auch immer und immer wieder die alten Fehler wiederholt?

Die Umarmung und die Gedanken

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Ein geselliger Abend geht zu Ende und es heißt Abschied nehmen. Es heißt sich von Menschen, die man mag oder nicht, wenn sie einem gar nicht vollkommen egal sind, Abschied zu nehmen. Es heißt, seine Sachen zusammenzupacken, seine Straßenkleidung anzuziehen und den gemeinsamen Abend abzuschließen, in der Hoffnung, dass er, wenn man ihn denn genoss, sich wiederholt.

Der Weg in eine bessere Zukunft?

Geschätzte Lesezeit: 24 Minuten

Es brodelt in unserem Land. Es brodelt und das nicht gerade leicht. Es ist nicht nur ein Sturm im Wasserglas, nein, ein hausgemachter Orkan fegt durch das Land. Wobei, es ist nicht nur ein Orkan, sondern viele. Viele, die aneinander geraten und Schneisen der Verwüstung hinterlassen. Überall gehen Menschen auf die Straße und demonstrieren. Menschen, die eine Meinungsminderheit repräsentieren, wobei das ja nicht passé schlecht ist. Schlecht ist nur, dass mittlerweile die „Minderheiten“, die auf die Straße gehen, nicht wie einst, die moralische und ethische Wahrheit auf ihrer Seite haben, nein, meistens sind es einfach unzufriedene Menschen, die sich über etwas beschweren wollen. Aufgrund der „Demonstrationen der Unzufriedenen“ bekomme ich mehr und mehr den Eindruck, dass viele Menschen, nur noch auf Demonstrationen gehen, um ihrer persönlichen Unzufriedenheit Luft zu machen und andere dazu aufzufordern, etwas zu verändern, wobei die wenigstens sich selbst und ihre Leben hinterfragt oder ändern möchten. Nein, sich selbst hinterfragen und ändern wollen sich wahrlich die wenigsten, denn für viele von ihnen sind ja nur die anderen das Problem oder für die Probleme auf der Welt verantwortlich. So demonstrieren zwar einige wenige für eine gerechtere Welt und eine bessere Zukunft, aber andere dafür, dass alles so bleibt, wie es ist, egal, wie dann auch die Zukunft aussieht.

Eine letzte Liebesgeschichte – Brief 14: Epilog

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Liebe Freundin, das wird der letzte Brief sein, den ich dir schreibe. Etliche Jahre sind vergangen, seitdem ich dir den ersten Brief geschrieben habe. Jahre seitdem wir das letzte Mal persönlich miteinander sprachen und ich muss sagen, dass ich unsere Gespräche vermisse. Ich vermisse unsere Gespräche, dein Lachen und deine Anwesenheit.
Jahre bist du jetzt schon nicht mehr hier und bei mir stapeln sich die Briefe, die ich an dich schrieb. Die Briefe, die ich schrieb und dir an deinem Grab vorlas. Briefe, die von meiner Suche nach der Liebe und meinem Leben in einer Liebesbeziehung berichten, wobei mir durch die Briefe immer deutlicher bewusst wurde, dass eigentlich du die erste wirkliche Liebe meines Lebens warst, auch wenn es eine rein platonische Liebe war und ich dir nie meine Gefühle, da ich sie mir selbst nicht eingestand, beichtete. Du warst die Liebe meines Lebens und die Person, die ich nicht mehr in ihm missen wollte.

Eine letzte Liebesgeschichte – Brief 13: In Erwartung des Nachwuchses

Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Liebe Freundin, heute kann ich dir von einer guten Neuigkeit berichten. Ich kann dir davon berichten, dass ich bald Vater werde. Ich werde bald Vater, da meine Partnerin mittlerweile im achten Monat schwanger ist. Doch, nicht nur das. Nein, sie trägt dabei auch noch Zwillinge unter ihrer Brust. Zwillinge, ein Mädchen und ein Junge. Ich freu mich so. Ich freue mich auf unsere Kinder und auf den neuen Lebensabschnitt, der mit ihnen beginnt.

Eine letzte Liebesgeschichte – Brief 12: Hochzeit und Familienplanung

Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

Liebe Freundin, seitdem ich dir das letzte Mal schrieb, ist mal wieder viel Zeit vergangen und einiges passiert. Es ist viel Zeit vergangen und ich habe das Gefühl, dass ich mich dafür entschuldigen muss, dass ich dich nicht auf dem Laufenden hielt. Ich muss mich bei dir entschuldigen, da ich nachlässiger mit dem Schreiben von Briefen geworden bin, so dass seit meinem letzten Brief an dich beinahe zwei Jahre vergangen sind.

Eine letzte Liebesgeschichte – Brief 11: Das Zusammenleben

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Liebe Freundin, meine Partnerin und ich haben eine passende Wohnung für uns gefunden und den Zuschlag erhalten, so dass wir unsere „Singlewohnungen“ auflösten und unsere erste wirklich gemeinsame Wohnung bezogen. In dieser Wohnung leben wir nun bereits seit sechs Monaten zusammen.

Mit unseren Singlewohnungen aufgelöst und unserer gemeinsamen Wohnung bezogen, stellte sich uns bald die Frage, wie wir die finanzielle Seite unseres gemeinsamen Zusammenlebens regeln sollten. Der Zeitpunkt mag vielleicht etwas spät erscheinen, doch da wir vorher noch unsere beiden Singlewohnungen unterhielt, haben wir während der Zeit des Probewohnens einfach abwechselnd unsere gemeinsamen Einkäufe bezahlt und uns keine Gedanken darüber gemacht, ob der eine mal mehr oder weniger zahlt. Frei nach dem Motto: „In der wirklichen Liebe spielt Geld keine Rolle.“ Doch mit einem gemeinsamen Hausstand wurde die finanzielle Last größer und wir hatten beide über die Jahre in unseren Freundes-, Bekannten- und Familienkreis festgestellt, dass ein finanzielles Ungleichgewicht in einer Liebesbeziehung zu Streit und fragwürdigen Abhängigkeitsverhältnissen führen kann. Das mag jetzt wenig romantisch klingen, denn wenn man verliebt ist, hofft man ja, dass die Liebe ewig wehrt. Doch häufig geht die Liebe zu Ende und manch einmal trägt der Umgang mit Geld, der zu Spannungen in einer Beziehung führt, entscheidend zum Ende bei. Also warum nicht prophylaktisch über das Thema sprechen, um diesen potentiellen Konfliktpunkt frühzeitig zu entschärfen?

Eine letzte Liebesgeschichte – Brief 10: Probewohnen und Wohnungssuche

Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Liebe Freundin, schon eine Weile habe ich dir nicht mehr geschrieben und als Entschuldigung bleibt mir eigentlich nur vorzubringen, dass die Zeit rasend schnell vergeht, wenn man glücklich ist. Mittlerweile bin ich seit achtzehn Monaten mit meiner Partnerin zusammen und wir befinden uns seit drei Monaten, nach ebenso vielen Monaten des Probewohnens, auf der Suche nach unserer ersten gemeinsamen Wohnung.

Eine letzte Liebesgeschichte – Brief 9: Wenn fast alles passt

Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

Liebe Freundin, manch einmal weiß man gar nicht wie einem passiert und man findet sich in einer Position, in der zwischenmenschlich alles passt und man eine Liebesbeziehung eingeht. Zumindest erging es mir so.
Vor neun Monaten lernte ich bei einer Veranstaltung eine Frau kennen, die neu in die Gegend gezogen war. Wir verstanden uns auf Anhieb gut und unternahmen ab diesem ersten Treffen regelmäßig etwas zusammen. So wurden wir über den Zeitraum von fünf bis sechs Monaten erst Bekannte, schließlich Freunde und schon bald sehr gute Freunde. Als wir dann, vor etwa drei Monaten, mal wieder etwas gemeinsam zum Abend kochten und aßen, sah sie mich beim Essen plötzlich eine Zeitlang aufmerksam an und meinte dann: „Manch einmal frage ich mich, ob wir wirklich nur ‚gute Freunde‘ sind und nicht eigentlich schon ein Paar. Zumindest fühlt sich unsere Bekanntschaft für mich manch einmal schon wie eine Liebesbeziehung an.“ Von ihrer Aussage etwas irritiert, sah ich sie einen Moment lang schweigend und verdutzt an, bevor ich in mich hinein hörte und meinte: „Können wir denn nicht beides sein? Können wir nicht einfach sehr gute Freunde und ein Liebespaar sein?“ Darauf lächelte sie, stand auf, kam zu mir und setzte sich auf meinen Schoß. Dort sitzend lächelte sie mich immer noch keck an und dann küssten wir uns zum ersten Mal. Wir küssten uns ganz zärtlich und ich schäme mich nicht zuzugeben, dass ich meine Partnerin in diesem Moment am liebsten für immer in den Armen gehalten und geküsst hätte. Am liebsten hätte ich sie für immer festgehalten, denn mit jedem Kuss, den wir austauschten, begann mein Herz schneller zu schlagen und ich mehr und mehr ihre körperliche Nähe, ihre Wärme an meinem Körper, zu genießen. Doch jeder Moment geht einmal vorbei und so lösten wir uns schließlich voneinander und beendeten unser jetzt kaltes Abendessen, als das erste gemeinsame Essen unserer Liebesbeziehung.

Eine letzte Liebesgeschichte – Brief 8: Von Weltbürger*innen und gläsernen Menschen

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Liebe Freundin, in allen Lebensbereichen hält die digitale Vernetzung Einzug und als wäre das noch nicht genug, um damit zurechtzukommen, so sind wir auf einmal auch alle Weltbürger. Wir sind Weltbürger, die sich global vergleichen und ihre Leben im globalen Maßstab beurteilen.
All das, also die digitale Vernetzung und das Weltbürgertum, haben dazu beigetragen, dass unsere Leben und die sozialen Beziehungen komplexer geworden sind. Nicht das du mich falsch verstehst, der Fortschritt, besonders im digitalen Bereich, hat viel Schönes mit sich gebracht, doch dort, wo sich früher Freundschaften und Beziehungen lokal definierten und es einfach nur im Kleinen klappen musste, müssen heute alle weltlichen Dinge berücksichtigt werden, bevor man überhaupt von Freundschaft oder gar von Liebe sprechen kann. Um ein Beispiel dafür zu bringen, welches globale Thema schnell zu Streit führen kann, möchte ich hier kurz die Völkerrechtsverletzungen, die Israel mit seiner Siedlungspolitik im Westjordanland begeht, anführen. Dieses Gesprächsthema hat alle Ingredienzen dafür, schnell in Unterhaltungen zu Spannungen zu führen, obwohl uns die Siedlungspolitik Israels im Westjordanland nicht direkt betrifft. So werden einige der Gesprächspartner*innen meinen, dass man, und insbesondere wir Deutschen, Israel auf Grund unserer Vergangenheit nicht kritisieren dürfen, wohingegen wiederum andere meinen werden, dass Wahrheiten objektiv angesprochen gehören, solange man aufgrund dessen nicht alle Menschen einer Religion oder eines Landes über einen Kamm schert und diffamiert.

Eine letzte Liebesgeschichte – Brief 7: Lügen

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Liebe Freundin, im Moment geht es mir nicht besonders gut. Mir geht es nicht gut, da mir seit Tagen und Wochen immer deutlicher bewusst wird, dass wir Menschen gerne und ziemlich viel lügen. Wir lügen, sei es, dass wir uns selbst oder andere belügen. Lügen begleiten unsere Leben und ihre Motivation kann in Bereicherung, Besänftigung oder Selbstbetrug liegen. So belügen sich Menschen gerne, um sich selbst Absolution zu erteilen, beispielsweise wenn sie etwas tun, das negative Auswirkungen auf ihre Umwelt hat. Doch nicht nur das, viele Menschen belügen auch gerne andere Menschen, wenn es ihnen materielle oder immateriell Vorteile verspricht, also wenn sie sich durch ihre Lügen, Aufmerksamkeit, Zuneigung oder materielle Vorteile versprechen. Aber diese Arten des Lügens sind den Menschen noch nicht genug und so leben sie zum Teil auch noch verschiedenste Lügen. Viele von uns Menschen leben über Monate und Jahre hinweg Lügen, weil wir häufig uns selbst und ganz selten einmal andere, vor einer unbequemen Wahrheit schützen möchten. Das tun einige von uns Menschen, da sie glauben, dass die Lügen angenehmer als die bittere aber echte Wahrheit sind.

Eine letzte Liebesgeschichte – Brief 6: 1. Date, 2. Date, Enttäuschung

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Liebe Freundin, manchmal frage ich mich, ob die Evolution uns Menschen zu Sukkuben und Inkuben werden lässt. Zu dämonischen Wesen, denen es primär darum geht, sich körperlich zu vereinigen. Sind wir Menschen zu Wesen geworden, denen es in der Liebe primär darum geht, einen Partner zu finden, mit dem man Sex haben kann und dann erst an zweiter Stelle die Frage nach dem zwischenmenschlichen Verständnis steht? Dabei heißt es doch, dass Liebe Zeit braucht. Zeit, um einander wirklich kennenzulernen und um festzustellen, ob die Gedanken und Gefühle von einem für den anderen Menschen echt und anhaltend oder nur durch die Hormone vorgegaukelt sind. Man brauch auch Zeit, um festzustellen, ob die Leben und Tagesabläufe der potentiellen Partner miteinander kompatibel sind. Schon die kleinsten Gesten und Verhaltensweisen können nicht gewollt sein, falsch verstanden werden und zu Spannungen führen. Eigentlich allem, was ein Mensch tagtäglich tut, kann das Potential für einen Konflikt innewohnen. So sollten doch die zwei potentiellen Partner erst einmal in Ruhe schauen, ob sie es schaffen über alle Dinge zu reden und einen gemeinsamen Standpunkt zu finden, ohne sich an die Gurgel zu gehen. Einen gemeinsamen Standpunkt, den beide haben oder zumindest tolerieren können, ohne dass es zu zerstörerischen Spannungen zwischen ihnen kommt.

Eine letzte Liebesgeschichte – Brief 5: Ein freundschaftliches Treffen?

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Liebe Freundin, wir Menschen sind schon komische Wesen. Wir sind Wesen, die sich tagtäglich über Gott und die Welt austauschen, sei es schriftlich oder im Gespräch. Wir kommunizieren ständig miteinander und unsere kulturelle Entwicklung hat uns einen ziemlich großen Wortschatz an die Hand gegeben, mit dem wir eigentlich alles, en dé­tail, beschreiben und ausdrücken können. Trotz der Möglichkeiten, die uns die Benutzung der Sprache bietet, bedienen wir uns ihrer in manchen Situationen nicht, sondern sind der Meinung, dass unsere nonverbale Konversation, also unserer Verhalten, schon für sich spräche und unmissverständlich sei.

Eine letzte Liebesgeschichte – Brief 4: Ein geselliger Abend, zum Ausklang der Pandemie?

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Liebe Freundin, langsam geht die aktuelle Pandemie, mit den Einschränkungen, die sie uns brachte, ihrem Ende entgegen. Sie geht ihrem Ende entgegen, da Wissenschaftler Vakzine gefunden haben, mit den sie uns Menschen impfen und zum Teil immunisieren können. So grassiert der krank machende Virus zwar immer noch um die Welt, verbreiten Angst, Schrecken, Tod und Leid und mutiert fröhlich vor sich hin, doch wir, in der „entwickelten Welt“, haben die Hoffnung, dass es besser wird. Die Hoffnung, die für einige zu spät kommt und andere dazu bringt, gleich wieder in die Vollen zu gehen, um ihr „altes Leben“ zurückzufordern, gerade so, als hätte es die aktuelle Pandemie nie gegeben.
Was mich betrifft, so freute ich mich auf die Lockerungen, die mit dem Sinken der Infektionswerte kamen. Ich freute mich darauf, wieder hinauszugehen und Freunde und Bekannte zu treffen. Hinaus, um auf kleine Feiern und Feste zu gehen, um auf ihnen wieder neue Leute kennenzulernen, was ich in der Pandemie aus Rücksicht auf andere und Selbstschutz überwiegend unterlassen habe.

Eine letzte Liebesgeschichte – Brief 3: Eifersucht

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Liebe Freundin, uns Menschen wohnt ein kleines Teufelchen inne, das uns neidisch auf die Welt und andere Menschen blicken lässt. Das Teufelchen, mit den Namen Neid, lässt uns begehren, was andere, im Gegensatz zu uns, haben. Es lässt uns materielle und immaterielle Dinge begehren und wir müssen lernen, es in Zügeln zu halten, damit es nie seine volle Kraft entfaltet, die nur zerstören kann. Schaffen wir es, unseren Neid zu zügeln und in konstruktive Bahnen zu lenken, so kann er uns Kraft und Motivation geben, uns selbst zu verbessern. Er kann uns dann danach streben lassen, noch etwas im Leben erreichen zu wollen, ohne dabei etwas anderes zu zerstören oder als Nihilist zu leben.
Doch warum schreibe ich dir vom Neid? Ich schreibe dir vom Neid, da er sich manch einmal in Schale wirft und sich dann als Eifersucht in unsere Leben schleicht. Er macht sich schick, legt jegliche positive Eigenschaft ab und möchte einfach nur noch etwas besitzen, das bereits ein anderer sein Eigen nennt. Es ist dieses zerstörerische Gefühl der Eifersucht, das sich auch gerne in die Herzen von Liebenden, sei es einseitig Liebende oder Liebende in einer Partnerschaft, schleicht.
Von ebendieser Eifersucht möchte ich dir schreiben, da mich eine alte Freundin besuchen kam, deren Leben momentan durch die Eifersucht ihres Freundes sehr eingeschränkt und fremdbestimmt ist.

Eine letzte Liebesgeschichte – Brief 2: Was ist Liebe oder Liebe im Wandel des Lebens

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Liebe Freundin, was ist überhaupt Liebe? Was ist die Liebe, die wir Menschen häufig suchen und für die wir so manche Dummheit in Kauf nehmen? Mir wurde vor einigen Tagen bewusst, dass ich diese Frage nicht so beantworten konnte, als dass es für mich zufriedenstellend wäre. Ich wusste nicht, was für mich die Liebe ist und so verbrachte ich die letzten Tage damit, mir Gedanken darüberzumachen und von diesen Gedanken möchte ich dir in diesen Brief berichten.

Eine letzte Liebesgeschichte – Brief 1: Prolog

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Liebe Freundin, schon lange Zeit habe ich keinen privaten Brief mehr geschrieben, doch Zeiten ändern sich. Zeiten ändern sich und manch einmal wird altes wieder aktuell. So wie das Schreiben von Briefen, in der aktuellen Pandemie.
Die Pandemie, sie brach über mich und mein Leben herein und setzte der selbstauferlegten Hektik meiner Existenz ein Ende. Ein Ende, das mich ins Nichts fallen ließ. Kein Treffen mehr mit Freunden, kein Eilen mehr von Termin zu Termin, sondern überwiegend das mit sich selbst Alleinsein. Das Alleinsein und mit sich selbst klarkommen müssen. Die Pandemie brachte für mich eine aufgezwungene Entschleunigung, die mich, mich selbst fragen ließ, was ich eigentlich noch erreichen und in meinem Leben nicht länger missen möchte.

„Die Zeit war (nicht) gut zu dir“ – Zwei ein Brief Kurzgeschichten

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Die Zeit war nicht gut zu dir

Liebe Freundin,
wir hatten uns seit fast einer Dekade nicht mehr gesehen, sondern nur noch über die sozialen Medien Kontakt gehalten, bevor du letzten Freitag übers Wochenende zu mir zu Besuch kamst. Du kamst und das Erste, das ich dachte, als ich dich nach all den Jahren wieder sah, war: „Die Zeit war nicht gut zu dir.“ Ich schämte mich für diesen Gedanken und so behielt ich ihn für mich. Ich behielt ihn für mich und begrüßte dich, wie man eben eine gute alte Freundin begrüßt, indem ich dich umarmte, wie wir es auch immer in unseren jungen Jahren getan haben. Doch etwas hatte sich verändert, denn als ich dich umarmte, verspürte ich nicht mehr die Wärme deines Körpers und ein angenehmes Gefühl der Vertrautheit, nein, stattdessen stieg mir sofort ein unangenehmer Geruch nach kaltem Zigarettenrauch in die Nase, der mich dazu brachte, nicht länger als unbedingt nötig, in deiner unmittelbaren Nähe zu sein. Es war ein unangenehmer Geruch. Es war ein unangenehmer erster Eindruck, den du mir da, nach all den Jahren unserer Freundschaft, vermitteltest. Doch auf den ersten Eindruck, vor allem wenn man alte Freunde trifft, soll man nicht so viel geben, sondern versuchen offenzubleiben, um einander wieder wirklich kennenzulernen. So versuchte ich offenzubleiben und das zu finden, dass unsere Freundschaft einst ausmachte, doch auch die Unterhaltungen, die wir am Wochenende führten und die Unternehmungen, die wir in Angriff nahmen, machten mir bewusst, dass leider der erste Eindruck, den ich nach all den Jahren wieder von dir hatte, der richtige war und von dem, was unsere Freundschaft einst ausmachte, nichts mehr viel übrig geblieben ist.

Über Gespräche unserer Zeit

Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Ich bin müde, erschöpft von den Unterhaltungen unserer Zeit. Einst unterhielt ich mich gerne mit den Menschen. Ich lernte gerne neue Menschen kennen und diskutierte mit ihnen über Gott und die Welt. Doch irgendetwas änderte sich. Entweder ich mich oder sich meine Gesprächspartner. Es änderte sich die Unterhaltungskultur und es verschwand die generelle Freude an Diskussionen. Es verschwand das Interesse am Austausch von Meinungen und dem Bedürfnis seinen Horizont zu erweitern, um die Welt besser kennenzulernen und zu verstehen. Es verschwand das Bedürfnis sich selbst, durch Unterhaltungen, weiterzuentwickeln.

Ein Moment im Leben einer Schlange

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Erschütterungen des Erdbodens wecken mich. Verschlafen spüre ich ihnen nach. Sie kommen näher und näher. Sie ängstigen mich. Sie künden von Tod und Verderben. Wie viele meiner Freunde und Verwandten spürten die Erschütterungen, bevor sie starben?
Panik ergreift mein Herz und ich versuche zu flüchten. Ich versuche der Gefahr zu entkommen. Doch es ist zu spät. Ich schlängle mich gerade in Richtung Ausgang, in Richtung meiner vermeintlichen Sicherheit, als sich vor mir ein Abgrund auftut und ich ins Nichts stürze.

Der Ausstand

Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Der Kuchen steht zusammen mit mehreren Kannen voll Kaffee und Tee auf den Tischen bereit. Doch, nicht nur das. Für den späteren Abend habe ich auch noch ein paar Kisten mit Limonade und Mineralwasser, sowie Tabletts mit belegten Brötchen organisiert. Doch, damit ist es immer noch nicht genug, zu guter Letzt, wenn die Gäste gingen, erhielte jeder von ihnen eine persönliche Geschenktüte. Eine Geschenktüte, die eine selbst geschriebene Abschiedskarte und ein kleines persönliches Präsent enthielte. Eine Abschiedskarte mit ein paar persönlichen Gedanken und Wünschen für die Zukunft und ein Geschenk, dass mit dem zu tun hat, was mich mit der jeweiligen Person einst verband. So enthielt die Geschenktüte, die ich einer Grundschulfreundin zu schenken gedachte, einen Gedichtband, da ich zusammen mit ihr, in der vierten Klasse, die Begeisterung für das Lesen und die Poesie entdeckte. Die Geschenktüte für einen Bekannten, aus meinem Abschlussjahrgang, enthielt dagegen eine Konzertkarte, da ich mit ihm das erste Mal in meinem Leben auf einem Rockkonzert war und aufgrund dessen mit ihm meine Liebe zur Musik verband.

Mein Platz (um ich selbst zu sein)

Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Meine Füße tragen mich ohne ein bestimmtes Ziel durch die Welt. Sie führen mich durch meine Heimatstadt, in der ich seit Jahrzehnten wohne und durch Felder und Wälder, in denen ich ebenso lange schon Ruhe und Entspannung finde, oder besser gesagt, einst fand. Sie führen mich an Orte, die ich seit Dekaden kenne, und die mir doch seltsam fremd geworden sind.
Ich laufe an den Orten vorbei, an denen ich einige Freunde zum ersten Mal traf und stelle fest, dass sie sich verändert haben. Die alten Kneipen und Cafés sind verschwunden, genauso wie die Orte, an denen meine Freunde und ich, in unserer Jugend abhingen. Selbst der Ort, an dem ich das erste Mal ein Mädchen küsste, existiert nicht mehr. Der Zahn der Zeit zog durch die Straßen der Stadt, die Felder und Wälder und veränderte sie nachhaltig. Der Zahn der Zeit, der mit dem Tod von alteingesessenen Ladenbesitzern, Schicksalsschlägen und Katastrophen einherging, durch die sich immer und immer wieder Dinge änderten. Es verschwand althergebrachtes und machte neuem Platz. Neuem, aber auch besserem?

Das Leben von Geschichten

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Hey du! Ja, genau du. Halt mal etwas Inne und setzt dich zu mir. Ich möchte dir etwas erzählen.

Warum zögerst du? Ich beiße nicht und das, was ich dir erzählen möchte, kostet dich nichts, außer einen Moment deiner Zeit.

Schau nicht so gehetzt auf deine Uhr und mache nicht so eine entschuldigende Geste. Wenn du so, wie jetzt, immer durch dein Leben hetzt, verpasst du es nur. Du verpasst es, da du keine bis wenige neue Erfahrungen sammelst und nur eine Lebensgeschichte schreibst, die aus dem ‚durchs Leben rennen‘ besteht.

Na also, setzt dich. Möchtest du einen Tee?

Hier bitte. Und jetzt zu dem, was ich dir erzählen möchte.