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Sekunde für Sekunde verstreicht die Lebenszeit. Mit jeder Sekunde wird man älter und die Sekunden summieren sich zu Minuten, Stunden, Tagen, Wochen, Monaten und Jahren. Zu Jahren, von denen die meisten Menschen die Absolvierung bzw. das Überleben eines weiteren kräftig feiern.
In jungen Jahren können die meisten Menschen kaum abwarten älter zu werden, da ihnen mit dem Älterwerden von der Gesellschaft immer mehr Rechte eingeräumt werden. Wobei im Gegenzug zu der Gewährung der Rechte, auch die Erfüllung gewisser Pflichten erwartet wird. Doch kaum haben die Menschen die Altersschwelle überschritten, an der die Gesellschaft ihnen alle Rechte gewährt, so sehnen sie sich schon nach ihren jungen Jahren zurück und meistens nimmt diese Sehnsucht noch, mit zunehmendem Alter, stetig zu. Die Sehnsucht nimmt zu, da sie feststellen, dass die Pflichten, die ihnen im Gegenzug für ihre Rechte auferlegt werden, nicht immer nur Sommer-Sonne-Sonnenschein sind, sondern einem das ein ums andere mal auch etwas abverlangen. Darüber hinaus stellen sich bei vielen Menschen, mit zunehmendem Alter, mehr und mehr körperliche Schwächen und Unzuverlässigkeiten ein. Der Körper beginnt erste Makel wie Falten und Haarausfall aufzuweisen und dann, wenn der Mensch, dem dieser Körper gehört, diese Makel bemerkt oder in seinem Spiegelbild sieht, stellt sich bei ihm nicht selten eine Angst vorm Älterwerden ein. Eine Angst, die viele Menschen dazu bringt, mit Kosmetikprodukten und teilweise auch ärztlichen Eingriffen, gegen die Altersspuren, die die absolvierten Lebensjahre an ihren Körpern hinterließen, vorzugehen. Wobei dabei das ein ums andere mal billigend in Kauf genommen wird, dass man nach einer Behandlung mit Schönheitsprodukten oder einem chirurgischen Eingriff, nicht mehr wie ein gesunder Mensch, der in Würde altert, sondern eher wie ein misshandelter Clown, aussieht.
„In Würde altern“, ist dabei eine schöne Ausdrucksweise, von der viele sprechen, wenn sie vom Älterwerden reden, wobei das, was sie im Kontext dieser Redewendung häufig mit „Würde“ meinen, mit der eigentlichen Würde nicht viel gemein hat. Zumindest ist das meine Meinung. Der Grund dafür ist, dass viele Menschen unter „In Würde altern“ verstehen, dass sie ihr ganzes Leben lang tun und lassen können, was sie wollen und das sie all die Lebensjahre, die noch kommen mögen, gut in Schuss aussehen. Ich gewann im Laufe meines Lebens sogar den Eindruck, dass die Menschen ihre Würde nur an materiellen und / oder optischen Merkmalen festmachen und nicht an immateriellen Dingen, wie Wissen, Witz und Verstand. Wissen, Witz und Verstand, die einem erlauben, sich gut gelaunt mit dem Älterwerden abzufinden und den Lebensgenuss und das Gefühl von Würde aus dem eigenen Charisma zu ziehen. Betrachte ich mir diese Menschen, im Gegensatz zu den Menschen, die wild und laut gackernd dem Aussehen und der körperlichen Leistungsfähigkeit junger Jahre nachstreben, anstatt dass sie ihre Zeit und ihr Geld dafür aufwenden, an ihren Verstand und ihren Witz zu arbeiten, so stelle ich fest, dass sie einen guten Weg gefunden haben, um in Würde zu altern. Doch was zeichnet jetzt das Altern in Würde wirklich aus?